Bluttat von Scheeßel: Nachbarn haben einen schrecklichen Verdacht
Offiziell steht das Motiv des mutmaßlichen vierfachen Todesschützen aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme immer noch nicht fest. „Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden“, so die amtliche Auskunft. Aber die Hinweise verdichten sich, dass sich der Täter an seiner Ex-Lebensgefährten rächen wollte. Und zwar auf eine ganz perfide Art. Er tötete all diejenigen, die ihr lieb und teuer waren. Vier Menschen starben. Nachbarn äußern nun einen schrecklichen Verdacht.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Offiziell steht das Motiv des mutmaßlichen vierfachen Todesschützen aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme immer noch nicht fest. „Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden“, so die amtliche Auskunft. Aber die Hinweise verdichten sich, dass sich Florian G. an seiner Ex-Lebensgefährtin rächen wollte. Und zwar auf eine ganz perfide Art. Er tötete Menschen, die ihr lieb und teuer waren. Vier Personen starben. Es gibt den Verdacht: Die Schwangerschaft seiner Ex könnte G. zur Wahnsinnstat veranlasst haben.
Es sind Nachbarn, die laut „Bild“ davon erzählen, dass die Altenpflegerin Jule G., die Ex des mutmaßlichen Täters, hochschwanger ist, in sechs Wochen soll das Baby zur Welt kommen. Sie hat bereits ein Kind mit Florian G..
Es wird offen darüber spekuliert, ob die Schwangerschaft Florian G. zu der Wahnsinnstat veranlasst haben könnte. Es gibt Anhaltspunkte, dass Jule G. und ihr neuer Freund bedroht worden sind. Eine gemeinsame Facebook-Freundin wünscht den beiden in einem Post: „Bleibt stark und seid vorsichtig.“ Wie die „Welt“ berichtet, sollen Jule G. und ihr neuer Freund den mutmaßlichen Todesschützen vor Kurzem angezeigt haben – wegen einer möglichen Bedrohung.
Der Fallschirmjäger war in Afghanistan im Einsatz – als Scharfschütze
Inzwischen gibt es neue Informationen über den Tatverdächtigen: Florian G., von Freunden nur „Flo“ genannt, gehört zum Jägerbataillon 91 in Rotenburg/Wümme, ist Fallschirmjäger und war in Afghanistan als Scharfschütze im Einsatz. Er scheint ein Waffennarr gewesen zu sein.
Wer sich sein Facebook-Profil ansieht, stellt fest, dass sich sein Leben nur um Militär, Uniformen und Waffen dreht. Seine Facebook-Freunde sind Waffenhersteller wie Heckler & Koch, SIG Sauer und die Best Protection GmbH, eine Sicherheitsfirma. Auch Waffenzeitschriften liebt er.
Die Tat vom vergangenen Freitag soll so abgelaufen sein: Zunächst soll der Verdächtige am frühen Freitagmorgen gegen 3.30 Uhr in Westervesede, einer Ortschaft der Gemeinde Scheeßel, in ein Einfamilienhaus eingedrungen sein, indem er an der Eingangstür eine Scheibe einschlug. Dann erschoss er den 30 Jahre alten Altenpfleger Niels O., den neuen Freund seiner Ex, und dessen 55 Jahre alte Mutter Bärbel O.
Anschließend soll der Mann zu einem Einfamilienhaus in Bockel (Samtgemeinde Bothel) gefahren sein – der Ort ist nur zehn Autominuten von Scheeßel entfernt. Wieder schlug er eine Scheibe ein, betrat das Haus und tötete die 33 Jahre alte Stephanie K., die beste Freundin seiner ehemaligen Lebensgefährtin, und deren drei Jahre altes Kind. Stephanie K. soll sich noch schützend vor ihr Kind geworfen haben.
Anschließend stellte sich der Tatverdächtige am Freitagmorgen in der Von-Düring-Kaserne in Rotenburg (Wümme). Am Freitagnachmittag kam er in Untersuchungshaft.
Der mutmaßliche Täter verwendete für die vier Morde eine private Waffe
Ein Nachbar von Stephanie K. sagte einem MOPO-Reporter, die Tat habe sich schon länger abgezeichnet. Florian G. soll einmal gedroht haben, er werde seiner Ex alles nehmen, was ihr lieb ist. „Dass es in einem solchen Blutbad enden würde“, so der Nachbar, „habe ich allerdings niemals für möglich gehalten.“
Nach MOPO-Informationen verwendete Florian G. für die Taten keine dienstliche, sondern eine private Waffe. Die Munition und eine Blendgranate, die in seinem Fahrzeug gefunden wurden, stammten allerdings aus Bundeswehrbeständen. Im Auto und vor dem Haus in Bockel fand die Polizei Molotowcocktails.
Über den Stand der Ermittlungen gab es am Wochenende seitens der Staatsanwaltschaft Verden und der Polizei keine Angaben. Somit ist auch noch nicht bekannt, ob sich der Tatverdächtige inzwischen zur Tat geäußert hat.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigt sich bestürzt. „Die mehrfache Tötung von unschuldigen Menschen ist einfach grauenvoll“, so der SPD-Politiker. Vieles spreche für eine Tat im Kontext einer privaten Beziehung. „Mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen der Opfer, so ein Verbrechen ist einfach furchtbar.“
Die Bewohner im niedersächsischen Landkreis Rotenburg sind ebenfalls erschüttert. Mit Blumen und Kerzen gedenken Nachbarn der Opfer. Vor dem Haus in Scheeßel sind ein Blumenstrauß und Kerzen abgestellt. Ein Zettel mit der Aufschrift „Wir sind in Gedanken bei euch! Eure Nachbarn“ liegt daneben. Ein Polizeistreifenwagen steht vor dem versiegelten Haus. Auch vor dem zweiten Tatort in der Samtgemeinde Bothel stehen Kerzen.