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Lasershow
  • Eine Lasershow illuminiert an Silvester den Museumshafen von Carolinensiel-Harlesiel (Archivbild).
  • Foto: dpa

Weniger Böller und Raketen: Diese Nordseeorte setzen auf Alternativen

Feuerwerk gehört für viele fest zu Silvester. Doch Böller und Raketen können störend und auch gefährlich für Mensch und Tier sein. An der Nordsee setzen einige Orte deshalb gezielt auf Alternativen – wo und wie der Jahreswechsel an der Küste ruhig gefeiert wird.

Von der Wasserkante aus das neue Jahr mit Böllern und Raketen begrüßen – das hat für viele Küstenbewohner und Urlauber zu Silvester Tradition. Allerdings entdecken nicht nur die nordfriesischen Inseln und Halligen sondern auch andere Orte an der deutschen Nordseeküste zunehmend einen stilleren Jahreswechsel ganz ohne Knallerei für sich – das friesische Wangerland etwa.

Lampen statt Raketen auf Wangerland

Dort wird es an diesem Silvester wieder das „Wangerländer Deichleuchten“ geben. Statt Raketen sollen wie schon erstmals zum Jahreswechsel 2022/2023 in Horumersiel, Schillig und Hooksiel wieder Fackeln, Lampen und Lichterketten leuchten. „Wir waren wirklich positiv überrascht, wie gut das Deichleuchten angenommen wurde“, sagte Larissa Strangmann, Marketingleiterin der Wangerland Touristik. „Die Nachfragen waren sofort da, ob wir das wiederholen.“

Mit dem Deichleuchten will das Wangerland nordwestlich von Wilhelmshaven nun eine neue, nachhaltige Tradition zu Silvester begründen. Zwar sei beim vergangenen Jahreswechsel auch noch Feuerwerk am Deich abgebrannt worden, laut den Touristikern aber deutlich weniger als zuvor. Jetzt soll dies ganz tabu sein. Dafür habe die Gemeinde per Ratsbeschluss festgelegt, dass bis 50 Meter hinter den Deichen an der rund 30 Kilometer langen Deichlinie Feuerwerk nicht mehr gezündet werden darf, sagte Strangmann.

Reetdachhäuser in Nordfriesland ein Grund für Feuerwerksverbot

In Nordfriesland dagegen sind solche feuerwerksfreien Zonen vielerorts schon länger weit verbreitet. Dies liegt auch an den vielen mit Reet gedeckten Häusern. Dieses natürliche Material sei leicht entzündlich und es könne „bereits ein kleiner Funke das ganze Haus anstecken“, hieß es bei der Gemeinde St. Peter-Ording. In der beliebten Urlaubsdestination ist das private Abbrennen von Feuerwerkskörpern daher komplett verboten.

In den anderen nordfriesischen Festlandgemeinden ordnen alle Amts- und Stadtverwaltungen ein Abbrennverbot für Feuerwerk im Bereich von 200 Metern um Reetdachhäuser herum an, wie die Kreisverwaltung mitteilte. Und nicht nur in St. Peter-Ording gelten verschärfte Regelungen: Auch auf den Inseln Amrum und Sylt ist privates Feuerwerk vollständig untersagt. Auf Pellworm ist das Knallen im Umkreis von 300 Metern um reetgedeckte Gebäude herum verboten. Auf den Halligen gilt dieselbe Entfernung vom Warftfuß aus gemessen.

Auf Föhr dürfen Feuerwerkskörper nur an Stränden und auf Deichen gezündet werden, wenn ein Sicherheitsabstand von 200 Metern zu Gebäuden eingehalten wird. An den Stränden der Stadt Wyk auf Föhr gilt ein absolutes Abbrennverbot.

Urlaubsorte experimentieren mit Alternativen zum Feuerwerk

In Hörnum auf Sylt gibt es allerdings ein professionelles Höhenfeuerwerk. Das Inselörtchen Wennigstedt setzt auf eine Lasershow zu Mitternacht und in Westerland knallen nur Korken statt Böller, wie die Sylt Marketing mitteilte.

