• Die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus ist für Migranten besonders groß. Doch viel zu wenige werden geimpft. 
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„Große Herausforderung“: Wie lassen sich mehr Migranten für Impfungen gewinnen?

Berlin –

Das Infektionsrisiko von Menschen mit Migrationshintergrund ist mindestens doppelt so hoch wie das der alteingesessenen Bevölkerung. Das zeigt eine europaweite Studie der OECD. Gleichzeitig scheint Impfen in dieser Gruppe auf wenig Akzeptanz zu stoßen. Erst langsam beginnt eine Diskussion darüber.

„Es ist eine große Herausforderung, bei Migranten für Impfungen zu werben“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag im CDU-Präsidium. NRW-Integrationsministerin Serap Güler (CDU) bestätigt diesen Befund. Sie macht dafür vor allem Armut und Sprachprobleme verantwortlich. „Wenn ich an die Anschreiben denke, die die Priorisierungsgruppen bisher bekommen haben, da haben Deutsche schon ein Problem, diesen Brief zu verstehen“, sagt sie n-tv.

Häufig werde dann so ein Schreiben einfach zur Seite gelegt und vergessen. Zudem kursierten oft Mythen und Legenden zum Impfen. Viele Asylbewerber glaubten etwa, dass Geimpfte leichter abgeschoben werden könnten. Junge Frauen fürchteten, dass bestimmte Impfstoffe die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Corona-Pandemie: Viele Migranten auf den Intensivstationen

Genaue Zahlen zu den Ansteckungen unter Mi­granten gibt es kaum. Für Köln haben Geodatenforscher nun eine genauere Analyse vorgelegt, über die „Welt“ berichtet. Das Ergebnis: In den „sozial schwachen“ Stadtteilen mit hoher Arbeitslosenquote und einem hohen Migrantenanteil gab es überproportional viele Ansteckungen – ebenso wie in denen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von AfD-Wählern. Große Teile der Partei leugnen die Virus-Gefahren. Unter den Migranten waren Menschen aus dem Gebiet der Ex-Sowjetunion deutlich häufiger betroffen als türkischstämmige Menschen. 

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Auch auf den Intensivstationen spiegelt sich das Phänomen wider: Thomas Voshaar, Chef des Verbands Pneumologischer Klinken, schätzt den Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an den Patienten deutschlandweit auf 30 bis 60 Prozent. Die Zahlen werden nicht zentral erfasst. „Wegschauen, weil man politisch korrekt sein will, kostet Menschenleben“, sagte Voshaar der „Welt“. 

Was tut die Politik, um Migranten zur Impfung zur bewegen?

Was also tut die Politik? Die Bundesregierung versucht Migranten „in bis zu 23 Sprachen“ gezielt anzusprechen. Vor allem über Social Media und ausländische Radiosender. In Berlin-Neukölln gibt es sechs Sozialarbeiter, die im Bezirk Menschen gezielt ansprechen und aufklären. 

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Güler setzt sich für verstärktes Impfen in Stadtteilen mit vielen Migranten ein. „Mehr Impfstoffe in Migranten-Stadtteilen ist eine gute Idee“, sagte sie. Die Menschen dort hätten oft keine Möglichkeit, in Home­office-Jobs zu arbeiten. Dies alleine werde aber auch nicht genügen: „Was wir brauchen, sind Vorbilder, die sich impfen lassen.“ Den Menschen müsse so klargemacht werden, dass nur Impfungen zurück zur Normalität führten. (cmb)

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