Ein Handyfoto zeigt Rauch, der in der Nähe des Explosionsortes am Kabuler Flughafen aufsteigt
  • Ein Handyfoto zeigt Rauch, der in der Nähe des Explosionsortes am Kabuler Flughafen aufsteigt.
  • Foto: picture alliance/dpa/XinHua

Anschläge in Kabul: 12 US-Soldaten tot, mindestens 50 weitere Opfer

Es war befürchtet worden – zuletzt wurden die Warnungen vor Terror am Flughafen Kabul immer eindringlicher. Nun hat es dort am Donnerstag zwei Explosionen gegeben. Bei dem Anschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt sind nach Angaben der BBC mindestens 60 Menschen getötet worden. Mindestens 140 weitere seien verletzt worden. Der IS bekannte sich zu den Anschlägen.

Vor dem Flughafen hat es nach ersten Erkenntnissen zwei Explosionen gegeben – eine an einem der Flughafentore und eine bei einem nahe gelegen Hotel. Das US-Verteidigungsministerium berichtete, dass sich Selbstmordattentäter des Islamischen Staats (IS) in die Luft gesprengt hätten, weitere Angreifer hätten in die Menge geschossen. Kurz darauf bekannte sich ein Ableger der IS-Terrormiliz öffentlich zu den Anschlägen.

Nach Angaben der US-Regierung starben zwölf amerikanische Soldaten. Das sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon. Es seien außerdem 15 US-Soldaten verletzt worden. Die Evakuierungs-Mission solle aber weitergehen.

Ein auf Twitter geteiltes Bild, das offenbar vom Inneren des Flughafengeländes aufgenommen wurde, zeigte eine große Rauchwolke. Der lokale Fernsehsender ToloNews veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender die Explosion sei sehr stark gewesen. Manche Menschen seien ins Wasser gefallen – an einem Gate ist ein langer Wassergraben – und mehrere ausländische Soldaten seien zu Boden gefallen. Er habe auch Tote gesehen.

Maas: Keine Informationen über deutsche Opfer

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) teilte am Abend mit, man habe bislang keine Informationen darüber, dass auch Deutsche unter den Getöteten seien. Die Bilder aus Kabul seien „grauenhaft, und sie gehen jedem bis ins Mark“.

Zu den Explosionen kam es am Abbey Gate, dem östlichen Tor des Flughafens. picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH
Grafik zu den Anschlägen am Flughafen Kabul
Zu den Explosionen kam es am Abbey Gate, dem östlichen Tor des Flughafens.

Die Sicherheitslage rund um den Flughafen hatte sich in den vergangenen Stunden noch einmal deutlich zugespitzt. Die deutsche Botschaft in Afghanistan und andere Stellen hatten vor einer Terrorgefahr gewarnt. Die US-Botschaft hatte US-Bürger, die sich am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, in der Nacht zu Donnerstag dazu aufgerufen, das Gebiet „sofort“ zu verlassen. Großbritanniens Staatssekretär im Verteidigungsministerium, James Heappey, sprach noch am Donnerstagmorgen von der Drohung eines „ernsthaften, unmittelbaren, tödlichen Angriffs“ binnen Stunden auf den Flughafen oder die von westlichen Truppen genutzten Zentren.

Seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban versuchen Tausende Menschen, aus Afghanistan zu fliehen. Seit mehr als einer Woche versammeln sie sich rund um verschiedene Eingänge des Flughafens, um auf einen Evakuierungsflug zu kommen. Dabei herrschten rund um den Flughafen dramatische Zustände – mehrere Menschen sind ums Leben gekommen.

US-Militär rechnet mit weiteren Anschlägen

Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert. Praktisch täglich versuche ein örtlicher Ableger des IS, den Flughafen anzugreifen, hatte er erklärt. Die Terrormiliz sei auch ein „erklärter Feind“ der Taliban. Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten an dem Plan, die US-Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen. US-General McKenzie sagte nach dem Attentat, dass das US-Militär mit weiteren terroristischen Angriffen rechne.

Einige internationale Partner hatten die USA zu einer Verlängerung des Einsatzes aufgefordert, um noch mehr Zeit für die Evakuierungen zu haben. Der Militäreinsatz ist von den US-Truppen abhängig. Taliban-Kämpfer sollen an ihren Kontrollstellen im Umfeld des Flughafens bereits mehrere Attentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) abgefangen und getötet haben, heißt es aus Militärkreisen. Die Taliban haben Mitte August die Macht in Afghanistan an sich gerissen.

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