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  • Eine Ärztin auf der Covid-Intensivstation der Uniklinik Dresden.
  • Foto: imago images/Max Stein

Dritter Schuss: Die große Debatte um die Booster-Impfungen

Aller guten Dinge sind drei. Ob diese Binsenweisheit stimmt, darüber scheiden sich die Geister – zumindest, wenn es ums Impfen geht. Soll allen Deutschen ein dritter Schuss offeriert werden, wie Jens Spahn in Aussicht stellt? Die Weltgesundheitsorganisation warnt mit Blick auf ärmere Länder vor Ungerechtigkeit.

Gerade starten die Länder schon mit den sogenannten Booster-Impfungen in Pflegeeinrichtungen und für besonders gefährdete Menschen. Gesundheitsminister Spahn sagte im Gespräch mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, dass sich außerdem alle, die bisher nur Vektorimpfstoffe bekommen haben, ebenfalls eine dritte Spritze geben lassen können. Das sind die Menschen, die mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson geimpft wurden.

Jens Spahn will allen Deutschen Auffrischungs-Impfung anbieten

„In einem zweiten Schritt können wir dann darüber nachdenken, auch allen anderen eine Auffrischimpfung anzubieten“, erklärte der Minister. „Eine Booster-Impfung ist von den Zulassungen gedeckt, sie verstärkt und verlängert den Impfschutz“, erklärte er.

Und wie läuft das ab? Die Auffrischimpfung soll frühestens sechs Monate nach dem zweiten Schuss durchgeführt werden. Und das wird wohl vor allem in Arztpraxen passieren – denn Ende September gehen die meisten Impfzentren auf Stand-by.

Und was ist mit den armen Ländern? Mit Staaten, in denen bisher nur eine Minderheit von Leuten geimpft ist, weil sie sich die Vakzine schlicht nicht leisten können? Die WHO hat gefordert, überschüssige Impfstoffe dort zu verwenden, statt schon Geimpfte mit einer dritten Dosis zu versorgen. Jens Spahn dazu: „Mein Ziel ist beides: Auffrischimpfungen gewährleisten und den ärmeren Staaten Impfstoff spenden.“ Schließlich sei genug vorhanden.

Virologe Christian Drosten: Schutzwirkung der Vakzine ist gut

Aber tut der dritte Schuss überhaupt not? Christian Drosten meint: meistens nicht. Der Virologe hat erklärt, dass er für die meisten Geimpften überhaupt keinen Grund sieht, sich dreifach piksen zu lassen. „Die Schutzwirkung der Corona-Vakzine ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen“, erklärte er der dpa. Den Booster hält er nur bei alten Menschen und Risikopatienten für sinnvoll. Eine genaue Altersgrenze für die dritte Impfung müsste man dann noch festlegen.

Und was sagt der Gesundheitsexperte vom Dienst dazu? Karl Lauterbach erklärte der Funke-Mediengruppe: „Bei allen Corona-Vakzinen steigt das Risiko eines Impfdurchbruchs nach sechs Monaten an. Wir werden also vermutlich bald mehr Fälle sehen, sobald die Impfung bei etlichen Geimpften in Deutschland mehr als ein halbes Jahr zurückliegt.“ Allerdings: Wer sich trotz Impfung ansteckt, erkrankt meist nicht so schwer. Aber: „Laut einer neuen Studie kommt es bei 19 Prozent der Menschen mit Impfdurchbrüchen zu einem Long-Covid-Problem. Zudem sind diejenigen, die sich nach einem Impfdurchbruch infizieren, genauso ansteckend wie Ungeimpfte, wenn auch nicht so lange.“

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Karl Lauterbach tendiert also offenbar auch dazu, eine dritte Impfung zu empfehlen. Auch zu dem Thema zitiert er neue Studien, laut denen die Wirkung nach einer dritten Impfung sehr viel länger anhält. „Der Schutz wird nicht dauerhaft sein, aber doch deutlich länger als ein halbes Jahr.“ Mit Impfung Nummer vier können wir uns also ein bisschen länger Zeit lassen.

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