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Coronavirus: Prof. Dr. Kekulé warnt jetzt schon vor dem Herbst

Köln –

Das Coronavirus breitet sich in Europa aus. In Deutschland und einzelnen Nachbarländern gibt es beinahe täglich neue infizierte Fälle.

Coronavirus: Veranstaltungsverbot in der Schweiz

Einzelne Nachbarländer haben bereits verschärfte Maßnahmen ergriffen. So zum Beispiel im Nachbarland Schweiz. Dort wurden bis zum 15. März alle Veranstaltungen, die mehr als 1000 Besucher erwarten, abgesagt. Das betrifft neben kulturellen Events wie Musikkonzerte auch sportliche Anlässe wie Fußball- und Eishockeyspiele.

Geschlossene Schulen und Geisterspiele in Italien

Auch in Italien haben die Behörden auf das Coronavirus reagiert. Dort sollen bis zum 15. März Schulen und Universitäten geschlossen bleiben. Auch Theater und Kinos bleiben vorerst geschlossen. Das hat die Regierung am 4. März entschieden. 

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Sportveranstaltungen sollen zwar stattfinden, jedoch ohne Zuschauer. Dies gab der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte am Mittwochabend (4. März) per Videobotschaft bekannt. Wie die „Süddeutsche” berichtet, gelte dies laut Medienberichten bis zum 3. April.

Betroffen sind neben den Fußballpartien in der heimischen „Serie A” auch Champions-League Spiele in Italien wie das Achtelfinal-Rückspiel am 17. März zwischen Juventus Turin und Olympique Lyon und das Europa-League Rückspiel am 12. März zwischen Inter Mailand und dem FC Getafe. Auch die Partie am 19. März zwischen der AS Roma und FC Sevilla ist von der Maßnahme betroffen. 

Italienische Premierminister Conte 130667980

Der italienische Ministerpräsident Antonio Conte hat bekanntgegeben, dass alle Sportanlässe in den nächsten zwei Wochen in Italien ohne Zuschauer stattfinden. 

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In Italien haben sich bisher 3089 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 100 Menschen sind an den Folgen gestorben.

Die Lage in Deutschland

Auch in Deutschland steigen die Zahlen der infizierten Patienten. Laut dem „Robert-Koch-Institut” sind bisher weit über 300 Infektionen bestätigt. Davon alleine 100 in Nordrhein-Westfalen.

Werden auch hierzulande aus Schutz vor der weiteren Verbreitung des Virus Veranstaltungen abgesagt? Was sagt der Bundesgesundheitsminister dazu? Und wer entscheidet letztendlich, ob beispielsweise ein Fußballspiel abgesagt wird oder nicht?

Absage von Veranstaltungen in Deutschland: Landesgesundheitsamt entscheidet

Grundsätzlich hat das Landesgesundheitsamt die Aufgabe, darüber zu entscheiden, ob eine Veranstaltung wegen des Coronavirus abgesagt wird. Maßgebend ist dabei das Infektionsschutzgesetz (IfSG).

In Paragraf 28 heißt es dort: „Die Zuständige Behörde kann Veranstaltungen oder sonstige Ansammlungen einer größeren Anzahl von Menschen beschränken oder verbieten.“

Pauschale Absage von Veranstaltungen „nicht verhältnismäßig“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Montag in Berlin, dass er es zum jetzigen Zeitpunkt für unverhältnismäßig halte, Großveranstaltungen wie Fußballspiele aufgrund des Coronavirus pauschal abzusagen. Vielmehr seien bei jeder Veranstaltung die folgenden Fragen von entscheidender Bedeutung:

  • Wie ist der Teilnehmerkreis?
  • Sind Teilnehmer aus Risikogebieten dabei?
  • Wie ist die Belüftung während der Veranstaltung geplant?

Diskussion um Absage des Borussia-Duells

In den letzten Tagen wurde beispielsweise darüber diskutiert, ob das Bundesliga-Spiel am 7. März zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund aufgrund der Verbreitung des Coronavirus in der Region abgesagt wird.

Nach einer Absprache mit dem Innenministerium von Nordrhein-Westfalen entschieden sich die Verantwortlichen der Gladbacher, das Spiel nicht abzusagen und wie geplant durchzuführen. 

Coronavirus: Messen verschoben und abgesagt

In Italien und der Schweiz wurden viele Messen verschoben, jedoch bis jetzt keine endgültig abgesagt.

In Deutschland sieht die Situation anders aus. Hierzulande wurde ein Teil der geplanten Messen komplett abgesagt, mehrere Messen wurden verschoben.

