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Nach heftiger Kritik : Facebook sperrt über 300 US-Konten einer rechtsextremen Gruppe

Washington –

Seine laxe Haltung gegenüber Hasskommentaren hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg viel Kritik eingebracht. Werbekunden fordern hartes Durchgreifen gegen Hass-Posts – ihr Boykott setzt das Unternehmen unter Druck. Facebook hat nun reagiert.

Das Unternehmen hat auf seinen Plattformen rund 320 Konten, mehr als 100 Gruppen und 28 Seiten eines in den USA nach Gewalt strebenden rechtsextremen Netzwerks gesperrt. Die regierungsfeindliche Gruppe werde ab sofort als „gefährliche Organisation“ eingestuft und von allen Plattformen verbannt, teilte Facebook am Dienstag (Ortszeit) mit.

USA: Facebook schließt mehr als 300 Konten

Auch Posts, die Unterstützung für die Organisation äußerten, würden künftig gelöscht, hieß es. Bei dem Netzwerk handelt es sich demnach um Gruppen, die sich lose an die rechtsextremen Boogaloo-Bewegung anlehnen und mitunter auch deren Namen nutzen. „Es bemüht sich aktiv darum, für Gewalt gegen Zivilpersonen, Sicherheitskräfte, Beamte und Regierungsinstitutionen zu werben“, erklärte Facebook – daher seien 220 Facebook-Accounts und 95 Konten bei Instagram gelöscht worden. 

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Zudem seien 400 weitere Gruppen und 100 Seiten gelöscht worden, die auch gegen Facebook-Richtlinien verstießen und ähnliche Inhalte wie das Netzwerk verbreitet hätten. Boogaloo-Inhalte, in denen zu Gewalt aufgerufen werde, würden immer gelöscht, erklärte das Unternehmen.

Reaktion auf Hassposts – Firmen setzten Werbeaufträge auf Facebook aus

Facebook war wegen seines von vielen als zögerlich empfundenen Umgangs mit problematischen Inhalten zuletzt immer mehr in die Defensive geraten. Zahlreiche Firmen – darunter bekannte Namen wie Coca-Cola, Unilever, Starbucks und Volkswagen – kündigten an, ihre Werbung in sozialen Netzwerken infolge der Debatte um Hassbotschaften bis auf weiteres auszusetzen. Facebook verweist auf das Recht der Meinungsfreiheit, hat zuletzt aber angekündigt, mehr gegen Hass-Posts zu tun. Das Unternehmen erklärte am Dienstag: „So lange es in der physischen Welt nach Gewalt strebende Bewegungen gibt, werden sie auch versuchen, digitale Plattformen auszunutzen.“

Kritiker wenden ein, dass Facebook trotz der jüngsten Maßnahmen in den USA beim Kampf gegen Hassbotschaften und Extremismus weltweit noch viel Arbeit vor sich hat. Was geschieht etwa wenn grundsätzlich legitime Quellen in einzelnen Post die Grenzen zu Gewaltverherrlichung oder manipulativer Darstellung überschreiten? Facebook war zuletzt dafür kritisiert worden, dass das Unternehmen – anders als etwa Twitter – nicht gegen umstrittene Posts von US-Präsident Donald Trump vorgegangen war.

Hass-Posts: Trump-Gruppen von Online-Plattformen geschlossen

Zudem steht Facebook in den USA auch für den Umgang mit rassistischen Inhalten in der Kritik. Seit der Tötung von George Floyd bei einem Polizeieinsatz Ende Mai und den darauffolgenden Protesten wird die Debatte über Rassismus in den USA mit neu entflammter Vehemenz geführt.

Video: Facebook verbannt Netzwerk rechtsextremer Gruppen

Am Montag hatte die Online-Plattform Reddit neue Schritte zur Bekämpfung von Hassbotschaften und Gewaltverherrlichung bekanntgegeben und dabei auch eine bei vielen Trump-Unterstützern beliebte Gruppe („The_Donald“) geschlossen – zunächst wurden rund 2000 Gruppen gesperrt. Auch die Streamingplattform Twitch sperrte einen Account von Trumps Wahlkampfteam vorübergehend. (dpa/vd)

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