• Recep Tayyip Erdoğan, hier bei einem Besuch in Köln im Jahr 2018
  • Foto: picture alliance/dpa

Angebliche Enthüllungen: Präsident Erdoğan und der Mafiaboss

Dubai/Ankara –

Berichte über Verbindungen der türkischen Regierung zur heimischen Mafia gab es immer wieder. Doch diesmal scheint das Kabinett Erdoğan ein ernsteres Problem zu haben als sonst. Auch türkische Medien sind in heller Aufregung: Ein bekannter ehemaliger Mafiaboss berichtet aus dem Exil in Dubai seit einem Monat regelmäßig von angeblichen Mafia-Verstrickungen aktueller und ehemaliger Minister.

Das Hemd weit offen, darunter blitzt eine dicke Goldkette. An einem Finger ein breiter Ring, am Armgelenk eine Luxus-Uhr. So präsentiert sich Sedat Peker (49) in den Videos, die laut „Tagesspiegel“ in Dubai aufgenommen worden sein sollen.

Peker spottet über den „sauberen Süleyman“

Im neuesten Werk vom Wochenende spottet Peker über den „sauberen Süleyman“. Gemeint: Innenminister Süleyman Soylu. Der habe ihn lange geschützt, dann aber fallen lassen. Peker ist Nationalist, steht den rechtsradikalen „Grauen Wölfen“ nahe, verteidigte früher offen die Regierung Erdoğan und die AKP. Deren Gegner werde er am nächsten Baum aufhängen und in ihrem Blut baden, ließ er einst öffentlich verlauten.

Doch das war, als die Regierung ihn noch stützte, so seine Erzählung. Tatsächlich ließen die Gerichte ihn damals gewähren – was auf seine Nähe zur Regierung schließen lässt. Doch offenbar ließ man ihn fallen, er musste Anfang 2020 das Land verlassen. Nun behauptet er unter anderem, der „saubere Süleyman“ habe Freunde zu Richtern und Staatsanwälten befördert.

Auch Innenminister Mehmet Agar mit Verbindungen?

Soylus Vorgänger Mehmet Agar soll laut Peker in den Neunzigern politisch rechts stehende Mafiosi auf angebliche Staatsfeinde angesetzt haben, um sie zu töten. Erst vor kurzem noch soll eine Frau getötet worden sein, die Agars Sohn als Vergewaltiger angezeigt hatte.

Peker selbst will im Auftrag der Regierung seine Leute beauftragt haben, Parlamentarier krankenhausreif zu schlagen. Außerdem berichtet er von Drogenlieferungen an die Regierung aus Südamerika.

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In der Opposition, aber auch innerhalb der Regierung ist man empört. Justizminister Cemil Cicek sagt, wenn Pekers Behauptungen „auch nur zu einem Tausendstel“ wahr seien, wäre dies eine Katastrophe. Die Journalistin Tugce Tatari vom Portal T24 stellte in einem Beitrag die Frage, die am Bosporus gerade alle bewegt: „Ist die Türkei ein Mafia-Staat?“ (km)

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