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Attentat auf Arabella Kiesbauer: So leidet die Moderatorin noch heute unter den Folgen

Wien –

Seit dem Tod des US-Amerikaners George Floyd wird überall auf der Welt über Rassismus diskutiert. Für die Moderatorin Arabella Kiesbauer ist Thema aber nicht nur jetzt präsent. Seit dem Briefbombenattentat auf sie vor 25 Jahren leidet die 51-Jährige unter den Folgen.

Den 9. Juni 1995 wird Arabella Kiesbauer niemals vergessen. An diesem Tag ging eine Briefbombe in ihrem Münchner Talkshow-Studio hoch – adressiert an die Moderatorin. Kiesbauers Assistentin wurde leicht verletzt. Der Sender ProSieben stand unter Schock.

Arabella Kiesbauer: „Zuerst war ich wie gelähmt“

„Ich musste mich von einer gewissen Leichtigkeit des Seins verabschieden“, sagt Kiesbauer der Deutschen Presse-Agentur zum 25. Jahrestag dieses einschneidenden Erlebnisses. „Zuerst war ich wie gelähmt.“

Attentat auf Kiesbauer

Der Tatort: Am 9. Juni 1995 explodierte beim Sender ProSieben eine Briefbombe.

Foto:

Stephan Jansen/dpa

Für alle im Sender sei es ein großer Einschnitt gewesen: „Von diesem Zeitpunkt an wurde die gesamte Post im Haus durchleuchtet, Security bewachte den Zutritt ins Studio und begleitete mich auf Schritt und Tritt. Das Schlimmste war aber der ,Verlust der Unschuld‘ – wenn Sie verstehen, was ich meine“, sagt Kiesbauer. Sie habe sich vom „unerschütterlichen Glauben an das Gute verabschieden“ müssen.

Ein Rechtsextremist wurde für die Tat verurteilt

Ein österreichischer Rechtsterrorist wurde 1999 für diese Tat und weitere in Graz zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte nicht nur die Bombe an Kiesbauer geschickt, sondern war nach Auffassung des Gerichtes verantwortlich für eine ganze Serie von Rohr- und Briefbomben, die zwischen 1993 und 1996 vier Menschen töteten und 15 verletzten, einige von ihnen schwer. Die Briefbomben waren stets mit dem Hinweis „privat“, „persönlich“ oder „nur vom Empfänger zu öffnen“ versehen. Prominentestes Opfer war der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, dessen linke Hand von einer Briefbombe zerfetzt wurde. Der verurteilte Bombenbauer starb im Jahr 2000.

Die Bombe war der traurige Höhepunkt einer Reihe von Drohbriefen und rassistischen Hassattacken, die den Start von Kiesbauers Kult-Talkshow „Arabella“, die von 1994 bis 2004 bei ProSieben lief, begleitete – und die bis heute nicht abgerissen ist. „Früher bekam ich rassistische Briefe ohne Absender, mittlerweile stehen der komplette Name und die Anschrift darauf“, sagt Kiesbauer, Tochter einer Theaterschauspielerin aus Deutschland und eines Ingenieurs aus Ghana. „Erschreckend ist, dass die rechte Szene das Gefühl hat, sich nicht mehr „verstecken“ zu müssen.“

Morddrohungen gegen Kiesbauer gingen weiter

Vier Jahre nach der Bombe gingen Briefe mit Morddrohungen gegen Kiesbauer und ihren RTL-Kollegen Hans Meiser ein, mit denen die Erpresser die Privatsender dazu zwingen wollten, die Shows abzusetzen. Kiesbauers Management bestätigte  damals, dass die Zahl ihrer Leibwächter von einem auf sechs erhöht wurde. 2004 erhielt sie vor ihrem Auftritt in der Schweizer Sendung „MusicStar“ Morddrohungen und ließ sich ebenfalls von Bodyguards bewachen.

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Aber: „Ich wollte aus der Opferrolle ausbrechen und in die Offensive gehen“, sagt sie heute. Darum habe sie ziemlich direkt nach dem Briefbomben-Attentat begonnen, an deutschen Schulen über Rassismus und gegen Vorurteile zu sprechen. Sie ist heute noch ehrenamtliche Integrationsbotschafterin in Österreich, für ihre Verdienste um die Integration wurde sie 2013 mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.
Sie habe sich damit abgefunden, wohl ihr Leben lang rassistisch angefeindet zu werden, sagt Kiesbauer.

„Rassismus wird mich mein Leben lang begleiten“

„Ich bin realistisch genug zu wissen, dass mich Rassismus mein Leben lang begleiten wird. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd zeigt wieder einmal, dass Rassismus und soziale Ungerechtigkeit nach wie vor ein Thema unserer Zeit sind“, sagt die in Wien lebenden Moderatorin und fügt den Hashtag derjenigen dazu, die (nicht nur) in den USA gegen die Diskriminierung von schwarzen Menschen kämpfen: „#blacklivesmatter“. (dpa/ng)

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