Geiselfreilassung: „Drecksarbeit“ hat zum Erfolg beigetragen
Donald Trump lässt sich am Montag in Israel ausgiebig feiern. Nach mehr als zwei Jahren entkommen die noch lebenden israelischen Geiseln der Hölle unterhalb Gazas. Die Waffen schweigen. Ohne Zweifel ein großer diplomatischer Erfolg für die USA als Ordnungsmacht! Dieser fußt allerdings unter anderem auf einem Verhalten Israels, das Kanzler Friedrich Merz (CDU) „Drecksarbeit“ genannt hat. Auch wenn man das in Deutschland nicht gern hört.
Es ist ein Tag der Freude für Israel. Und durchaus auch für die Palästinenser, die mehr als 2000 Gefangene aus israelischen Gefängnissen zurück zu Hause begrüßen dürfen. Wie ist es Trump gelungen, Bewegung in den wohl verfahrensten Konflikt aller Zeiten zu bringen? Antwort: Der US-Präsident hat damit gar nicht so übermäßig viel zu tun. Er nutzt „nur“ die Macht der USA sehr konsequent und hält alle Akteure – inklusive Israel – durch seine Unberechenbarkeit in Bewegung. Triumphieren kann vor allem Israel-Premier Benjamin Netanjahu.
Netanjahu nahm alle Hamas-Verbündeten ins Visier
Netanjahu wird vorgeworfen, den Krieg gegen die Hamas mit großer Grausamkeit geführt zu haben. Und in Teilen ist das auch wahr. Allerdings hat Israel keinen Völkermord begangen, wie gern behauptet wird. Die Zahlen sprechen nach zwei Jahren Krieg für sich: Etwa 67.000 Tote soll es nach Angaben der Hamas in Gaza gegeben haben – unter den Toten befanden sich mindestens 30.000 Hamas-Kämpfer. Ohne Frage ein hoher Blutzoll auch unter Zivilisten. Aber in Gaza leben mehr als 2,5 Millionen Menschen im dicht besiedelsten Gebiet der Erde – und teilweise nutzt die Hamas bis heute ganz gezielt Zivilisten als „lebende Schutzschilder“.
Nein, Netanjahu hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht darauf konzentriert, die Palästinenser auszulöschen, sondern darauf, die Hamas und ihre Unterstützer so gut es geht, Schach Matt zu setzen. Zunächst schaltete Israel die Führungsebene der Hamas in Gaza aus. Dann trafen brutale Pager-Angriffe Hisbollah-Kader im Libanon und auf Netanjahus Betreiben griffen die USA Irans Atomprogramm an. Schließlich wurde die Führungsebene der Huthis im Jemen ausgeschaltet (erfolgreich) und die verbliebene Führungsebene der Hamas in Katar bombardiert (ohne Erfolg).
„Drecksarbeit“ hat zum jetzigen Erfolg beigetragen
Oder anders ausgedrückt: Netanjahu hat nach und nach alle internationalen Verbündeten der Terror-Miliz geschwächt oder ihnen wenigstens ein unmissverständliches Stopp-Schild gesetzt. Das wenigste davon war wohl völkerrechtskonform – aber realpolitisch durchaus geboten. Denn nur weil die Hamas heute de facto international ohne potente Verbündete dasteht, hat sie sich wohl überhaupt auf den umfangreichen US-Deal eingelassen. Es war also militärische und geheimdienstliche Härte Israels – gedeckt durch die USA –, die zu diesem Erfolg beigetragen hat, der neue Chancen für die Region eröffnet. Merz sprach einmal von der „Drecksarbeit“, die Israel zum Wohle aller mache.
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Israel zahlt allerdings einen Preis für Netanjahus Erfolg. Denn an der Propaganda-Front hat das Land verloren. Israel- und Judenhass haben nicht nur in Europa neue Höchststände erreicht. Umso wichtiger wäre es, dass sich Israel im anstehenden Friedensprozess konstruktiv und menschlich zeigt. Gemessen wird dies unter anderem an einer sofortigen ausreichenden Versorgung der Zivilbevölkerung in Gaza und dem Verzicht darauf, den Palästinensern weiter Land wegzunehmen.
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