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Deutschlands Apotheken kämpfen mit Lieferengpässen. (Foto: hfr)

Deutschlands Apotheken kämpfen mit nie da gewesenem Medikamentenmangel

Schon seit Monaten werden viele Medikamente immer knapper. Die Hersteller melden starke Lieferengpässe von Wirkstoffen. Betroffen sind nicht nur „normale“ Apotheken, sondern auch Online-Apotheken, Arztpraxen und sogar Krankenhäuser. Selbst einfache sterile Kochsalzlösung ist für die Ärzte nicht mehr ausreichend verfügbar. Die Kliniken werden derzeit nur noch zu 80 Prozent mit den Mengen beliefert, die sie eigentlich brauchen, einige sogar nur noch zu 50 Prozent.

Insgesamt fehlen nach Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aktuell rund 500 Arzneimittel am Markt. Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), redet in diesem Zusammenhang von einer „wirklich dauerhaften Lieferkrise“.

Derzeit am stärksten von den Lieferengpässen betroffen sind Antidepressiva, Schilddrüsenmedikamente, Schmerzmittel (Ibuprofen), Blutdrucksenker, Kochsalzlösungen, Krebsmittel, Hormonpräparate, Impfstoffe, Antibiotika und Narkosemittel. Da diese Medikamente kontinuierlich eingenommen werden müssen, ist die Lage für immer mehr Patienten schwierig. Der Umstieg auf Ersatzpräparate funktioniert nicht in allen Fällen reibungslos.

Wegen zu hoher Kosten verlagerten in den letzten Jahren viele Unternehmen ihre Herstellung nach Asien, zum Beispiel nach Indien und China. Produktionsausfälle bei einem einzigen Produzenten dort können hierzulande bereits Engpässe auslösen. Die Produktionsausfälle in Asien werden wiederum von Faktoren wie Qualitätsmängeln in der Produktion, längeren Maschinenausfällen, zu wenig Rohstoffen, knappen Hilfsstoffen oder Verpackungen oder auch dem Umbau von Produktionsstätten ausgelöst.

Wegen zu hoher Kosten verlagerten in den letzten Jahren viele Unternehmen ihre Herstellung nach Asien, zum Beispiel nach Indien und China. Freepik.com
Medikamente
Wegen zu hoher Kosten verlagerten in den letzten Jahren viele Unternehmen ihre Herstellung nach Asien, zum Beispiel nach Indien und China.

Wenn die eigenen Medikamente für einen längeren Zeitraum nicht lieferbar sind, sollten sich betroffene Patienten regelmäßig beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über aktuelle Lieferengpässe informieren, um rechtzeitig vorsorgen zu können. Eine Mitschuld an dem Mangel haben laut Experten aber auch die Krankenversicherungen. Diese schließen mit einzelnen Herstellern sogenannte „Rabattverträge“ ab, bei denen sie teils Milliardenbeträge auf die Mittel eines bestimmten Herstellers sparen. Im Gegenzug versichern die Krankenkassen den Pharmaherstellern, dass Patienten im Normalfall auch nur diese rabattierten Medikamente erhalten. Um Kosten zu sparen, legen Arzneimittelhersteller oft kaum noch Vorräte an, sondern produzieren nur noch die in den Rabattverträgen ausgehandelten Mengen. Steigt aber aus diversen Gründen der Bedarf, müssen Apotheken für die Versorgung ihrer Patienten auf andere Hersteller des gleichen Wirkstoffs ausweichen. Die anderen Hersteller sind jedoch oft nicht auf den erhöhten Bedarf vorbereitet und kommen mit der Produktion nicht nach.

Ärzte und Apotheker fordern von der Bundesregierung in Deutschland strengere Auflagen für Pharmafirmen, unter anderem eine verpflichtende Vorratshaltung für besonders wichtige Arzneimittel. Auch die Forderung, dass Pharmafirmen in Zukunft per Gesetz dazu verpflichtet werden sollten, wichtige Medikamente in Deutschland herzustellen, wird von den Parteien diskutiert.

Kathrin Reisinger

*Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nicht von der Redaktion der Hamburger Morgenpost erstellt. Er stammt von der Ärztemagazin-Redaktion der Publishingone GmbH. Die Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine medizinische Beratung dar. Für individuelle Fragen oder gesundheitliche Beschwerden wenden Sie sich bitte an eine Ärztin oder einen Arzt Ihres Vertrauens. Die Hamburger Morgenpost übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit und Aktualität der Inhalte.