Donald Trump scheint mit Wladimir Putin zu brechen. Setzt er nun wirklich härtere Bandagen ein?

Donald Trump scheint mit Wladimir Putin zu brechen. Setzt er nun wirklich härtere Bandagen ein? Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Hu Yousong

„Er ist absolut verrückt geworden“: Putin hat Trump erfolgreich vergrault

„Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit“, hat der ehemalige SPD-Vorsitzende Kurt Schuhmacher einmal gesagt. Bekanntlich interessiert sich US-Präsident Donald Trump nicht immer für die Wirklichkeit. Er erschafft sich im Zweifel seine eigene. Im Fall von Wladimir Putins Russland rächt sich dies nun. Die Frage ist, welche Konsequenzen die USA mit Blick auf die Ukraine daraus ziehen.

Zu viel Gewicht sollte man den Worten Trumps bekanntlich nicht beimessen. Morgen oder in der nächsten Stunde kann er bereits wieder das glatte Gegenteil des Gesagten behaupten. Doch im Fall des Kreml-Herrschers ist er doch überraschend deutlich geworden: „Putin ist absolut verrückt geworden! Er tötet unnötigerweise eine Menge Menschen, und ich spreche nicht nur von Soldaten“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. „Raketen und Drohnen werden auf Städte in der Ukraine geschossen, ohne jeglichen Grund.“

Putin hat für einen Realitätsschock bei Trump gesorgt

Diese Äußerung spiegelt wohl ganz gut die Frustration des US-Präsidenten wider. Ursprünglich wollte er den Krieg in der Ukraine „an einem Tag“ beenden. Dann sollte es Ostern sein. Aus beidem wurde bekanntlich nichts. Als sich Russland schließlich nach großem (verbalen) Druck zu Verhandlungen bequemte, war Trump sogar bereit, persönlich nach Istanbul zu reisen. Der einzige, der nicht im Traum daran dachte, war Wladimir Putin, der noch nicht einmal seinen Außenminister schickte.

Dies hat nun offenbar auch bei Trump zu einem Realitätsschock geführt: Auch bei ihm keimt die Erkenntnis, dass Putin einfach nicht verhandeln will – sondern die Ukraine erobern. Damit ist Trump mental möglicherweise sogar weiter als Sahra Wagenknecht oder AfD-Politiker, die noch immer glauben, man müsse eben nur mal richtig mit Putin sprechen. Dies ignoriert, dass Putins Leben mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine verknüpft ist. Kompromisse gelten russischen Ultra-Nationalisten als Schwäche. Und Schwäche kann für Kreml-Herrscher schnell tödlich enden. Nur großer wirtschaftlicher und/oder militärischer Druck wird Putin an den Verhandlungstisch zwingen. Diese Erkenntnis hätte man durchaus schon länger haben können, hätte man sich in Trumps Weißem Haus mehr mit der Wirklichkeit beschäftigt.

Zu Schadenfreude besteht wirklich kein Anlass

Putin ist es offenkundig gelungen, Trump erfolgreich zu vergraulen und seine Friedensbemühungen fürs Erste zu unterlaufen. Natürlich ist das eine Blamage für das Großmaul aus dem Weißen Haus. Zu Schadenfreude besteht allerdings kein Anlass. Denn die Folgen könnten vor allem für Europa dramatisch sein.

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Schon seit Wochen drohen die USA damit, sich aus den Bemühungen um einen Waffenstillstand zurückzuziehen. Nach Vorstellungen Trumps soll jetzt der Vatikan die diplomatischen Trümmer aufkehren und sich um Fortschritt bemühen. Für Putin wäre es der Jackpot, wenn sich die USA politisch und womöglich auch militärisch von der Ukraine und seinen europäischen Verbündeten abwenden. Es wäre die Voraussetzung für seinen großen Traum – ein russisch dominiertes Europa.

Womöglich hat sich Putin bei Trump auch verrechnet

Allerdings ist Trump eben Trump. Und möglicherweise hat sich Putin auch verrechnet: Der Frust des US-Präsidenten könnte auch dazu führen, dass er seinen Kurs ändert und tatsächlich schmerzhafte Sanktionen beispielsweise gegen Käufer russischen Öls verhängt. Oder die Ukraine massiv aufrüstet. Zumindest Andeutungen hat er gemacht. Sollte Russland weiter die ganze Ukraine erobern wollen, „wird dies zum Untergang Russlands führen“, schrieb Trump in seinem Post über den „verrückten“ Putin. Nur wenn er diesen Worten auch Taten folgen lässt, wird das die Kalkulation Putins womöglich noch einmal ändern. Wenn nicht, droht Europa noch ein jahrelanger Krieg.

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