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  • Gerade in der Corona-Krise melden einige Bürger vermeitliche Verstöße. Unser Symbolbild zeigt Polizisten am 21. März im Volkspark Friedrichshain in Berlin.
  • Foto: picture alliance/dpa

Nein, danke!: Fremdes Auto, Gruppen im Park – Corona-Spitzel machen Meldung

Köln –

Niemand braucht jetzt feindselige Hinweise auf „Fahrzeuge mit ganz fremden Kennzeichen“, die in der Nachbarschaft parken. Auch die Polizei will das nicht. Selbst in Zeiten der Corona-Pandemie gilt: Jeder kehre vor seiner eigenen Tür. Ein RND-Kommentar von Harald Stutte.

Einige Bürger sehen sich in der Pflicht, vermeintliche Verstöße während der Corona-Krise zu melden – dabei kann es sich auch nur um einen Verdacht handeln. So verhält man sich aber eben nicht.

Deutschland ist, bislang jedenfalls, glimpflich durch die Corono-Krise gekommen

Die Pandemie bietet die Chance, „das Beste in uns“ hervorzurufen, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Zu Recht! Im Land gibt es viel Solidarität, Zusammenhalt, Verzicht, Empathie.

Deutschland ist, bislang jedenfalls, vergleichsweise glimpflich durch diese schlimme Krise gekommen. Und das liegt auch an unserer Fähigkeit, sich vernunftgeleitet nachvollziehbaren Zwängen zu fügen.

Diese auch im Ausland bewunderte Disziplin hat jedoch eine Schattenseite: Die Neigung mancher Mitbürger zu Belehrung, Maßregelung, Denunziation.

Corona-Spitzel blockieren Notrufleitungen

Mancher fühlt sich berufen, vermeintlich im Auftrag einer höheren Macht, der Ordnungsmacht nämlich, angebliches oder tatsächliches Fehlverhalten zu maßregeln. Natürlich kann es Extremfälle geben, etwa wenn Uneinsichtige vorsätzlich in Gruppen gegen die Regeln verstoßen.

Doch ein wachsender Anteil von Anrufen bei der Polizei dreht sich leider um etwas anderes. Da melden sich dann dieselben Leute, die immer schon wachsam waren. Mal ging es ihnen um Verstöße gegen die Hausordnung, mal um die Mülltrennung, mal um die Sonntagsruhe in Nähe des Altglascontainers.

Kontaktbeschränkungen: Nicht überall eingehalten

In pandemischen Zeiten schielen Corona-Spitzel gern mal in fremde Einkaufswagen: Braucht der wirklich zwei Pakete Toilettenpapier? Neuerdings werden der Polizei, mitunter gar auf Notrufnummern, „Fahrzeuge mit ganz fremden Kennzeichen” gemeldet, die in der Nachbarschaft parken. Und da wird misstrauisch geäugt, ob es sich tatsächlich um eine Familie handelt, die da im Park spazieren geht.

Auch bei Virenabwehr gilt: Jeder kehre vor seiner eigenen Tür

„Das Leben der Anderen“ hieß der Film, der sich einst einer wahrhaft diabolischen Dimension unseres Hanges zum Denunziantentum widmete: dem Spitzelsystem der Staatssicherheit. Wir sollten im Umgang mit „den anderen“ mehr Gelassenheit wagen. Weil es eine Illusion ist, zu glauben, man verbessere die Welt, indem man andere ständig belehrt.

Hier lesen Sie mehr: Klatsch-Konzerte überall: Wie unsere Corona-Helden behandelt werden, ist eine Schande.

Dabei haben wir durchaus die Macht, der Pandemie ihren Schrecken zu nehmen. Indem sich jeder vor allem um die Person kümmert, auf deren Handeln er den größten Einfluss hat: auf sich selbst. Auch bei der Virenabwehr gilt: Jeder kehre vor seiner eigenen Tür. (RND)

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