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Blamabler Auftritt: Trump poltert mal wieder los – doch kaum einer will’s hören

Washington/Tulsa –

Nach dreimonatiger Corona-Pause hat US-Präsident Donald Trump am Wochenende seinen ersten Wahlkampf-Auftritt in Tulsa in Oklahoma absolviert – doch dabei blieben viele Plätze leer. Trump ließ sich davon jedoch nicht beirren und überbot sich mal wieder selbst mit Ungeheuerlichkeiten. Er verharmloste nicht nur die Corona-Krise, sondern zeigte auch keine Empathie für die immer noch herrschenden Rassismus-Proteste in seinem Land. Und auch Deutschland bekam mal wieder sein Fett weg. 

So hatte sich Donald Trump den Wiederbeginn seines Wahlkampfes vermutlich nicht vorgestellt: Als der US-Präsident nach mehr als dreimonatiger Corona-Pause im BOK Center in Tulsa erstmals wieder vor Anhänger trat, blieben in der Arena viele Sitze leer.

Vor der Veranstaltungshalle in Tulsa herrschte gähnende Leere

Eine geplante Ansprache Trumps vor der Veranstaltungshalle für all jene, die im Inneren keinen Platz gefunden hätten, wurde sogar gestrichen – vor der Arena herrschte gähnende Leere. 

Der Präsident selbst hatte vor wenigen Tagen auf Twitter verkündet, „fast eine Million Menschen“ hätten sich um Eintrittskarten für die kostenlose Veranstaltung beworben. Doch viele der rund 19.000 Plätze in der Arena blieben leer. Die Zuhörer zeigten sich zwar begeistert, als Trump in gewohnter Manier rüde Attacken gegen politische Gegner fuhr und über seine eigene Arbeit schwärmte. Doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Auftritt hinter den Erwartungen zurück blieb, die Trump selbst geschürt hatte.

So kommentierte dann auch US-Sängerin Pink höhnisch auf Twitter: „Ich hab‘ die gleiche Halle in fünf Minuten ausverkauft.“

Donald Trump bezeichnet Biden als „hilflose Puppe der radikalen Linken“

Doch ungeachtet der Teilnehmerzahl: Trump schien den Auftritt vor seinen jubelnden Anhängern zu genießen. Eindreiviertel Stunden lang heizte der Präsident seinen Zuhörer ein, verunglimpfte seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden als senile „hilflose Puppe der radikalen Linken“, beschimpfte Demonstranten als „Anarchisten“ und „Plünderer“ und lobte seinen „phänomenalen Job“ im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie – wohlgemerkt bei rund 120.000 Corona-Toten, der mit großem Abstand höchsten Zahl weltweit.

Gesundheitsexperten warnen unablässig, dass Wahlkampfauftritte mit tausenden Teilnehmern ideale Bedingungen für eine Ausbreitung des Virus bieten. Just vor dem Auftritt in Tulsa wurden sechs Mitarbeiter von Trumps Wahlkampfteam, die im Vorfeld in die Stadt gereist waren, positiv auf das Coronavirus getestet. Die wenigsten Trump-Anhänger trugen am Samstagabend Schutzmasken.

Weißes Haus rudert nach Trumps Corona-Aussage zurück: „War ein Scherz“

Auf die steigenden Corona-Zahlen hatte Trump am Samstagabend eine Antwort parat: „Ich habe meinen Leuten gesagt: testet langsamer“ – schließlich würden mehr Tests zu mehr positiven Testergebnissen führen. Das Weiße Haus betonte umgehend, der Präsident habe einen Witz gemacht.

In den Tagen zuvor war Trump noch wenig nach Scherzen zumute gewesen. Binnen vier Tagen fügte ihm der Oberste Gerichtshof gleich zwei juristische Niederlagen zu: Sein früherer Nationaler Sicherheitsberater John Bolton wartete mit einem Buch mit wenig schmeichelhaften Enthüllungen auf und in Umfragen liegt der für sein Corona-Krisenmanagement und seinen Umgang mit den Protesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd viel kritisierte Präsident deutlich hinter Biden – sowohl landesweit als auch in mehreren Schlüsselstaaten.

In seiner ausufernden Rede verlor der Präsident jedoch kein einziges Wort über den Tod von George Floyd oder Rassismus und Polizeigewalt. 

Donald Trump erneuert Kritik an Deutschland 

Stattdessen erneuerte er seine Kritik an Deutschland in Tulsa und bekräftigte seine Pläne, fast 10.000 US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen. Der US-Präsident sagte, Deutschland schulde der Nato wegen unzureichender Verteidigungsausgaben in den vergangenen 25 Jahren „eine Billion Dollar“.

Trump übte in dem Zusammenhang erneut Kritik an der geplanten Ostsee-Pipeline Nord-Stream 2, die Gas von Russland nach Deutschland bringen soll. 

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„Wir sollen Deutschland vor Russland beschützen“, sagte Trump unter Applaus. „Aber Deutschland zahlt Russland Milliarden Dollar für Energie, die aus einer Pipeline kommt, einer brandneuen Pipeline.“

Trump kritisiert seit langem, dass Deutschland das selbstgesteckte Ziel der Nato für Verteidigungsausgaben nicht erfülle.  (dpa)

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