Wladimir Putins Luftstreitkräfte haben Dutzende Langstreckenbomber und Aufklärungsflugzeuge verloren.

Wladimir Putins Luftstreitkräfte haben Dutzende Langstreckenbomber und Aufklärungsflugzeuge verloren. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alexander Kazakov

Russlands „Pearl Harbor“ eine ukrainische Eskalation? Das ist Quatsch!

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Der Ukraine ist ein historischer Drohnen-Schlag gegen die strategische russische Bomber-Flotte gelungen. Vor allem in den sozialen Medien raunen die üblichen Verdächtigen nun wieder von einer „gefährlichen Eskalation“. Das ist einigermaßen absurd, da dieser Krieg bereits auf höchstem Eskalationsniveau geführt wird. Gleichzeitig wird immer ersichtlicher, welch hohen Preis Russland selbst für Wladimir Putins Angriffskrieg zahlt.

In einer mehr als eineinhalb Jahre vorbereiteten Geheimaktion hat das ukrainische Militär wohl Dutzende Bomber und Aufklärungsflugzeuge der russischen Luftstreitkräfte an mehreren Flughäfen zerstört. Ein empfindlicher Schlag gegen die russische Lufthoheit im Kriegsgebiet. Russische Blogger vergleichen den spektakulären Angriff mit dem japanischen Überfall auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor 1941. Der Angriff erfolgte unmittelbar vor einer neuen Runde von Gesprächen zwischen beiden Seiten in Istanbul. Ob der ukrainische Schlag absichtlich oder mehr oder weniger zufällig genau jetzt erfolgt ist, ist dabei fast egal. Russland lehnt – anders als die Ukraine – einen Waffenstillstand als Vorbedingung für Gespräche ab.

Bestimmte Waffen machen Putin endgültig zur Un-Person

Vor allem aus der AfD und dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ ist sinngemäß nun wieder zu hören, die Ukraine eskaliere damit den Konflikt und unterlaufe den angeblichen Friedenswillen Putins. Das ist ziemlicher Quatsch. Die Ukraine hat jedes Recht, Militäranlagen in Russland anzugreifen. Das ist – anders als russische Angriffe auf zivile Infrastruktur – durch das Völkerrecht eindeutig gedeckt.



Natürlich wird das gedemütigte russische Militär nun versuchen, darauf zu antworten. Aber mehr als weiterhin ukrainische Städte mit Raketen und Drohnen zu beschießen, kann der Kreml kaum tun. Wer an atomare, chemische oder biologische Waffen denkt, dem sei gesagt: Es gibt auch nach drei Jahren Krieg kein Szenario, in dem Putin von einem Einsatz dieser Waffen profitieren könnte. Dieser wäre militärisch einigermaßen sinnlos und würde Putin schlagartig auch außerhalb des Westens zur Un-Person machen.

Die Kriegsfolgen lassen sich nicht mehr verbergen

Vielmehr könnte der ukrainische Schlag dazu beitragen, den Mythos von Russlands angeblicher Unbesiegbarkeit zu zerstören. Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass Russland unter hohen Verlusten kleinere Landgewinne erzielt. Das ukrainische Militär hat im Zweifel schon immer Land geopfert, um seine Soldaten zu schonen. Und die Folgen des Kriegs lassen sich auch in Russland immer weniger verbergen. Laut russischen Medien muss Putin direkt in die staatliche Rentenkasse greifen, um ein 4,5 Milliarden-Euro-Loch im Haushalt zu stopfen, das sich im Laufe des Jahres noch verdreifachen könnte. Die westlichen Sanktionen zeigen Wirkung.

Noch schlimmer für Putin: Er musste öffentlich eingestehen, dass Russland selbst nicht mehr genug Kartoffeln produziert, um die eigene Bevölkerung versorgen zu können. Auch das ist eine Folge des Krieges: Zehntausende Bauern und Erntehelfer kämpfen in der Ukraine. Und viele Bauern finden kein Personal mehr, da die russische Militär-Industrie mit hohen Löhnen die verbliebenen Arbeitskräfte „aufsaugt“.

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Es wird immer klarer: Putins Russland hat inzwischen weder militärisch noch wirtschaftlich – um es mit US-Präsident Donald Trump auszudrücken – „die Karten“, diesen Krieg endlos weiterzuführen. Die Frage ist, wann dies auch in Moskau endlich zu einem wirklich neuen Ansatz führt.

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