• Foto: picture alliance/dpa

Trotz Digitalisierung: Papierverbrauch rückläufig? Nicht im Kieler Landtag

In Zeiten der Digitalisierung ist der Papierverbrauch rückläufig – das könnte man zumindest denken. Doch die Druckerei des Kieler Landtags arbeitet seit Jahren auf Hochtouren und der Papierverbrauch wird nicht weniger – eine Veränderung gibt es dennoch.

Trotz fortschreitender Digitalisierung bedruckt der Landtag in Kiel so viel Papier wie auch in den vergangenen Jahren: 1,7 Millionen Blatt waren es im vergangenen Jahr und damit etwa so viele wie 2014, wie das Parlament der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte.

Kiel: Digitalisierung führt nicht zur weniger Papierverbrauch

„Die Digitalisierung führt nicht dazu, dass weniger Papier benutzt wird“, sagte Landtagsdirektor Utz Schliesky der Deutschen Presse-Agentur. Grund dafür sei, dass die Dokumente größer geworden seien. Es gebe heute viel mehr Anhörungen mit Stellungnahmen von Verbänden und Sachverständigen, die laut Geschäftsordnung immer auszudrucken sind – das gilt auch für Powerpoint-Vorträge.

Das könnte Sie auch interessieren: Schleswig-Holstein zieht KonsequenzenTrennung von Telefon-Gigant

Auf dem Papier steht im Übrigen unter dem Strich noch viel mehr als früher, denn jetzt wird, wann immer es möglich ist, alles beidseitig gedruckt. 2014 war das noch nicht so häufig der Fall.

Kieler Landtag: Vertrauliche Dokumente werden gedruckt – Online-Kommunikation zu unsicher

Gesetzentwürfe werden ebenso in diversen Exemplaren ausgedruckt wie der gemeinsame Pressespiegel von Landtag und Landesregierung – vergangenes Jahr mit allein 194 000 Druckseiten, dazu kommen große und kleine Anfragen, Anträge oder Einladungen zu Ausschuss-Sitzungen, Plakate und einiges mehr. Von Einladungen zu Plenarsitzungen werden 150 Stück gedruckt, von Drucksachen, die auch mal 100 Seiten stark sind, 205. 

Das Fatale: „Gerade längere Dokumente lesen viele lieber auf Papier, weil sie das als komfortabler empfinden“, sagt Schliesky. Und vertrauliche Dokumente werden auch generell gedruckt, weil die Online-Kommunikation als nicht sicher genug gilt.

Zentralisierung der Druckaufträge in der Druckerei des Landtags

Eckhard Tordsen ist seit 28 Jahren in der Landtags-Druckerei im Keller des Parlamentsgebäudes. „Als ich anfing, wurde noch alles kopiert“, erzählt der 63-Jährige. „Heute kommen die Aufträge als PDF-Dokumente über das Netz – da geht es viel schneller.“ 144 Seiten pro Minute schafft der Drucker. Im Frühjahr kommen neue Maschinen. „Wir wechseln alle fünf Jahre, um möglichst umweltschonend und stromsparend zu arbeiten“, erläutert Direktor Schliesky. Die Geräte werden geleast.

Video: Ersatz für Köhlbrandbrücke wird teurer

Die Zentralisierung in der Druckerei führe dazu, dass die Kopierer auf den Etagen nicht so viel benutzt werden, sagt Schliesky. „Das ist wirtschaftlicher und umweltschonender.“ Gedruckt wird ganz überwiegend auf holzfreiem Recyclingpapier, das ein Unternehmen aus Schleswig-Holstein liefert.
Der Landtag bemühe sich auf vielfältige Weise, papierärmer zu werden. Zu Beginn dieser Wahlperiode hat er ein elektronisches Abgeordneten-Informationssystem eingeführt und seit kurzem wird verwaltungsintern mit einer E-Akte gearbeitet.

Trotz gestiegener Papierkosten: Direktor sieht Parlament bei Digitalisierung auf gutem Weg

Trotz allem sind die Papierkosten in den letzten Jahren gestiegen: Vor fünf Jahren waren es 25.000, im vergangenen Jahr gut 30.000 Euro. Das digitale Informationssystem werde von den Abgeordneten ganz unterschiedlich genutzt. Tendenziell neigten jüngere Parlamentarier eher zum digitalen Arbeiten, aber das gelte auch nicht für alle.

Trotzdem sieht der Direktor das Parlament bei der Digitalisierung auf gutem Weg: „Wir sind da sehr weit vorn im Vergleich zu anderen Landtagen.“ Das gilt auch in diesem Punkt: Seit einiger Zeit sind alle Dokumente aus der Zeit seit 1946 online verfügbar. (dpa/vd)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp