• Blick auf Gammesfeld, einen Ortsteil von Blaufelden.
  • Foto: picture alliance/dpa

Astronomisch hohe Inzidenz: Mit Abstand! Das ist Deutschlands neuer Corona-Hotspot

Blaufelden –

Schock-Inzidenzen von über 1000: Eine kleine Gemeinde in Baden-Württemberg ist derzeit der Corona-Hotspot mit den verheerendsten Zahlen in ganz Deutschland – und das trotz strenger Maßnahmen und Ausgangssperren. Schuld sind wohl vor allem die Kitas.

Ein so hohes Medieninteresse wie momentan hat die 5.200-Einwohner-Gemeinde Blaufelden im Landkreis Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) selten erlebt. „Aber aus so einem Grund möchte man nicht in die Nachrichten kommen“, sagte Bürgermeisterin Petra Weber im Gespräch mit der MOPO. In ihrer Gemeinde liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 1059,4 (Stand 31. März) – der höchste Wert in ganz Deutschland.

Corona-Pandemie: Warum sind die Inzidenzen in Blaufelden so hoch?

Zurückführen lässt sich das laut der Bürgermeisterin auf den Ausbruch in zwei Kitas. „Die Ursprungsquelle, davon gehen wir aus, waren zwei Kindergärten“, sagte Weber bereits dem „Spiegel“. Im Gespräch mit der MOPO ergänzte sie: „Dann haben sich Geschwisterkinder angesteckt und das Virus in die Schule getragen.“ Allein dort waren am Dienstag drei Lehrkräfte und 29 Kinder infiziert. In der ganzen Gemeinde waren am Mittwoch 56 Menschen infiziert und etwa 134 in Quarantäne.

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Hier begann das Blaufeldener Elend: In zwei Kindertagesstätten.  

Foto:

dpa

Die Zahlen klingen erstmal nicht dramatisch – freilich muss man sie aber ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzen. So kommt man dann auf die astronomisch hohen Inzidenzwerten von über 1000 – und das seit Tagen!

Dass das Virus sich derart rasant und flächendeckend durch Blaufelden und Umgebung frisst, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es sich um die britische Mutation B.1.1.7 handelt. Im Landkreis Schwäbisch Hall, zu dem Blaufelden gehört, macht die Corona-Variante bereits etwa 70 Prozent aller Infektionen aus, sagte Weber zum „Spiegel“.

Nicht viel besser gestaltet sich die Lage in den umliegenden Gemeinden: Im nahegelegenen Braunsbach lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei 967; in Schrozberg, das an Blaufelden grenzt, lag sie bei 515,6. Schrozberg war übrigens auch schon Deutschlands trauriger Corona-Spitzenreiter – der lokalen Kita sei Dank!

Corona-Hotspot: Blaufelden reagiert mit strengen Kontaktbeschränkungen

Wegen der horrend hohen Zahlen gibt es im Landkreis Schwäbisch Hall besonders strenge Eindämmungsmaßnahmen. So gilt in den meisten Städten und Gemeinden auch auf öffentlichen Plätzen eine Maskenpflicht und zudem strenge Kontaktbeschränkungen. 

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Sport und Spaziergänge sind zwar noch erlaubt, allerdings nur alleine, mit den Angehörigen des eigenen Hausstands oder einer weiteren, haushaltsfremden Person.

Private Zusammenkünfte dürfen ebenfalls nur noch in diesen Konstellationen stattfinden – wobei die „haushaltsfremde Person“ zwingend in einem Verwandschaftsverhältnis stehen muss: „Rein freundschaftliche und nachbarschaftliche Besuche im Landkreis und aus anderen Landkreisen sowie Fahrten zu diesem Zweck in andere Landkreise“ sind derzeit nicht erlaubt, wie auf der Homepage des Landkreises nachzulesen ist. Die Kitas sind bis auf den Notbetrieb geschlossen. Nachts gilt eine Ausgangssperre.

Verwirrung gibt es um eine mögliche, tagsüber geltende Ausgangssperre. Einem auf der Landkreis-Homepage aufrufbaren Dokument zufolge sollen die Menschen zwischen 5 und 21 Uhr nur in „Ausnahmefällen“ ihre Wohnung verlassen. Einem anderen Dokument zufolge besteht diese generelle, tagsüber geltende Ausgangssperre nicht.

Wird im Corona-Hotspot Blaufelden zu häufig getestet?

Warum die Corona-Infektionszahlen trotz dieser einschneidenden Beschränkungen weiterhin so hoch bleiben, kann sich auch Bürgermeisterin Weber allerdings nicht erklären. „Es könnte natürlich daran liegen, dass wir mehr testen als andere und sehr genau sind bei der Nachverfolgung“, vermutete sie im MOPO-Gespräch. 

Zudem gebe es einen vom Landratsamt initiierten Testbus, der so oft wie nur möglich nach Blaufelden geholt werde. Angebote, die laut Weber sehr gut angenommen werden. „Das wirkt sich dann natürlich auch wieder auf die Zahlen aus“, sagte die Bürgermeisterin dem „Spiegel“. „So werden die Fälle aufgedeckt, die sonst unentdeckt geblieben wären.“

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