Ganz auf den Lichterglanz um Mitternacht müssen Urlauber und Einheimische auch in St. Peter-Ording nicht verzichten: Statt des Höhenfeuerwerks, mit dem lange Zeit das neue Jahr begrüßt wurde, gibt es seit dem Jahreswechsel 2022/23 eine kleinere Pyroshow im Rahmen der Silvesterparty an der Erlebnispromenade. „Da wir uns am Rande des Nationalparks befinden, haben wir uns für eine nachhaltigere Lösung entschieden“ sagte Janina Domann von der Tourismuszentrale des Ortes.

Das Feuerwerk, das nur aus Batterien von Land aus gestartet wird, sei komplett plastikfrei und es entstehe weniger Müll. „Alles, was in die Luft geht, verpufft.“ Anders als etwa bei herkömmlichen Raketen, deren Stiele und Plastikkappen oftmals viele hundert Meter entfernt irgendwo landen.

„Wilde Böllerei ist aus unserer Sicht nicht mehr zeitgemäß“

Für die niedersächsische Küste teilte die Tourismus-Agentur Nordsee mit, es werde nicht überall auf Feuerwerk verzichtet, „es gibt aber einige Alternativangebote“. Auf der Silvesterparty am Meer in Norden-Norddeich etwa sei Feuerwerk verboten, stattdessen werde ein Videofeuerwerk auf einer Leinwand gezeigt. „Auf den Ostfriesischen Inseln ist Feuerwerk zwar nicht komplett verboten, Spiekeroog oder Baltrum beispielsweise bitten ihre Gäste, auf Böller und Raketen zu verzichten“.

Auch im ostfriesischen Carolinensiel wird Silvester ruhiger gefeiert – nach einer Corona-Pause inzwischen schon zum dritten Mal. Auf Böller und Raketen soll am historischen Museumshafen nicht nur aus Sicherheitsgründen weitgehend verzichtet werden, sagte Marketingleiter Marcus Harazim. „Wir sind hier am Weltnaturerbe Wattenmeer. Da ist so eine wilde, unkontrollierte Böllerei aus unserer Sicht nicht mehr zeitgemäß.“

Feuerwerk ist in Nationalpark-Ruhezonen verboten

Denn Böller und Raketen sind zwar in den Ruhezonen des Weltnaturerbes Wattenmeer ohnehin verboten, um Silvesterpartys unmittelbar am Rande des Nationalparks gibt es aber immer wieder Diskussionen.

„Feuerwerke und Lasershows sind in der Regel mit Lärm- und Lichtimmissionen verbunden, die in der weiten Küstenlandschaft einen besonders großen Wirkbereich haben“, heißt es etwa in einem Leitfaden für die Veranstaltung von Feuerwerken, den die schleswig-holsteinische Nationalparkverwaltung 2019 gemeinsam mit den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen herausgegeben hat. Aber nicht nur die Höhenfeuerwerke mit lauten Knalleffekten und leistungsstarken Lasern und Scheinwerfern stören die Umwelt. Auch Begleiterscheinungen wie Feuerwerksreste und anderer Müll seien zusätzliche belastende Faktoren.

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Insbesondere Vögel und Meeressäuger sind dem Leitfaden zufolge in allen Jahresphasen gegenüber solchen akustischen und optischen Störungen empfindlich. Sie nehmen diese demnach als Bedrohung wahr und reagieren darauf mit Stress, Flucht- oder Vermeidungsverhalten. Studien etwa auf Basis von GPS-Daten besenderter Vögel belegten, dass Knall- und Pfeifgeräusche die Tiere vertreiben, hieß es zuletzt etwa von der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven. Gerade in der kalten Jahreszeit müssen Wat- und Wasservögel Energie sparen.

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