Senioren

Viele gut situierte Senioren genießen ihren Ruhestand in vollen Zügen (Symbolfoto) Foto: imago images

Natürlich brauchen wir den „Boomer-Soli“!

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Kürzlich war ich am Wochenende auf einem Campingplatz bei Eutin. Der Platz war ausgebucht. 80 Prozent der Gäste: Rentner und Boomer, die bald in Rente gehen und mit schicken E-Bikes und Hundeanhänger durch die Gegend flitzten. Zehn Prozent waren junge Leute ohne Kinder, zehn Prozent Eltern mit Kindern. Vor 40 Jahren dürfte es hier genau andersherum ausgesehen haben. Und genau das ist das Problem: Am Donnerstag kam die Nachricht, dass die Geburtenrate auf einen neuen Tiefstand gesunken ist, nur noch 1,35 Kinder bringt eine Frau in Deutschland im Schnitt zur Welt.

Man muss kein Rentenexperte sein, um zu wissen, dass unser jetziges Umlagesystem an die Wand fährt und auch Migration es nicht retten wird. Immer weniger Junge sollen immer mehr Rentner und Senioren finanzieren. Doch weil SPD und CDU nur deshalb noch eine Mehrheit haben, weil die Generation 60+ ihnen die Treue hält, gibt es keine ernsthaften Reformen.

Die Kosten explodieren, die Einnahmen stagnieren

Das Rentenalter steigt nicht, obwohl die Menschen immer älter werden. Dafür klettert der Rentenbeitrag bald auf mehr als 20 Prozent. Über die „Rente mit 63“, angeblich für Fliesenleger und Dachdecker mit morschen Knochen gedacht, gehen alljährlich Hunderttausende fitte und gut verdienende Büroangestellte verfrüht in den Ruhestand, bis zur regulären Altersgrenze arbeitet nur noch, wer es sich anders nicht leisten kann.

Die CSU drückt derweil noch ein paar Milliarden mehr für die Mütterrente durch. Und falls sich jemand fragt, warum überall Geld fehlt: Der Bundeszuschuss in die Rentenversicherung ist auf absurde 125 Milliarden jährlich angestiegen. In der Pflege und dem Gesundheitssystem sieht es natürlich nicht besser aus: Die Kosten explodieren, die Einnahmen stagnieren.

Arme Rentner, reiche Pensionäre

In Deutschland gibt es viele arme Rentner, die kaum über die Runden kommen. Und viele bestens versorgte Pensionäre und Senioren, die mit 100.000-Euro-Wohnmobilen die Strände Europas bevölkern, die wichtigste private Käufergruppe für Neuwagen stellen und der Kreuzfahrtindustrie einen Endlos-Boom bescheren. Das sei ihnen auch gegönnt.

Aber anstatt immer mehr Geld von der jungen Generation auf die ältere umzuverteilen, werden wir nicht umhin kommen, innerhalb der Generationen für einen Ausgleich zu sorgen. Heißt: Vermögende Rentner finanzieren ärmere Altersgenossen. Genau solch einen Vorschlag hat jetzt das Wirtschaftsinstitut DIW gemacht und einen „Boomer-Soli“ vorgeschlagen. 

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Die Idee: Anstatt Arbeit immer stärker zu belasten und damit Erwerbsanreize und Konkurrenzfähigkeit zu gefährden, werden die Einkünfte der über 65-Jährigen mit einem Soli belegt – und zwar auch Vermögenseinkünfte wie Mieteinnahmen oder Dividenden. Damit die Mittelschicht geschont wird, gibt es zudem Freibeträge.

Die Gegenwehr ist groß und reicht von der AfD bis zum DGB. Doch die Alternative wäre der Kollaps der Sozialsysteme – oder ein Arbeitsstreik der Jüngeren.

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