Die folgenden Messen sind abgesagt:

  • Logimat in Stuttgart
  • Leipziger Buchmesse in Leipzig
  • IHM (Internationale Handwerksmesse) in München
  • ITB (Tourismusmesse) in Berlin

Diese Messen wurden verschoben:

  • Eisenwarenmesse in Köln, verschoben auf 21. bis 24. Februar 2021
  • Fibo (Fitnessmesse) in Köln, Alternativtermin in der zweiten Jahreshälfte 2020
  • Internoga in Hamburg, verschoben, Alternativtermin noch nicht bekannt
  • ProWein in Düsseldorf, verschoben, Alternativtermin noch nicht bekannt
  • Hannover Messe in Hannover, verschoben auf 13. bis 17. Juli
  • Halal Messe in Hannover, verschoben, Alternativtermin noch nicht bekannt
  • Twenty2X in Hannover, verschoben auf 23. bis 25. Juni
  • Waffenmesse IWA in Nürnberg, Alternativtermin noch nicht bekannt
  • Fensterbau- und Holz-Messe in Nürnberg, Alternativtermin noch nicht bekannt
  • Light & Building in Frankfurt, Alternativtermin noch nicht bekannt

Coronavirus: Werden jetzt die Lebensmittel teurer?

Thomas Roeb, Professor der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, hat sich in einem Interview mit der „Bild” über mögliche Preiserhöhungen von Lebensmitteln geäußert.

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So gibt er an, dass es aktuell noch keine Versorgungsengpässe gebe. Auch eine Preiserhöhung von Produkten sei noch nicht spürbar.

Diese Lebensmittel könnten bald teurer werden

Dies könne sich – so Roeb – allerdings ändern, falls sich noch mehr Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infizieren. Preiserhöhungen könnten demnach gerade Lebensmittelprodukte wie Milch oder Käse betreffen, „weil die Bestände knapp sind und die Produktion eingeschränkt wird“, so Thomas Roeb gegenüber „Bild”.

Auch zu Lieferengpässen bei Waren aus Nicht-EU-Ländern könnte es kommen. Demnach könnten dann Import-Produkte wie Obst und Kosmetik-Produkte betroffen sein.

Coronavirus: Erhöhte Nachfrage bei Supermärkten und Drogerien

In den Supermärkten wurden erhöhte Verkäufe bei Produkten wie Konserven, Nudeln, Getränken und Klopapier festgestellt. Aber auch die Drogerien verzeichnen eine hohe Nachfrage bei Hygieneprodukten wie beispielsweise Desinfektionsmittel. Gerade diese Produkte hätten einen enormen Anstieg des Kaufinteresses erfahren.

Wie eine Sprecherin des Supermarkt-Kette Lidl der „Bild” mitteilte, gebe es aktuell aber keine Preis-Erhöhungen, die mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden. Allerdings ist dies nur der aktuelle Stand der Dinge. So teilte die Lidl-Sprecherin auch mit, dass man über mögliche zukünftige Preiserhöhungen keine Angaben machen könne.

Virologe fordert „Corona-Ferien”

Der bekannte Virologe Professor Dr. Alexander S. Kekulé schlägt in einem Gespräch mit dem „Deutschlandfunk” vor, dass für die nächsten zwei Wochen alle Schulen und Kindergärten deutschlandweit geschlossen werden sollten.

Zusätzlich sollten alle Großveranstaltungen für diese Zeit abgesagt werden. Darunter fielen auch die Fußballspiele der Bundesliga. Außerdem sollten nach der Meinung des Direktors des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Halle nationale Reisen innerhalb Deutschlands auf ein Minimum beschränkt werden.

So sollen möglichst viele bisher noch unentdeckte Fälle und betroffene Patienten gefunden werden. 

Prof. Kekulé erklärte zudem in der ARD-Sendung „hart aber Fair“ (hier lesen Sie mehr): „Das Coronavirus wird im Sommer runtergehen, aber im Herbst wiederkommen.“ eine düstere Prophezeiung. Daher werde es eine endgültige Lösung dann noch nicht geben, denn: „Einen Impfstoff werden wir bis dahin noch nicht haben.“

Prof. Kekulé glaubt nicht an einen ähnlich dramatischen Verlauf wie in China

Gleichzeitig betont Kekulé aber auch, dass man bis heute noch nicht sicher sagen könne, wie sich das Coronavirus verhalte. Dass es in Deutschland einen ähnlich dramatischen Verlauf wie in China nehme, bezweifelt er jedoch. Dafür sei der Teil der Menschen, die optimal gegen das Virus behandelt werden könnten, in Deutschland wesentlich größer als in China.

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