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  • Grünkohl ist mittlerweile so beliebt wie nie – allerdings nicht mit Kassler und Kartoffeln, sondern roh in einem Smoothie. Dieser Trend kann gefährliche Folgen haben. 
  • Foto: IMAGO / UIG

Tödlicher Ehec-Ausbruch vor zehn Jahren: Experten warnen vor riskanten Food-Trends

Tausende Infizierte, Hunderte Schwerkranke, Dutzende Tote: Mit einem Ehec-Erreger verunreinigte Sprossen lösten vor zehn Jahren die weltweit bisher schlimmste erfasste Infektionswelle mit dem Darmkeim aus. Durch die aktuellen Superfood-Trends könnte sich ein ähnliches Szenario wiederholen, mahnen Experten.

Anfang Mai 2011 erkrankten die ersten Menschen in Deutschland. Noch wusste niemand, dass hier der weltweit schlimmste erfasste Ausbruch mit dem Darmkeim Ehec seinen Lauf nehmen würde. Bis zum 22. Mai stieg die Zahl der Infizierten rasant.

Erkrankte litten an blutigen Durchfällen und akutem Nierenversagen, es gab 53 Tote. Die „Ehec-Krise“, verursacht von einem zunächst unbekannten verunreinigten Lebensmittel, sorgte für große Verunsicherung.

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„Uns war schon früh klar, dass dies eine andere Größenkategorie ist als das, was wir bisher an Ehec-Ausbrüchen kannten“, erinnert sich Christina Frank, Infektionsepidemiologin am Robert-Koch-Institut. Sie und ihre Kollegen wurden am 19. Mai eingeschaltet, als in Hamburg eine Häufung registrierter Fälle offenbar wurde. Im Nachhinein gehen die Forscher davon aus, dass der erste Betroffene wohl am 8. Mai erkrankte.

Hamburger Experten warnen vor gefährlichen Superfood-Trends

Jetzt taucht ein neues Problem auf: Superfood. Der Trend zum Rohverzehr vieler Nahrungsmittel könnte durchaus ein erhöhtes Risiko darstellen, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Der Verbraucher ist gefragt: Lebensmittel erhitzen, waschen, kühlen – über Generationen habe sich der Mensch angepasst, erläutert Epidemiologin Frank. Durch Hygienefehler könne vermeintliches Superfood zum Risikolebensmittel werden: „Wenn ich mir Grünkohl, der einfach schwer zu waschen ist, ungekocht in meinen Smoothie haue, bringt der vielleicht die Flora des Ackers mit.“

Ehec-Keime finden immer mal wieder ihren Weg in den menschlichen Körper – meist über verunreinigte Lebensmittel. Zuletzt wurden jährlich etwa zwischen 1000 und 2000 Infektionen gemeldet. Die schwere Komplikation HUS, die mit akutem Nierenversagen und einem gestörten Blutbild einhergehen kann, ist mit im Schnitt 75 Fällen pro Jahr eine eher seltene Erkrankung.

Ehec-Auslöser waren vor zehn Jahren roh verzehrte Sprossen

Nicht so im Frühsommer 2011: Das HUS-Syndrom als schwerste Form trifft in nur zwei Monaten 855 Menschen in Deutschland. Fast 4000 Infizierte zählt das RKI, vor allem in Norddeutschland. 53 Menschen sterben.

Die Suche nach dem Auslöser gestaltete sich schwierig. Mit ihren Kollegen suchte Frank nach Gemeinsamkeiten auf den Speiseplänen Erkrankter, um Rückschlüsse auf die mögliche Infektionsquelle zu ziehen. Der Keim hatte sich auf Sprossen vermehrt. Der Erreger war über eine Charge Bockshornkleesamen aus Ägypten nach Deutschland gelangt. Ein Gartenbaubetrieb in Niedersachsen hatte daraus Sprossen gezüchtet und vertrieben.

Ehec-Keime können immer wieder auftreten

Ende Mai 2011 flaute die Infektionswelle merklich ab und lief im Folgemonat aus. Ungeöffnete Packungen der verunreinigen Sprossen wurden nie gefunden. Ehec O104:H4 war gegessen, buchstäblich. Die Krise ist bei vielen in Vergessenheit geraten – erst recht im Lichte der Corona-Pandemie. (sr/dpa)

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