• Ein Radfahrer fährt am Morgen des 25. November durch die weihnachtlich geschmückte Schildergasse in Köln.
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Harter Lockdown sofort: 598 Tote: Wer kann es verantworten, nur einen Tag zu warten?

Berlin –

Deutschland erlebt in der Corona-Krise eine beispiellose emotionale Talfahrt, die Politik hat viele Chancen vertan. Nach dem neuen traurigen Rekord von 598 Todesfällen in 24 Stunden am Freitag und erneut knapp 500 Toten am Samstag (12. Dezember) kann es nur noch ein Ziel geben: die Katastrophe mit allen Mitteln verhindern, findet unser Autor.

Bloß keine Panik – ja, das ist immer die richtige Botschaft der Politik gewesen, um gut durch die Corona-Krise zu kommen. Am Ende einer ganz besonderen Woche aber zeigt sich, dass die Politik selbst einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet hat, dass ganz Deutschland gewaltig unter Stress steht. Wir erleben eine beispiellose emotionale Talfahrt.

Corona: Wir stehen nicht mehr viel besser da als die USA

Zögern, Zaudern und Taktieren haben das Land in einen schwarzen Freitag gestürzt. 29.875 Neuinfektionen und 598 Todesfälle an einem Tag, das sind Höchststände nach einem wochenlangen Teil-Lockdown.

Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl stehen wir nicht mehr viel besser da als die USA, auf die alle monatelang mit Schaudern geblickt haben. Dass wir gut durch die erste Welle der Pandemie gekommen sind, hilft nun nicht mehr. Deutschland hat seine Vorbildrolle verspielt, weil die Corona-Herausforderung unser föderales System und seine Ministerpräsidenten an die Grenzen gebracht hat.

Deutschland hat seine Vorbildrolle verspielt

Nur nicht die Nerven verlieren – ja, das ist die richtige Botschaft der Politik für die schwierigen Wochen, die jetzt vor uns liegen. Aber die Politik muss einen entschlossenen Beitrag dazu leisten. Angela Merkel hat am Mittwoch in ihrer Erklärung im Bundestag den richtigen Weg gewiesen: Schluss mit regionalen Eitelkeiten, Schluss mit Profilierungsversuchen, Schluss mit halbherzigen Lösungsversuchen.

In der Lebensgeschichte eines Menschen wird es keine Rolle spielen, wenn er als Kind eine Woche vor den Schulferien nach Hause geschickt wurde. Kultusminister, die ihrer Verantwortung gerecht werden wollen, können die Entscheidung, ob ein Kind zur Schule geht, nicht auf die Eltern abwälzen.

Jetzt geht es um Menschenleben

Für eine Lösung ist es nie spät – ja, der Lehrsatz eines jeden Politikers gilt noch immer. Aber die Zeit läuft ab. Wer kann es angesichts der Zahlen dieses Freitags verantworten, mit einem kompletten Herunterfahren des öffentlichen Lebens auch nur noch einen Tag zu warten? Glaubt wirklich jemand, dass er noch mit großer Geste Weihnachten „retten“ sollte?

Jetzt geht es um Menschenleben. Die Ministerpräsidenten müssen nur der Kanzlerin folgen und können damit in letzter Minute beweisen, dass das föderale System doch funktioniert. Besser heute als morgen. (RND)

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