Nicht qualifiziert? Zu alt? „Inga“ verhilft trotzdem zum Job
Britta Giesen (51) ist seit Jahrzehnten Marathonläuferin, und als solche plant sie auf lange Sicht und gibt so schnell nicht auf. Gute Eigenschaften für eine Mitarbeiterin, die sich bei der Agentur für Arbeit um die schwierigen Fälle kümmert. Menschen, die arbeitslos werden und nicht so leicht eine neue Stelle finden. Sie erzählt, wer überhaupt als „Problemfall“ gilt, wie sie helfen kann und welche Chancen der krasse Fachkräftemangel bietet.
Britta Giesen (51) ist seit Jahrzehnten Marathonläuferin, und als solche plant sie auf lange Sicht und gibt so schnell nicht auf. Gute Eigenschaften für eine Mitarbeiterin, die sich bei der Agentur für Arbeit um die schwierigen Fälle kümmert. Menschen, die arbeitslos werden und nicht so leicht eine neue Stelle finden. Sie erzählt, wer überhaupt als „Problemfall“ gilt, wie sie helfen kann und welche Chancen der krasse Fachkräftemangel bietet.
Wer arbeitslos geworden ist und bei Britta Giesen oder ihren Kollegen in der Kurt-Schumacher-Allee landet, der hat Glück im Unglück: Er oder sie ist offenbar schwer in den Arbeitsmarkt zu integrieren und bekommt deshalb eine zeitintensive Sonderbehandlung bei „Inga“, der internen ganzheitlichen Integrationsberatung.
„Wir kümmern uns etwa um 60-Jährige, die nach einer Insolvenz des Unternehmens noch einmal ganz neu starten müssen“, erzählt Giesen, die seit zehn Jahren bei Inga ist. „Das sind zum Teil Menschen, die noch nie eine Bewerbung geschrieben haben und die mehr als 30 Jahre im selben Betrieb gearbeitet haben.“
Agentur für Arbeit hat ein Team für schwere Fälle: Inga
Aber auch junge Menschen werden von der Arbeitsagentur zu ihr geschickt, wenn bei ihnen „erschwerte Bedingungen“ vorliegen, wie bei ungelernten Arbeitern oder Suchtkranken, die arbeitslos geworden sind. „Manch einer braucht eine ganz intensive Begleitung“, erzählt sie. Die Klientinnen und Klienten könnten dann jederzeit anrufen. Die Vermittlung dauere oft viel länger und manchmal stehe am Anfang auch eine Therapie.
Gerade durch Corona seien viele neue Probleme entstanden. „Da sind Familienmitglieder gestorben, Jobs gingen verloren und Menschen waren lange allein in ihren Wohnungen.“ Man müsse schon ein Menschenfreund sein, um dann bei den Kunden die Signale dafür zu erkennen, ob sie aktuell überhaupt arbeiten können und welche Probleme vorliegen.
Fachkräftemangel macht es für Problemfälle einfacher
Diese intensive Begleitung erhalten allerdings nur wenige Arbeitslose. Bei Inga arbeiten für ganz Hamburg nur 30 Männer und Frauen. Sie betreuen etwa 60 bis 80 Personen. Für ihre Kunden ist es auf dem Arbeitsmarkt zum Glück etwas leichter geworden. „Arbeitgeber sind in der aktuellen Situation eher bereit, selbst etwas in die Qualifizierung neuer Mitarbeiter zu stecken“, beobachtet Giesen. Heute bekommen auch 50-jährige Berufsanfänger eine Chance.
Im Einzelfall werden auch Umschulungen über Inga finanziert. Derzeit hat Giesen sie einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern ermöglicht. „Das ist schon ungewöhnlich“, sagt sie selbst. „Aber diese Frau hat mich wirklich überzeugt, dass sie das will und durchhalten kann.“ Sie mache eine Ausbildung zur Gesundheits- und Pflegeassistentin.
Umschulungen in Hamburg: Es gibt Bedingungen
Das A und O der Umschulungen sei die Bedingung, dass es um einen Bereich geht, in dem tatsächlich gerade Arbeitnehmer gebraucht werden, wie in der Pflege oder beim Erzieherberuf. „Wir würden etwa einen jungen Koch, der gerade am Anfang seiner Laufbahn steht, nicht einfach so umschulen, nur weil er es möchte.“ Denn Köche würden ja gebraucht. Dafür müsse es dann schon konkrete Gründe geben – etwa gesundheitliche Probleme.
„Für unnötige Umschulungen können wir kein Geld ausgeben.“ Arbeitnehmer hätten ja noch die Möglichkeit, sich ohne die Agentur für Arbeit um eine andere Ausbildungsstelle zu bemühen oder als Quereinsteiger zu beginnen.
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Statt einer zeitintensiven Umschulung gibt es auch Qualifizierungen. Die dauern nur ein paar Monate und machen Bewerber fit bei Software-Anwendungen wie SAP – das wird von Inga auch ermöglicht. Und Eingliederungshilfen. Britta Giesen: „Das wichtigste für den Erfolg ist zunächst einmal, dass der Bewerber motiviert ist und kein negatives Bild von uns hat. Wir sind eine Beratungsagentur und wollen Unterstützung auf Augenhöhe anbieten.“