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Polizisten sichern der Tatort in Idar-Oberstein.
  • Polizisten sichern der Tatort in Idar-Oberstein.
  • Foto: picture alliance/dpa/Foto Hosser | Christian Schulz

Mord nach Maskenstreit: Wie gefährlich sind die „Querdenker“?

Es ist eine Tat, die fassungslos macht: Ein Kassierer weist an einer Tankstelle einen Kunden auf die Maskenpflicht hin, der holt eine Waffe und erschießt den 20-Jährigen eiskalt. Der Fall hat eine Debatte über die Radikalisierung der selbsterklärten „Querdenker“ losgetreten.

„Das ist eine unfassbare, schreckliche Tat, die hier in Idar-Oberstein passiert ist“, sagte Oberbürgermeister Frank Frühauf (CDU). Ein 49-Jähriger hatte am Samstag in seiner Stadt einen Studenten, der als Tankstellen-Kassierer arbeitete, per Kopfschuss getötet. „So eine Tat kann man mit nichts vergleichen. Es wird eine Zeit dauern, bis man das verarbeitet hat“, so Frühauf weiter. Auf Twitter trendet nun der Hashtag „QuerdenkerSindTerroristen“.

Opfer wies Mario N. zweimal auf die geltende Maskenpflicht hin

Ein User schrieb etwa: „Erst gab es einen Marsch auf den Reichstag. Dann gab es Todesliste. Dann setzte man sich über Gesetze hinweg. Und nun wurde ein Student getötet“. Denn: Der junge Mann wurde erschossen, weil er den Kunden, Mario N., beim Bierkauf zweimal auf die geltende Maskenpflicht hingewiesen hatte.

Mario N. habe die Tat bereits gestanden, teilte Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann mit. Der 49-Jährige sagte demnach aus, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne. Zum Motiv habe er angegeben, dass ihn die Situation der Pandemie stark belaste, so Fuhrmann. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und „keinen anderen Ausweg gesehen“, als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer schien ihm „verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe.“

Angreifer von Idar-Oberstein war wohl in den Theorien der Coronaleugner „bewandert“

Bei Mario N. zuhause wurden die Tatwaffe, weitere Waffen und Munition gefunden. Einen Waffenschein hat er nicht. Die Bundesvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, forderte Ermittlungen, woher und warum der Mann die Pistole hatte, ob er allein gehandelt hat oder „in irgendwelchen Chats unterwegs war, die Umsturzfantasien verbreiten.“


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In eben solchen Chats ist die Stimmung derzeit ausgelassen, wie der „Tagesspiegel“ berichtete: Auf Telegram beherrschen Häme, Hass und Hetze den Austausch über den Mord. Im Chat-Kanal des rechtsextremen Verschwörers Sven Liebich etwa versuchte ein User, die entsetzliche Tat zu rechtfertigen: Der Täter habe wohl einfach die „Schnauze voll“ gehabt, schrieb er. Ein anderer kommentierte: „Wenns die richtigen trifft, hab ich nichts dagegen.“

Auch Mario N. soll öfter in einschlägigen Chats unterwegs und in den Theorien der Coronaleugner „bewandert“ gewesen sein, berichtete der „Spiegel“ unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Thüringer Verfassungsschutzchef: „Der Mord ist für mich keine Überraschung“

Stephan Kramer, Thüringens Verfassungsschutzpräsident, wundert das alles nicht: „Der kaltblütige Mord (…) ist furchtbar, aber für mich keine Überraschung angesichts der steten Eskalation der letzten Wochen“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

Seine Kollegen und er hätten vor dem Aggressionspotenzial gewarnt, so Kramer weiter. „Bedauerlich ist, dass es immer erst Tote geben muss, bevor die Gefahr ernst genommen wird.“

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