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  • Ein junger Mann bewirbt sich als Azubi zum Tief- und Straßenbauer bei einer Firma im brandenburgischen Kolkwitz – und bekommt eine Absage. Warum? Der Chef der Firma hat abenteuerliche Begründungen, in denen auch Leberwurst eine Rolle ...

„Als praktizierender Moslem unerwünscht“: Azubi-Absage sorgt für Wut und Entsetzen

Postdam –

Ein junger Mann bewirbt sich als Azubi zum Tief- und Straßenbauer bei einer Firma im brandenburgischen Kolkwitz – und bekommt eine Absage. Warum? Der Chef der Firma hat abenteuerliche Begründungen, in denen auch Leberwurst eine Rolle spielt …

„Die Mitarbeit in unserem Unternehmen [ist] als praktizierender Moslem unerwünscht. Der Islam ist in meinen Augen nicht mit der Verfassung der BRD in Einklang zu bringen“, schreibt Frank Pilzecker, Chef von Asphalt Straßenbau. Die dazugehörige Bewerbung: abgelehnt!

Skurril: Das Unternehmen hatte 2019 einen Preis für vorbildliche Ausbildungsarbeit bekommen – der soll nun aber aberkannt werden. Öffentlich gemacht hat den Fall unter anderem die Politikerin Kerstin Kassner, die Fotos der Absage auf Instagram teilte.

Muslimischer Azubi abgelehnt: Das sagt der Chef

Der Sender rbb|24 sprach Ingenieur Pilzecker auf den Fall an – woraufhin der bekräftigte: „Ich kann praktizierende Moslems nicht beschäftigen, weil es Unruhe geben würde.“ Außerdem sei die Arbeit körperlich anstrengend – und das sei nichts für Moslems, die hätten schließlich einmal im Jahr Ramadan: „Die Kollegen kippen dann einfach um.“ Dass der junge Bewerber Leistungssportler ist, ignorierte Pilzecker.

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Und hier kommt die Leberwurst ins Spiel – die trennt nämlich den deutschen Straßenarbeiter vom muslimischen Kollegen. Emotional und räumlich – das findet zumindest Pilzecker: „Wenn der Deutsche seine Leberwurst isst, setzt sich ein Moslem in einen anderen Raum. Da haben wir uns entschlossen, so was nicht einzustellen.“

Diskriminierend sei das aber nicht, findet Pilzecker: Die Absage habe nichts mit der Religion zu tun – ein anderer Bewerber sei besser gewesen. Er habe dennoch das Bedürfnis gehabt, seine Meinung über den Islam in die Absage zu schreiben, sagte er zum rbb. 

Azubi-Absage ist „islamophob und rassistisch“ 

Im Netz brach sofort ein Shitstorm für den islamophoben Chef und seine Firma los. Und auch die Politik reagierte: „Wenn die Vorwürfe zutreffen, bin ich von der Haltung des Unternehmens schockiert“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). „Die Freiheit der Religionsausübung ist in Deutschland ein Grundrecht.“

Landrat Harald Altekrüger (CDU) nannte die Ablehnung des Jugendlichen „falsch und diskriminierend“. Dem rbb sagte er: „Verwehren wir die Grundlagen der beruflichen Bildung, tragen wir nicht zur Integration bei und legen den Grundstein für die Arbeitslosigkeit.“ 

Die Integrationsbeauftragte Brandenburgs, Doris Lemmermeier, ergänzte im rbb, sie sei „schockiert, dass ein Brandenburger Unternehmen so islamophob und rassistisch auftritt“. Sie empfahl, die Firma von der Vergabe öffentlicher Aufträge künftig auszuschließen. (mik/miri)

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