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Nach Schulbus-Tragödie mit zwei Toten: Wie sicher sind unsere Busse?

Berka –

Kinder sind nur wenige Minuten von ihrer Grundschule entfernt, als ihr Bus im thüringischen Berka auf eisglatter Straße ins Rutschen gerät und sich überschlägt (hier lesen Sie mehr). Zwei Kinder sterben, weitere werden verletzt. Nicht nur in dem 800-Einwohner-Dorf nahe Eisenach herrscht seitdem Bestürzung: Hätte das schwere Unglück verhindert werden können? Besorgte Eltern und viele Menschen fragen sich: Wie sicher sind Busse auf deutschen Straßen?

Für den Bus in Thüringen können wir schon jetzt feststellen, dass er mit Sicherheit mit Gurten ausgestattet war“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV). „Neuere Reisebusse müssen inzwischen alle Gurte haben. Und tatsächlich handelt es sich hier um einen Reisebus, wie man gut sehen kann. Wenn eine Person aus dem Bus herausgeschleudert wurde, war sie nicht angeschnallt.“

Das Problem aber ist: „Bei Schulbussen gibt es keine Pflicht, Fahrzeuge mit Sitzplätzen und Gurten einzusetzen. Und auch eine generelle Anschnallpflicht besteht bei Schulbussen nicht“, sagt ADAC-Sprecher Thomas Müther.

Schüler fahren meist in Linienbussen

Im Schülerverkehr würden meist Linienbusse oder ausgemusterte Linienbusse eingesetzt, so Unfallexperte Brockmann. „In den Linienbussen haben die Schüler mehr Möglichkeiten, sich frei zu bewegen, ohne dass der Fahrer das unterbinden kann. Dann fehlen die Gurte, selbst, wenn ein Kind das wollte, könnte es sich nicht anschnallen.“

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Anschnallen ist Pflicht in Bussen, die mit Gurten ausgestattet sind. 

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Generell gilt: Wenn ein Bus Gurte besitzt, besteht für die Fahrgäste auch Anschnallpflicht. „Bei Erwachsenen liegt die Anschnallquote ja schon bei 20 Prozent und weniger, bei Kindern hilft die Appellfunktion weniger, deshalb kann man weder Kindern noch Fahrer bei dem Unfall in Thüringen einen Vorwurf machen“, so Brockmann.

Wie sicher ist das Busfahren in Deutschland generell?

Im Vergleich schneidet der Bus besser als Auto und Motorrad, aber schlechter als die Bahn ab. Das Statistische Bundesamt errechnete: Im Pkw gibt es 2,12 Todesopfer bezogen auf eine Milliarde Personenkilometer, beim Bus sind es 0,17, bei der Bahn 0,04. „Die Leute sollen aber nicht glauben, dass das so sicher ist, dass man sich nicht anschnallen muss“, warnt der Unfallexperte.

Müssen wir uns Sorgen machen, dass Busse nicht gut genug gewartet werden?

Siegfried Brockmann gibt Entwarnung: „Busse müssen einmal im Jahr zum TÜV, haben zwischen den Terminen technische Inspektionen. Aus meiner Sicht es so, dass zumindest deutsche Busse in einem sehr guten technischen Zustand sind. Es ist auch so, dass etwa Flixbus seinen Partnerunternehmen auferlegt, dass sehr enge Kontrollen stattfinden.“

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Oft werden Schulkinder mit Linienbussen zur Schule gebracht, in denen keine Gurte zum Anschnallen existieren.

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Wie sieht es mit dem Brandschutz in Bussen aus?

ADAC und Unfallforscher fordern für Busse gleiche Standards wie in der Bahn, wo Materialien erheblich mehr aushalten müssen. „Busmaterialien brennen aber immer noch sehr zügig ab“, so Brockmann. Problematisch seien auch die dabei entstehenden giftigen Dämpfe, die schnell zur Bewusstlosigkeit führen.

Wie kann mehr Sicherheit in Bussen gewährleistet werden?

„Wir empfehlen, nur Schulbusse einzusetzen, die über Sitzplätze mit Gurten verfügen. Zusätzlich sollten die Schüler eingewiesen werden, dass sie sich anschnallen müssen“, so Thomas Müther. „Schulbusbegleiter  können helfen, das Ein- und Aussteigen der Schüler an den Haltestellen zu koordinieren, aggressives Verhalten während der Fahrt zu unterbinden und damit den Fahrer von Beaufsichtigungsaufgaben zu befreien. Grundsätzlich dürfen niemals mehr Kinder in einem Bus mitfahren, als Sitz- und Stehplätze zugelassen sind.“

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