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  • Ein Junge kauert sich auf seinem Bett zusammen (Symbolbild).
  • Foto: picture alliance/dpa

Abgründe vor Gericht: Live-Übertragung im Netz: Mann soll Missbrauch angewiesen haben

München/Manila –

Es ist vor allem auf den Philippinen ein verbreitetes Verbrechen: Kinder werden im Netz zum Online-Missbrauch angeboten. Täter am anderen Ende der Welt geben Anweisungen, die Kinder zu quälen. Einer dieser mutmaßlichen Täter steht nun in München vor Gericht.

Kinder werden vor der Webcam vergewaltigt und gequält – und am anderen Ende der Welt schaut jemand zu und gibt Anweisungen, den Kleinen noch mehr Gewalt anzutun. Das Landgericht München I befasst sich ab diesem Donnerstag mit dem Phänomen des live ins Netz übertragenen sexuellen Kindesmissbrauchs.

München: Mann wegen Kindesmissbrauch vor Gericht

„Bei dem Phänomen handelt es sich um das sogenannte Live-Streaming“, teilt das Bundeskriminalamt mit. „Hierbei werden Opfer sexuell missbraucht, während der zahlende Kunde das Geschehen im Ausland mittels Webcam live beobachten und sowohl dem Täter als auch dem Opfer Handlungsanweisungen geben kann.“

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Konkret geht es vor dem Landgericht um Vorwürfe gegen einen 40-Jährigen aus München, der immer wieder per Skype beim Missbrauch und der Vergewaltigung von Kindern zugesehen und den Tätern detaillierte Anweisungen gegeben haben soll. Er ist wegen Anstiftung zur Vergewaltigung und zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern angeklagt.

Ermittler sehen keine Verbindung zu Münster oder Bergisch Gladbach

Die Chats verliefen laut der ermittelnden, bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg ansässigen Zentralstelle Cybercrime oft auf Englisch, bezahlt wurde in US-Dollar. In mindestens einem Fall soll eine Frau, der der Angeklagte Anweisungen zum Missbrauch gab, auf den Philippinen gelebt haben. Einen Zusammenhang mit den großen Missbrauchskomplexen Münster oder Bergisch Gladbach sahen die Ermittler nicht.

Die Philippinen sind laut BKA ein Hotspot für den Missbrauch von Kindern und ihre Prostitution per Webcam: „Diese Tatbegehung ist insbesondere auf den Philippinen sehr verbreitet.“

Kinderhilfswerk „Terre des Hommes“ liefert Täter an Behörden

Das Kinderhilfswerk „Terre des Hommes“ in den Niederlanden begann schon vor geraumer Zeit mit der Entwicklung des Projektes „Sweetie 2.0“. Dabei sollte ein künstlich generierter Avatar dabei helfen, Täter aufzuspüren, die im Netz nach Webcam-Kinderprostitution suchen.

2013 identifizierte das Hilfswerk mit Hilfe des virtuellen Mädchens „Sweetie“ die IP-Adressen von 1000 Tätern aus rund 70 Ländern und übergab sie an die jeweiligen nationalen Strafverfolgungsbehörden. Das führte zu weltweiter Aufmerksamkeit auf diese spezielle Form des Kindesmissbrauchs und zu ersten Strafprozessen.

„Webcam-Kinderprostitution als Form des Missbrauchs von Kindern breitet sich global rasant aus“, teilte das Hilfswerk schon 2015 mit. In jedem Moment seien weltweit 750.000 Täter online auf der Suche nach Minderjährigen.

Zuschauende Täter kommen vor allem aus westlichen Staaten

Nach Angaben des Bundeskriminalamtes kommen diese zuschauenden und Anweisungen erteilenden Täter vor allem aus westlichen Staaten. „Die Täter nutzen dabei die vermeintliche Anonymität, um gegen bargeldlose Bezahlung Missbrauchshandlungen sehen beziehungsweise steuern zu können.“

Die ausführenden Täter vor der Kamera seien dann auch durchaus manchmal Frauen. „Die Beweggründe dafür liegen oftmals auch in der wirtschaftlichen Situation.“ (dpa)

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