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Amazon-Albtraum: Fahrer müssen bei Liefertouren in Flaschen pinkeln

Seattle –

Die Fahrer des Onlineriesen Amazon müssen bei Liefertouren in Flaschen pinkeln – so lautet der Vorwurf des US-Abgeordneten Mark Pocan. Amazon dementierte auf Twitter zunächst die Vorwürfe. Doch nun rudert der Versandkonzern zurück.

„Das war ein Eigentor, wir sind unzufrieden damit und wir schulden dem Abgeordneten Pocan eine Entschuldigung“, heißt es in dem Zugeständnis an den Politiker von Amazon am Freitag. Zuvor hatte der Vertreter der Demokratischen Partei im Repräsentantenhaus den Handelskonzern kritisiert und den Vorwurf erhoben, Amazon „zwinge seine Beschäftigten dazu, in Wasserflaschen zu urinieren“.

Amazon entschuldigt sich bei US-Politiker

Zunächst zeigte sich der Konzern jedoch in einer ersten Reaktion angefressen: „Sie glauben die Sache mit den Flaschen nicht wirklich, oder? Wenn das wahr wäre, würde niemand für uns arbeiten“, antwortete Amazon auf den Tweet des Politikers.

Im aktuellen Statement zeigt sich der Konzern jedoch zurückhaltender. In einzelnen Punkten erklärt er, warum er die erste Reaktion auf den Vorwurf mittlerweile bereut: „Erstens: Der Tweet war falsch.“ Denn man habe die große Menge an Fahrern unter den Zehntausenden Mitarbeitern nicht berücksichtigt und sich nur auf diejenigen in Logistikzentren fokussiert.

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„Zweitens war der Prozess fehlerhaft“, so Amazon. Der Tweet sei nicht richtig geprüft worden. Bei Punkt drei macht der Konzern dann sein Eingeständnis – wobei er gleichzeitig die Verantwortung für die Zustände von sich schiebt: „Drittens wissen wir, dass Fahrer mitunter Probleme haben können, eine Toilette zu finden, sei es auf abgelegenen Routen oder wegen Staus.“ Das Problem habe sich während der Corona-Krise verschärft, da viele öffentliche Toiletten geschlossen gewesen seien.

Onlinekonzern: Grund für Toiletten-Problem der Fahrer ist Corona-Krise

Der Onlineriese weist in seinem Statement ebenfalls daraufhin, dass nicht nur die Mitarbeiter des eigenen Konzerns unter diesem Problem litten – es betreffe die gesamte Logistikbranche. Amazon verspricht, dass der Konzern nach einer Lösung suchen werde.

Doch die unwürdige Situation der Fahrer ist nicht der erste Bericht über die schlechten Bedingungen für Mitarbeiter von Amazon. Immer wieder macht der Konzern Negativ-Schlagzeilen – zuletzt wurde öffentlich, dass Amazon seine Mitarbeiter bespitzeln lässt, um Gewerkschaftsaktivitäten rechtzeitig unterbinden zu können.

Der Lieferanten-Job bei Amazon in den USA gehört zu den sogenannten 3-D-Jobs. Die Ds stehen dabei für „dirty, dangerous, demeaning“ (dreckig, gefährlich und erniedrigend), so berichtet die „Zett“. Doch trotz aller Hindernisse und Einschüchterungen versuchen immer mehr Amazon-Angestellte Gewerkschaften zu gründen. Anders als in den deutschen Logistikzentren ist es in den USA jedoch bisher nirgendwo gelungen. (vd)

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