x
x
x
  • Ärzte und Pfleger in der Helios Vogtland-Klinik arbeiten auf Hochtouren: Der Landkreis ist besonders hart von Corona getroffen.
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Hausgemachtes Corona-Drama: 800er-Inzidenz! Wie diese Region zum Mega-Hotspot wurde

Plauen/Treuen/Dresden –

Nirgendwo in Deutschland ist die Corona-Situation so dramatisch wie in Sachsen. Die Inzidenzwerte erreichen teil horrend hohe Zahlen. Im Vogtland stiegen sie zuletzt teils auf über 800. Was ist da los?

754,6 – so hoch war die Sieben-Tage-Inzidenz im sächsischen Vogtlandkreis am Sonntag, davor lag sie zum Teil sogar bei über 800. Gestern fiel der Wert zwar auf 631,9 – doch der Landkreis liegt immer noch an der Spitze aller Städte und Kommunen in Deutschland. Auch im Landkreis Meißen, Zweiter im traurigen Corona-Ranking, lag die Inzidenz gestern hoch, nämlich bei 530.

Sächsisches Vogtland: Inzidenzen über 700, fast jedes zweite Bett mit Corona-Patient belegt

Die hohen Werte haben sichtbare und teils dramatische Auswirkungen: In der Klinik Obergöltzsch im vogtländischen Rodewisch ist mittlerweile fast jedes zweite Bett mit einem Corona-Patienten belegt, berichteten die „Tagesthemen“.

Der Ärztliche Direktor Thomas Schmidt sagte, das Personal sei „an der Grenze der Belastbarkeit“ – sowohl körperlich als auch emotional. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden „lange Zeit durcharbeiten.“

Das könnte Sie auch interessieren: Was hat die AfD damit zu tun? Sachsen: Darum sind die Corona-Infektionszahlen so hoch

Doch woher rühren die hohen Zahlen? Dieser Frage ist das ZDF nachgegangen. „Immer wieder trifft man vor Ort Menschen ohne Maske an, die sich nicht nur nicht an die Regeln halten, sondern diese auch leugnen“, berichteten Reporter.

Diese Beobachtung machten auch die „Tagesthemen“-Kollegen, die Passanten zur aktuellen Lage befragten. „Masken runter, Geschäfte auf, Schulen auf, Kindergärten auf“, forderte etwa eine ältere, aufgebrachte Dame. In der Nacht zu Sonntag wurde zudem ein Impfzentrum im vogtländischen Treuen mit Farbe attackiert. Unbekannte sprühten das Wort „Gift“ auf Wegweiser und Gebäude.

227728206

Im vogtländischen Treuen wurden ein neu errichtetes Corona-Impfzentrum sowie die entsprechenden Wegweiser mit dem Schriftzug „Gift“ besprüht.

Foto:

dpa

Vogtland: Woher kommen die hohen Corona-Inzidenzen?

Und was sagt die Politik dazu? Das Landratsamt konnte auf ZDF-Anfrage zunächst „nicht nachvollziehbar erklären“, woher die Entwicklung kommt. Die hohen Zahlen soll laut Kritikern aber auch Landrat Rolf Keil (CDU) zu verantworten haben.

Bis Mitte Dezember hatte es im Vogtlandkreis nach eigenen Angaben nämlich einen erheblichen Bearbeitungsstau der Corona-Fallzahlen gegeben. Keil habe nicht rechtzeitig nach Unterstützung der Landesregierung gefragt, so die Vorwürfe.

Das könnte Sie auch interessieren: Krematorien überfüllt: Hier müssen Corona-Tote derzeit zwischengelagert werden

Der Rückstau im Gesundheitsamt wird seit Mitte Dezember nun mit zusätzlichem Personal entgegen gearbeitet – und treibt seither die Statistik nach oben. Viele der jüngst ans Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Neuinfektionen lägen deswegen schon einige Zeit zurück und spiegelten nicht das aktuelle Infektionsgeschehen wieder, hieß es gestern aus dem Landratsamt.

Sachsen: Ministerpräsident Kretschmar für Lockdown bis Ende Januar

Aber: Abzüglich der Rückstände liege das Infektionsgeschehen nicht höher als in den Nachbarlandkreisen, beteuert Keil. Das Virus breitet sich seinen Angaben nach vor allem in Pflegeheimen aus. Aber auch Bürger, die sich nicht an die Corona-Vorschriften hielten, hätten Anteil an der aktuellen Situation, gibt Keil zu.

Das könnte Sie auch interessieren: Dreiste Schnee-Touris: Wieder Ansturm auf deutsche Winter-Orte – Behörden verzweifelt

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprach sich derweil angesichts der dramatischen Lage für einen verlängerten bundesweiten Lockdown aus. „Wenn wir nicht in diesen Jo-Jo-Effekt verfallen wollen – lockern, schließen, wieder öffnen und dann wieder harte Maßnahmen -, sollten wir jetzt etwas Nerven behalten“, erklärte er. Man habe als Instrument nur die Kontaktvermeidung.

Und Kretschmer düster: „Vor uns liegen jetzt dunkle Monate. Das ist der Unterschied zum vergangenen Jahr – da kam nach der ersten Welle direkt der Sommer und hat viele Probleme beseitigt. Darauf können wir jetzt nicht hoffen.“ 

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp