Vorsicht am Strand!: Gift-Raupen in beliebter Ostsee-Region entdeckt
Prora –
Erst die Eichen, jetzt die Kiefern – in Prora auf Rügen haben sich unangenehme Zeitgenossen eingenistet: Der Kiefer-Prozessionsspinner. Die Raupen können mit ihren Brennhärchen Hautreizungen hervorrufen. Die Gespinstnester liegen zu Hauf in den Dünen und entlang der Trampelpfade zum Strand.
Strandbesucher in Prora auf Rügen müssen sich vor den haarigen Raupen des Kiefern-Prozessionsspinners in Acht nehmen. Nicht nur in den Dünen, sondern auch an einigen Kiefern sind die faustgroßen Nester zu sehen. Schilder der Gemeinde weisen auf die Tiere hin und warnen vor dem Betreten der Düne.
Prora auf Rügen: Gift-Raupen in Strandnähe entdeckt
Die feinen Brennhaare der Raupen können bei Berührung Hautreizungen und allergische Reaktionen hervorrufen, ähnlich wie beim bereits bekannteren Eichen-Prozessionsspinner. Auch auf die Vierbeiner sollte geachtet werden – Hundeschnauzen sind sehr empfindlich und können beim Schnüffeln in den Büschen schnell an die Nester geraten.
„Die Raupen verpuppen sich jetzt im Sand“, sagt der Leiter des Sachgebietes Waldschutz und Waldzustandsüberwachung der Landesforstanstalt, Mathis Jansen. Die Haare bleiben im Boden und behalten ihr Gift. Die Schmetterlinge des Kiefern-Prozessionsspinners sind dagegen völlig harmlos.
Seinen Namen hat der Nachtfalter von der Eigenart der Raupen, in langen „Prozessionen“ in der Dämmerung zu den Fressplätzen zu ziehen. Die Raupen ernähren sich von Kiefernnadeln. Sie schädigen die Bäume, bringen sie aber nicht zum Absterben.
Usedom ist bei den Kiefern-Prozessionsspinnern beliebt
Kiefern-Prozessionsspinner gehören nach Angaben des Umweltbundesamtes zu den wärmeliebenden Insekten. In Deutschland kommen sie demnach etwa seit 2008 vor. Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden sie Jansen zufolge seit mehreren Jahren beobachtet. „Vor allem auf Usedom haben wir immer wieder Vorkommen, aber auch in der Müritzregion“, berichtet er.
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Die Raupen würden besonders oft auf Campingplätzen und Waldrändern gesichtet. Einerseits lieben sie offene, sonnige Abschnitte, andererseits werden sie mitten im Wald weniger wahrgenommen, wie Jansen sagt. Generell komme der Kiefern-Prozessionsspinner überall vor, wo auf sandigen Böden Kiefernwälder stehen. Die Tiere hätten jedoch von den Extremsommern 2018/19 sehr profitiert.
Gesundheitsamt hat Arztpraxen und Behörden gewarnt
Das Gesundheitsamt hat Arztpraxen und weitere Behörden über das Vorkommen der Raupen in Prora informiert. Der Binzer Allgemeinmediziner Uwe Mittelbach hatte bisher „ganz, ganz selten“ Patienten mit Hautreizungen durch solche Raupen. Er gebe ihnen dann eine entzündungshemmende Salbe.
Die Raupen waren zuerst in Höhe der Jugendherberge Prora gesichtet worden. Jansen zufolge besteht am Strand die Aussicht, dass die Tiere weggeweht oder weggespült werden. (dpa/sr)