Der „Maßschneider“ für Tiny Houses
Sein erstes Tiny House ist schon knapp 20 Jahre her. Ein Zirkuswagen von 1900, den er mit einem Freund ausbaute. In einem mobilen Mini-Haus leben? Damals alles andere als angesagt. Das war was für Alternative, Aussteiger, Lebenskünstler. Heute boomt der Markt, etliche Firmen sind darauf eingestiegen. Tischler Mathias De Santis (50) hat sich bereits vor 13 Jahren mit seiner Firma „Der Holzwerker Tiny House Echem“ auf den Bau der individuellen Häuschen spezialisiert.
Eigentlich wollte Mathias De Santis Möbeltischler werden. „Doch das wollten in den 80ern alle. Es gab kaum Ausbildungsplätze.“ Also lernte er Modelltischler und fertigte Modelle aus Holz für den Gießereimodellbau. Eigentlich gar nicht sein Ding. Jahre später wechselte er in ein Antiquitätengeschäft und baute dort passende Möbel zu den historischen Stücken. Zudem half Mathias De Santis einem Freund alte Bau- und Zirkuswagen auszubauen. Eigentlich nur nebenbei. Aber das mobile Wohnen wurde immer angesagter. So dass er 2010 das erste Mal den Auftrag bekam, ein Tiny House neu zu bauen. Seitdem hat sich Mathias De Santis mit seinem Betrieb „Der Holzwerker Tiny House Echem“ (Landkreis Lüneburg) auf die mobilen Heime spezialisiert.
Mehr als 40 Tiny Häuser, zwischen 30 und 40 Quadratmeter groß, hat seine Firma bereits gebaut. Die meisten für Privatleute, aber auch für Waldkindergärten und ein Museum. Seine Kunden sind in der Regel ab Mitte 30. „Das sind Leute, die sich bewusst verkleinern und nicht mehr so viel Ballast haben wollen.“ Häufig Singles oder auch Paare, die ihr Haus verkauft haben. Ab und an kommen auch Familien mit dem Wunsch, in einem Tiny House zu leben. „Es sollte jedoch gut überlegt sein, wie das Tiny House aufgeteilt wird und dass es eine gewisse Größe mit räumlicher Trennung für Rückzugsorte gibt.“ Wie das Häuschen am Ende aussehen soll, entwickelt der Tischer gemeinsam mit den Kunden. Bei ihm ist jedes Tiny House ein Unikat.
Allerdings sind nicht alle Kundenwünsche realisierbar. Sauna, Fußbodenheizung, Klimaanlage, Ofen, verschiebbare Wände mit integrierten Möbeln – alles kein Problem. „Aber bei zu großen Fenstern kann ich die Wünsche der Kunden manchmal nicht umsetzen. Sie wollen so große Flächen, dass das mit der Statik nicht funktionieren würde.“ Völlig absurde Wünsche? Mathias De Santis schüttelt den Kopf. Die haben seine Kunden nicht. Der Mann überlegt. „Nein, wirklich nicht. Nur einmal hatte ich einen echt schwierigen Fall.“ Ein Kunde meinte, alles besser zu wissen als die Handwerker. „Der hat mich vielleicht Nerven gekostet“, sagt Mathias De Santis lachend. Dabei hat er viel Geduld. Muss er auch haben. Denn seine Kunden bauen von Zeit zu Zeit mit.
Manche, weil sie selber etwas für ihr Zuhause leisten wollen. Andere, weil das Budget knapp ist. Für Mathias De Santis kein Problem. „Wir sind ehrliche Handwerker und wollen, dass es fair zugeht.“ Der Unternehmer und seine drei Angestellten schauen, was die Kunden an Arbeiten übernehmen können. „Es gibt viel Kleinkram, der Zeit und somit Geld kostet.“ 20 Stunden lang Schrauben reindrehen, schleifen oder Bretter lackieren – das können die Kunden häufig selber. Jedoch nicht immer. Eine Kundin, die voller Elan war, musste schnell feststellen, dass ihr das handwerkliche Geschick fehlt. Sie entschied sich, noch etwas länger zu sparen und ließ sich zwei Jahre später ihren Traum vom Tiny House von Mathias De Santis verwirklichen.
Auch „begleitetes Bauen“ bietet der Tischler an. Dabei baut der Kunde einen Teil seines Tiny Houses selber und nutzt die Halle und das Werkzeug des Betriebs. Die Profis beraten und überwachen den Bau, damit nichts schiefgeht. Allerdings darf das nicht jeder. „Wir schauen vorher, was die Kunden draufhaben. Sie müssen schon mit den gängigen Handwerkszeugen umgehen können.“
Auch wenn die Kunden beim Bau helfen: Für ein Tiny House mit knapp 28 Quadratmetern Grundfläche, das dauerhaft bewohnt werden soll, ist laut Mathias De Santis mit mindestens 100.000 Euro zu rechnen. „Wir verbauen bei solchen Häusern schon alleine Material im Wert von mindestens 50.000 Euro.“ Weit entfernt von Schnäppchen. Doch für viele eine Investition, die sich lohnt. „Sie wollen kein Tiny House von der Stange und träumen von einem individuellen Zuhause.“ Jedes Möbelstück eigens für sie gefertigt, jede Trennwand selbst bestimmt – das ist der Wohn-Traum seiner Kunden.