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  • Foto: picture alliance/dpa

Deutsche Corona-Hotspots: Erster Landkreis geht in den „Lockdown“

Delmenhorst / Berchtesgadener Land –

Hamburg ist seit Montag Corona-Hotspot – und kommt doch vergleichsweise (noch) glimpflich durch die zweite Welle. Anders sieht es etwa in Delmenhorst und Berchtesgaden aus. Dort sind die 7-Tage-Inzidenzen so schwindelerregend, dass die Verantwortlichen drastische Worte finden.

Allzu oft kommt es wirklich nicht vor, dass Delmenhorst bundesweit Schlagzeilen macht – doch in Corona-Zeiten ist eben vieles anders. Ein rasanter Anstieg der Infektionszahlen hat die 82.000-Einwohner-Stadt bei Bremen gestern mit einem Mal in den Fokus gerückt. Jetzt wird gerätselt: Warum stecken sich gerade dort so viele Menschen an?

Corona in Delmenhorst: 7-Tage-Inzidenz bei 223

Die von den Behörden als kritisch erachteten Corona-Grenzwerte von 35 und 50 hat Delmenhorst weit hinter sich gelassen: Mit 201 gibt die Stadt den Sieben-Tage-Wert pro 100.000 Einwohner gestern selbst an, das Landesgesundheitsamt hat sogar 223 errechnet. „Das ist traurig, furchtbar, aber wir werden uns dieser Aufgabe stellen“, sagte Oberbürgermeister Axel Jahnz gestern. Erklären kann er es nicht, warum es gerade seine Stadt so hart getroffen hat. „Ich wäre froh, wenn ich diese Frage beantworten könnte.“

Ein Problem sei, dass es in der Stadt keinen Schwerpunkt gebe, auf den sich die vielen Fälle eindeutig zurückführen ließen.

Und: Es gebe in Delmenhorst viele Pendler, die im benachbarten Bremen arbeiteten. Auch die Hansestadt ist Corona-Hotspot. Die Mobilität könnte dazu beigetragen haben, dass sich das Virus ausgebreitet hat. Eine nächtliche Sperrstunde für die Gastronomie, eine Maskenpflicht an öffentlichen Plätzen und die Absage von Veranstaltungen und Gottesdiensten sollen nun helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Deutscher Corona-Rekord im Berchtesgadener Land

Das will auch Bayerns Ministerpräsident Söder: Er hat einen Groß-Ausbruch im Berchtesgadener Land mit einem dramatischen Inzidenzwert von 252,1 – bundesweit Rekord. Söder will deshalb nun praktisch einen „Lockdown“ verhängen. Es werde ein Maßnahmenpaket geben, „das einem Lockdown entspricht“, sagte er gestern. Das öffentliche Leben müsse komplett heruntergefahren werden, „anders geht es nicht“.

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Die Kontakte der Infizierten könnten nicht mehr verfolgt werden, „also müssen Kontakte fundamental beschränkt werden“.  Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) soll dazu mit dem Landkreis und der Regierung von Oberbayern Details ausarbeiten.

Der Landkreis Berchtesgadener Land ist mit einer Bevölkerungsdichte von 126 pro Quadratkilometer vergleichsweise dünn besiedelt. Wie es zu der Infektionswelle kommen konnte, ist nicht genau geklärt. „Ausgangspunkt war auch wieder eine entsprechende Party“, sagte Söder.

Möglicherweise kommen weitere Infektionsherde infrage. Auch die Nähe zu Österreich dränge zu einschneidenden Maßnahmen, sagte Söder. Wenn jetzt nicht konsequent gehandelt werde, sei die hohe Zahl nicht mehr zu reduzieren. (mik/dpa)

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