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  • Mitarbeiterinnen der Pflege betreuen einen Corona-Patienten auf der Intensivstation im Universitätsklinikum Essen.
  • Foto: picture alliance/dpa

Intensivbetten ohne Pfleger: Wie das „Kleeblatt-Prinzip“ Leben retten soll

Berlin –

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigt derzeit rasant an. Am Montag soll ein Teil-Lockdown greifen, um das Virus zu bremsen. So soll verhindert werden, dass Krankenhäuser keine Intensivbetten mehr frei haben. Doch die Lage ist bereits ernster als gedacht. Daher soll das „Kleeblatt-Prinzip“ künftig ebenfalls für genügend Kapazitäten sorgen. Hamburg hat sich dafür mit dem Norden zusammen geschlossen.

Mit den Zahlen steigen auch die Sorgen vor einem Kollaps in den Krankenhäusern. Der bisherige Höchstwert wurde am Samstag gemeldet: 19.059 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Insgesamt infizierten sich seit Beginn der Pandemie 532.930 Menschen mit dem Virus, 10.481 starben.

Bisher war man der Überzeugung, dass im Notfall genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen. Doch nun wird deutlich, dass man nicht genau hingeschaut hat. Denn: Laut der zentralen Registerstelle gebe es weit weniger freie und einsatzbereite Intensivplätze als bisher angenommen. Das Problem: Freie Betten sind zwar vorhanden, jedoch kein Personal. Ein Corona-Patient, der beatmet werden muss, braucht jedoch bis zu fünf medizinische Pfleger zur Betreuung.

„Bundesweit melden Kliniken freie Betten als verfügbar an, obwohl einige wegen des Personalmangels gar nicht genutzt werden können“, so der Sprecher der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis, in der „Welt am Sonntag“. Er ergänzt: „Wir wiegen uns bei der Zahl der freien Intensivbetten in falscher Sicherheit.“

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans befürchtet ebenfalls, dass die Intensivkapazitäten in deutschen Krankenhäusern während der Corona-Pandemie nicht ausreichen. „Die Situation ist erschreckend und alarmierend: Schon bald kann es zu einem Kollaps in vielen der 1900 Krankenhäuser in Deutschland kommen“, sagte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“.

Sorge vor Krankenhaus-Kollaps: Zu wenig medizinisches Personal

Bund und Länder wollen daher an Covid-19 erkrankte Intensivpatienten bei knappen Kapazitäten künftig zwischen den Bundesländern verteilen. „Entwickelt sich eine Lage, die eine Verlegung über die Nachbarländer beziehungsweise angrenzende Regionen hinaus erforderlich macht, findet ein sogenanntes Kleeblatt-Prinzip Anwendung“, heißt es im Konzept des Bundesinnenministeriums, das den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) vorliegt.

Die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), sagte den Funke Zeitungen: „Deutschland ist hierfür in fünf Regionen aufgeteilt, welche sich sowohl innerhalb der Regionen als auch zwischen den Regionen über die Auslastung der klinischen Kapazitäten informieren und im Bedarfsfall freie klinische Kapazitäten zur Verfügung stellen. Sollte sich in einem Bundesland oder einer Region eine starke Beanspruchung abzeichnen oder sogar eine Überlastung eintreten, wird über zentral eingerichtete Stellen in den Regionen der überregionale Patiententransport in aufnahmefähige Regionen organisiert.“

„Kleeblatt-Prinzip“: Corona-Intensivpatienten sollen zwischen Bundesländern verteilt werden

Nach Informationen der Funke Zeitungen haben sich dazu im Norden laut Konzept Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen.

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Im Osten sind es Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im Südwesten sollen sich Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland gegenseitig unterstützen. Die bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern bilden eigene Regionen.

„Durch klare Strukturen und Abläufe, medizinisch-fachliche Beratung und Bündelung von Transportressourcen wird gewährleistet, dass bei drohender bzw. eingetretener regionaler Überlastung von intensivmedizinischen Kapazitäten ein Ausgleich innerhalb Deutschlands auch unter komplexen Rahmenbedingungen bewältigt werden kann“, so ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. (vd/dpa)

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