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  • Foto: picture alliance/dpa

Corona-Ausbruch in Fleischfabrik: Schlachthof-Boss Tönnies in Quarantäne

Rheda-Wiedenbrück –

Der Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies nimmt immer größere Ausmaße an. 7000 Tönnies-Mitarbeiter müssen in Quarantäne – mitsamt ihrer Angehörigen, zu denen sie Kontakt hatten. Das gelte für alle Beschäftigten am Standort Rheda-Wiedenbrück, heißt: Auch für den Firmenchef Clemens Tönnies (64).

Nachdem sich Hunderte von Mitarbeitern des großen Schlachtbetriebs Tönnies mit dem Coronavirus infizierten, schickten die Behörden am Freitagabend auch die Führungsspitze der Tönnies-Werke in eine sogenannte „Arbeitsquarantäne“. Das betrifft auch Schlachthof-Boss Clemens Tönnies (64), gleichzeitig Aufsichtsratschef des FC Schalke 04.

Tönnies-Chef muss in „Arbeitsquarantäne“

Der 64-jährige Unternehmensboss darf sich vorerst nur zwischen seinem Wohnhaus und seiner Firma bewegen. Damit hat er zumindest mehr Beinfreiheit, als die meisten seiner Mitarbeiter, die komplett zu Hause bleiben müssen.

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Doch auch wenn Tönnies unter Beachtung der Hygieneregeln zwischen seinem Haus und dem Betrieb pendeln darf, ein Besuch der Veltins-Arena gehört nicht zu dieser Ausnahmeregelung. Das bedeutet: Der Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 verpasst am Samstag um 15.30 Uhr das letzte Saison-Heimspiel seines Clubs gegen den VfL Wolfsburg.

Video: Corona-Ausbruch bei Tönnies – Bundeswehr hilft bei Tests

Bei Tönnies sind mittlerweile 1029 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden – insgesamt lägen 3127 Befunde vor, teilte der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, am Samstagnachmittag mit. 

Landrat: Wir haben uns Zugriff auf Personalakten verschafft

Der Kreis Gütersloh und der Arbeitsschutz haben sich in der Nacht zum Samstag Zugriff auf die Personalakten der Firma Tönnies verschafft. „Das Unternehmen hatte es nicht geschafft, uns alle Adressen zu liefern“, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) am Samstag bei einer Pressekonferenz in Gütersloh. Diese fehlten in den geforderten Listen der Beschäftigten bei 30 Prozent.

Daraufhin seien die Behörden am Freitagabend in die Konzern-Zentrale gegangen – nun liegen 1300 Adressen von Wohnungen allein für den Kreis Gütersloh vor, wie der CDU-Politiker sagte. 

„Das Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist gleich Null. Das muss ich so deutlich sagen“, fügte der Leiter des Krisenstabes, Thomas Kuhlbusch, am Samstag hinzu. Der Fleischbetrieb ist nun für 14 Tage geschlossen.

„Tiere sind keine Ware“: Protest vor dem Tönnies-Werk

Doch nicht nur Kuhlbusch und der Landrat haben Tönnies genau im Blick und üben Kritik: Rund 60 Menschen haben sich am Samstagmittag vor dem Werk in Rheda-Wiedenbrück getroffen, um gegen den Konzern zu protestieren. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr den Menschen die Rechte klaut“, rief ein Sprachchor.

Zahlreiche Menschen hielten Plakate hoch, auf denen etwa stand: „Stoppt das System Tönnies“ und „Tiere sind keine Ware“. Einige Protestierende hatten sich mit Kunstblut bemalt. Die Demonstration verlaufe friedlich, sagte ein Sprecher der Polizei vor Ort.

Organisiert wurde der Protest von mehreren Umwelt- und Tierschutzorganisationen, unter ihnen auch Fridays for Future. „Wir verstehen uns als Gerechtigkeitsbewegung“, so Stefan Schneidt von Fridays For Future Gütersloh. Tönnies verstoße klar gegen Arbeitsrecht und Tierwohl. (vd/dpa)

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