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  • Foto: imago images/Xinhua

Kann Beirut „zerstören“: Libanons Regierung soll von Explosionsgefahr gewusst haben

Beirut –

Nach den verheerenden Explosionen in Beirut liegt die Stadt in Trümmern. 165 Menschen starben, die Zahl der Verletzten liegt bei rund 6000, zwanzig Menschen werden nach wie vor vermisst. Die Bewohner der Hauptstadt versuchen derzeit nach wie vor der Lage wieder Herr zu werden und das schlimmste Chaos zu beseitigen. Die Proteste gegen die Politik halten an – nun kam ein weiteres belastendes Detail ans Licht.

Diese Frage bestimmt derzeit viele Diskussionen im Rahmen der Aufarbeitung der gewaltigen Explosionen im Hafen von Beirut: Wer wusste wann von dem Lager des hochexplosiven Ammoniumnitrats, das letztendlich zu den vielen Toten, Verletzten und Obdachlosen führte? Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters kam nun heraus, dass Sicherheitsexperten die libanesische Regierung bereits im Juli vor der Explosionsgefahr gewarnt hätten. 

Es seien dabei explizit die 2750 Tonnen Ammoniumnitrat erwähnt worden, die seit sechs Jahren ungesichert im Hafen lagerten – offenbar mit Wissen und Billigung der Regierung. Die Nachricht sei direkt an den Ministerpräsidenten Hassan Diab und den Präsidenten Michel Aoun gegangen, hieß es von Reuters.

Beirut: Experten sollen Politiker im Juli vor Explosionsgefahr gewarnt haben

Wie der „Spiegel“  darüber hinaus berichtet, soll es auch im jüngsten Bericht der Generaldirektion für Staatssicherheit einen Hinweis auf den Brief an die beiden Politiker gegeben haben, der am 20. Juli verschickt worden sein soll. Das Schreiben enthielt demnach ebenfalls Ergebnisse einer Untersuchung der gelagerten Chemikalien.  Fazit: Das Ammoniumnitrat müsse umgehend gesichert werden. 

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„Es gab die Gefahr, dass das Material, sofern es gestohlen worden wäre, für Terroranschläge genutzt werden könnte“, sagte ein Informant, der  den Berichten zufolge anonym bleiben wollte. „Ich habe sie gewarnt, dass dies Beirut zerstören kann, wenn es explodiert.“

Die Büros des Ministerpräsidenten und des Präsidenten ließen Anfragen zu dem Brief unbeantwortet. Auch die Staatsanwaltschaft wollte sich nicht äußern.

Lage in Beirut immer noch verheerend

Eine Woche nach der Katastrophe suchen Retter derweil weiter nach Opfern. Das libanesische Gesundheitsministerium meldete am Dienstag, es würden immer noch 20 Menschen vermisst. Die Zahl der Toten stieg  auf 165, rund 6000 Menschen wurden verletzt.

Beirut Aufräumarbeiten

Nach den verheerenden Explosionen in Beirut sind die Menschen vor Ort noch immer mit der Beseitigung des Chaos beschäftigt.

Foto:

imago images/Xinhua

Als Reaktion auf die Explosion und die sich daran anschließenden gewaltsamen Proteste gegen die Regierung hatte Premier Hassan Diab am Montagabend den Rücktritt seines Kabinetts erklärt. Viele Libanesen geben seiner Regierung die Schuld an der Explosion. Diab erklärte, verantwortlich für die gewaltige Detonation sei die „chronische Korruption“ im Libanon.  

Der Wiederaufbau dürfte das bereits schwer gebeutelte Land bis zu 15 Milliarden Dollar kosten. (mp/vd)

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