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  • Schauspieler Hugh Laurie
  • Foto: AP

Er wäre fast auf den Mars geflogen: Leben nach Kult-Rolle: Was wurde aus „Dr. House“?

Los Angeles –

Was macht ein Star, wenn er sich von den Fesseln einer Kult-Rolle lösen will?

Hugh Laurie legt dafür einen echten Spagat hin. „Dr. House“ mutiert in seiner neuen Science Fiction/Satire-Serie „Avenue 5“ vom griesgrämigen Genie zum netten Nichtskönner.

Der 60-Jährige mimt den unfähigen Kapitän eines vollautomatisch gesteuerten Raumschiffs, dessen Traumkreuzfahrt durchs All voll aus dem Ruder läuft.

Wie schwer ist es, nach dem brillanten „Dr. House” einen Dilettanten zu spielen?

Hugh Laurie: Ich habe vor „Dr. House“ fast nur extrem dumme Rollen gespielt. Und habe dieses Talent mit in die Rolle einfließen lassen. Wenn ich als „House“ unterstreichen wollte, dass wer anders falsch liegt, dann habe ich mich total dumm gestellt. Es war seine Strategie, die sehr erfolgreich war.

Die letzte Folge lief vor 8 Jahren. Glauben Sie, dass Sie „Dr. House“ jemals ganz ablegen können?

Nicht bis ans Lebensende…und das könnte schon nächsten Samstagmorgen sein. Wer weiß (lacht).

Und nervt Sie das?

Ich verspüre große Zuneigung zu „Dr. House“. Es war die aufregendste Herausforderung, die ich jemals angenommen habe und wohl auch in Zukunft annehmen werde.

Nach Ende der Serie waren Sie erst einmal von der Bildfläche verschwunden.

Sie meinen vom Bildschirm. Ich habe mich danach meiner Musik gewidmet. Bin erst solo aufgetreten, habe dann eine Band aufgebaut. Es war so wunderbar befreiend. Ich fühlte mich wie ein Kind, das eine unbekannte Welt betritt und auf Entdeckungsreise geht. Rückblickend war es die beste Entscheidung, die ich jemals versehentlich getroffen habe.

Hat die Persönlichkeit von „Dr. House“ auf Sie abgefärbt?

Natürlich. Seine akribische, detailversessene Seite. Es war ja eine sehr lange, intensive Phase in meinem Leben und ich war von der Rolle und jedem Detail daran wie besessen. Ich habe alle damit wahnsinnig gemacht. Seitdem Schluss ist, bin ich weniger durchgeknallt. Wobei ich nicht weiß, ob mehr Zurechnungsfähigkeit gut oder schlecht für mich ist (lacht).

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Was heißt eigentlich weniger durchgeknallt?

Ich lache ein wenig mehr als früher. Natürlich stehe ich unter starkem Medikamenten-Einfluss (lacht). Aber im Ernst, ich genieße die Dinge im Leben einfach mehr, ohne mir über alles einen Kopf zu machen. Alles, was früher mit „House“ zu tun hatte, war wie Leben oder Tod für mich. Deshalb musste alles immer auf Anhieb klappen. Seither habe ich gelernt, dass man Dinge auch mal ausprobieren und genießen kann, ohne dass alles perfekt ist.

Kapitän Ryan wird als heldenhafter Kommandant verkauft, hat aber in Wirklichkeit keinen blassen Schimmer von der Raumfahrt.

Er ist halt nur ein Fake-Kapitän, der angeheuert wurde, um die Passagiere zu entertainen. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren! Ich bin ja selbst ein gigantisches Fake. So wie alle Schauspieler spiele ich der Welt nur etwas vor. Ich besitze auch keine wirklichen Leader-Qualitäten. Ich bin eher der Typ, der hinten im Raum sitzt und sich über den Leader vorne beschwert.

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Hugh Laurie als Kapitän Ryan in „Avenue 5“

Foto:

obs/Sky Deutschland

Sie sind ein Meister der Selbstironie…

…die eine typisch englische Selbstverteidigungsstrategie ist. Man attackiert sich selbst, bevor es andere tun. Ich glaube, das ist sehr entwaffnend.

Sie sind in der Serie im Weltraum gefangen. Haben Sie im wahren Leben schon mal irgendwo festgesessen?

Gott sei Dank noch nicht. Ich neige nämlich in dieser Hinsicht zu Phobien und der Gedanke allein macht mich schon nervös. Es wäre mein Albtraum. Deshalb lehne ich auch zum Beispiel Partys ab, die auf Yachten stattfinden. Weil ich eine Möglichkeit brauche, entkommen zu können. Und im Smoking zu schwimmen, ist für mich keine Option.

Träumen Sie davon, die unendlichen Weiten des Weltalls zu erforschen?

So einen Traum hatte ich noch nie. Ich finde unseren Planeten und die Leute darauf interessant genug. Ich bin auch kein großer Freund von Science-Fiction-Filmen. Was mich allerdings sehr interessiert hat, war vor ein paar Jahren ein Aufruf für Freiwillige an einer Mars-Mission.

Warum hat Sie grade das gereizt?

Man wäre so etwas wie ein Versuchskaninchen. Die ersten Leute, die auf den Mars reisen würden. Allerdings ohne wieder zur Erde zurückkommen zu können. Ich habe mit meiner Frau darüber gesprochen und bin echt in Versuchung geraten, mich zu melden. Was für ein tolles Abenteuer!

Ihnen würde es nichts ausmachen, dass Sie nicht wieder auf die Erde zurückkehren könnten?

Das wäre mir ein Trip zum Mars wert!

„Dr. House“ lebte in Krisensituation richtig auf, ihr Weltall-Kapitän ist total überfordert davon. Wem sind Sie ähnlicher?

Ich war schon in Situationen, wo mein Leben echt in Gefahr war. Als mein Auto plötzlich auf Glatteis in den Gegenverkehr zu rutschen begann oder ich auf einem Motorrad war und ein LKW mir plötzlich den Weg abgeschnitten hat. In diesen Momenten habe ich total nervenstark cool reagiert. Doch wehe, ich werde mit etwas weniger Dramatischem konfrontiert. Dann gerade ich in Panik.

Was wäre denn weniger dramatisch?

Total triviale Dinge, wie die Möglichkeit, dass ich einen Flug verpassen könnte. Oder, dass ich vor einem Event meinen Anzug nicht rechtzeitig aus der Reinigung zurückbekomme. Das wäre für mich ein Desaster und die Panik setzt sofort ein.

Noch eine„Dr. House”-Frage zum Schluss: Stünden Sie noch einmal bereit, wenn es einen Kinofilm geben würde?

Verdammt gute Frage! Es wäre eine riesige Versuchung. Ich würde mir das Angebot auf jeden Fall gut durch den Kopf gehen lassen, obwohl ich nicht glaube, dass es passieren wird.

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