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  • Für das Tierwohl müssen Verbraucher bald tiefer in die Tasche greifen. 
  • Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Deutsche reden nur, aber handeln nicht: Warum Steak und Wurst bald teurer sein dürften

Berlin –

Den Start der Grillsaison bremsen derzeit noch Kontaktbeschränkungen und kühles Wetter. Doch bald könnte die Lust auf Fleisch und Wurst auch aus einem anderen Grund schwinden: Tierische Erzeugnisse sollen teurer werden – aus guten Grund.

Tierfreund ist jeder gern. Aber wenn es ans eigene Portemonnaie geht, sieht es manchmal anders aus. Die angestrebte Veränderung der Tierhaltung in Deutschland jedenfalls werden Supermarkt-Kunden auch an der Kasse spüren: Die Bundesregierung will den Bauern unter die Arme greifen, wenn sie auf mehr Tierwohl achten.

Den Preis für Fleisch erhöhen: So könnte es gehen

„Wir haben über alle Szenarien hinweg berechnet, dass das ungefähr drei bis vier Milliarden Euro pro Jahr kosten wird“, sagt der Leiter des bundeseigenen Thünen-Instituts, Folkhard Isermeyer, bei der Präsentation einer Studie in Berlin. Dieses Geld müsse für eine Investitionsförderung und für eine Tierwohlprämie für die Landwirte aufgebracht werden. „Wenn man es umrechnet auf eine Mahlzeit pro Tag, sind es fünf Cent pro Mahlzeit.“

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hält es nach eigenen Worten für machbar, dafür entweder die Mehrwertsteuer für tierische Produkte von 7 auf 19 Prozent zu erhöhen oder eine Tierwohlabgabe einzuführen. „Es gibt kein Recht auf Billigstfleisch“, findet die CDU-Politikerin. Fleisch werde aber auch kein Luxusprodukt für Reiche werden, so Klöckner. Sie glaube, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher bereit seien, Mehrkosten zu tragen.

Höhere Preise: Die Landwirte machen Druck

Grundsätzlicher Widerspruch kommt aus Opposition und Landwirtschaft nicht mehr – wohl aber die Forderung, nun endlich in die Gänge zu kommen. Denn viele Bauern sind verunsichert, was ihre Proteste seit Monaten zeigen. Es geht um Vorgaben beim Düngen und Pflanzenschutz, um wachsenden Druck und Stress in den Betrieben. Und um fehlende Anerkennung für die Bauernfamilien. „Bauern werden ruiniert, Essen wird importiert“, warnt ein Transparent am Brandenburger Tor.

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Es gehe nicht auf Knopfdruck, sagt Klöckner. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Tierhaltung aus Deutschland verdrängt werde und anschließend Fleisch und Milch aus Ländern eingeführt werde, wo es den Tieren schlechter gehe. Denn die Vorschläge würden nicht nur bedeuten, dass Bauern vielfach neue Ställe bauen müssen. 

Tierwohl: Deutsche reden nur, aber handeln nicht 

Keiner hat mehr die Illusion, dass Supermarktkunden an der Kühltheke tatsächlich konsequent zum besseren Produkt greifen. Denn über Tierwohl zu reden ist das eine, danach zu Handeln das andere. In Umfragen sagten die meisten, dass sie für Tierwohlprodukte mehr ausgeben würden. Experimente zeigten aber, dass ein großer Teil der Menschen vorwiegend preisorientiert einkaufe, konstatiert die Thünen-Studie.

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Ob die Deutschen eines Tages weniger Fleisch und Milch verbrauchen, da sind sich die Autoren nicht sicher. Eine bessere Tierhaltung kann demnach auch dazu führen, dass Veganer oder Vegetarier wieder auf den Geschmack kommen. (mik/dpa)

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