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Bis zu 40 Grad erwartet: Ärzte warnen: Deutschland auf solche Hitze nicht vorbereitet!

Mainz –

Überall im Land wird geschwitzt. Während wir Hamburger mit knapp über 30 Grad am Wochenende wohl noch vergleichsweise „moderat“ wegkommen, ächzt der Süden unter bis zu 40 Grad. Auf solche Hitze ist Deutschland überhaupt nicht vorbereitet, warnen nun Experten – und raten zum Leben „wie am Mittelmeer“.

Hitzewellen wie in diesen Tagen sind nicht bloß sommerliches „Rekordwetter“, sondern sie werden, angetrieben durch den Klimawandel, zunehmend zur Bedrohung von Gesundheit und Leben – das sagt ein Aktionsbündnis zum Thema Hitze, darunter die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).

Wetter in Deutschland: Ärzte warnen vor Hitzewelle

Obwohl das Umweltbundesamt schon 2014 Handlungsbedarf angemeldet habe und die Regierung 2017 die Länder aufforderte, Hitzeaktionspläne aufzustellen, sei zu wenig  passiert: „Deutschland ist für Hitzewellen nicht gerüstet!“ kritisiert etwa Dr.  Martin Herrmann von der KLUG. „Es gibt kein für alle verbindliches Alarmsystem, keine Identifizierung von Gefahrenzonen und Risikogruppen, keine Hitzeleitstellen und keine Kühlzonen.“ Außerdem fehlten  Fortbildungsmöglichkeiten für Ärzte, Krankenhaus- und Pflegeheim-Angestellte.

Hitzewelle managen: Frankreich als Vorbild?

Die Folgen seien gravierend: „Während Hitzewellen sterben acht bis zwölf Prozent mehr Menschen“, sagt KLUG-Mitglied Ralph Krolewski.

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Er ist überzeugt, dass man viele Hitzetote verhindern könnte, das zeige das Beispiel Frankreich: „Dort lösen Temperaturen ab 32 Grad schon die erste Alarmstufe in Kommunen und Gesundheitswesen aus, ab 38 Grad wird der Zivilschutz aktiv. Die einzelnen Präfekturen reagieren dann auf der Basis eines nationalen Hitzeschutzplanes. Warum geht das nicht in Deutschland?“

Bei Hitze: Machen Sie es wie die Menschen am Mittelmeer!

Mittelmeerländer und -regionen könnten aber auch aus anderen Gründen Vorbildcharakter haben: Sonne aussperren, Schatten suchen und Siesta – bei Hitze verhält man sich am besten wie die Menschen am Mittelmeer, rät Michael Fink, Vizepräsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz.

„Wo die Sonne drauf scheint, Rollläden runter. Da wo Schatten ist, Rollläden hoch, Fenster auf, damit Luft rein kommt“, erläutert der Hausarz. Es komme auf „innere und äußere Kühlung“ an. Bis zu 38 Grad werden am Wochenende in Deutschland erwartet.

Das hilft gegen die Hitze

Weil die Plätze zur Abkühlung im Schwimmbad wegen der Corona-Regeln rar sind, könne auch ein Eimer Wasser für die Füße oder ein nasser Lappen dazu beitragen, den Kreislauf zu stabilisieren und sich abzukühlen, empfiehlt Fink.

Außerdem ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. „Pi mal Daumen zwei Liter pro Tag trinken“, sagt der Mediziner. Am besten sei Mineralwasser, weil durch die schweißtreibende Hitze viele Mineralien verloren gingen.

Bei Arbeit in der Hitze ständig trinken

Vor allem ältere Menschen, denen das Durstgefühl fehle, müssten zum Trinken animiert werden, mahnt der Sanitätsrat. Wer bei der Hitze aber etwa im Straßenbau arbeite oder einem ähnlichen Beruf nachgehe, könne gar nicht so viel trinken, wie die Sonne scheint. „Ständig trinken!“, lautet daher die Empfehlung.

Zu wenig Flüssigkeit könne zu einem Absinken des Blutdrucks führen, erklärt Fink. „Das kann wiederum zum Kreislaufkollaps führen bis hin zur Bewusstlosigkeit.“ Daher: „Wenn es vor den Augen flimmert, schnell hinsetzen oder besser hinlegen und Beine hoch.“

Vorsicht vor der prallen Sonne!

Vor allem an jüngere Menschen appelliert der Hausarzt: In der prallen Sonne zu liegen, könne riskant sein. Besonders bei niedrigem Blutdruck könne der Kreislauf beim Aufstehen zusammenklappen.

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Fink warnte vor Sport in der Bullenhitze am Mittag. Etwas Bewegung oder ein Lauf frühmorgens, spätabends oder im Wald und Schatten sei jedoch möglich – bei ausreichendem Wasservorrat.

Viele seiner Patienten erkälteten sich derzeit durch die Klimaanlage im Auto, erzählt Fink. Dieses zu lüften sei wichtig, ein Schal oder ein Tuch vor der Brust könnten vor einer Erkältung schützen. (mik/dpa)

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