Das Böllern an Silvester kehrt zurück – aber nicht überall
Mit der Familie oder Freunden zum Jahreswechseln feiern und ordentlich Feuerwerk zünden – für viele gehört böllern einfach zu Silvester dazu. Doch in den vergangenen Jahren ist die Tradition wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Wie schaut es diesem Jahr aus? Wo knallt, zischt und glitzert es im Norden wieder wie vor der Pandemie? Und wie plant Hamburg?
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Mit der Familie oder Freunden zum Jahreswechseln feiern und ordentlich Feuerwerk zünden – für viele gehört böllern einfach zu Silvester dazu. Doch in den vergangenen Jahren ist die Tradition wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Wie schaut es diesem Jahr aus? Wo knallt, zischt und glitzert es im Norden wieder wie vor der Pandemie? Und wie plant Hamburg?
Coronabedingt waren die Jahreswechsel in der Hansestadt in den vergangenen zwei Jahren stiller als gewohnt – über die Vorgaben für den kommenden Jahreswechsel ist noch nicht entschieden. Das werde aktuell noch geprüft, sagte ein Sprecher der Innenbehörde. Es sei aber gut möglich, dass wieder ähnliche Vorgaben wie 2019 vor der Pandemie gelten werden. Damals gab es aus Sicherheitsgründen ein Böllerverbot rund um die Binnenalster.
Böllern an Silvester: In Hamburg Regeln wie 2019 möglich
Das Verbot galt in der Silvesternacht von 18 Uhr bis 1 Uhr. Innensenator Andy Grote (SPD) und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hatten dies damals mit dem unsachgemäßen Gebrauch von Feuerwerkskörpern und der Verletzungsgefahr für eine immer größere Zahl von Menschen begründet, die an Silvester dorthin kämen.
2021 war in der Hansestadt neben dem Verkauf auch das Zünden von Feuerwerkskörpern in der Öffentlichkeit verboten. Zudem galt in der Silvesternacht ein Ansammlungsverbot: In der Zeit zwischen dem 31. Dezember, 19 Uhr, und 1. Januar, 7 Uhr, durften sich nicht mehr als zehn Menschen im öffentlichen Raum treffen oder zusammenstehen. Ähnliche Maßnahmen, die der rot-grüne Senat damals auf Grundlage der Eindämmungsverordnung beschlossen habe, seien in diesem Jahr unwahrscheinlich, sagte der Sprecher der Innenbehörde.
Niedersachsen: Weniger Einschränkungen, aber dennoch einzelne Verbote
In Niedersachsen und Bremen wird es zum Jahreswechsel voraussichtlich weniger Einschränkungen für das Abbrennen von Feuerwerk geben als zuletzt. Verbotszonen für das Zünden von Raketen und Böllern wegen der Corona-Pandemie – so wie in den vergangenen Jahren – soll es nach derzeitigem Stand nicht wieder geben. Das ergab eine Umfrage unter den jeweiligen Großstädten. Teilweise sollen Verbotszonen allerdings aus anderen Gründen bestehen bleiben.
In Hannover gibt es etwa seit dem Jahreswechsel 2018/2019 in bestimmten Bereichen der Innenstadt ein Verbot zum Mitführen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Es sei davon auszugehen, dass auch zu diesem Jahreswechsel ein solches Verbot erlassen werde, teilte ein Sprecher mit. Die Einzelheiten würden noch entschieden.
Hintergrund sei, dass es in den Jahren vor den Verbotszonen immer wieder zu gefährlichen und bedrohlichen Situationen durch Böller gekommen sei, bei denen auch Personen verletzt wurden. „Häufig wurde Feuerwerk auch bewusst auf Personen gerichtet“, sagte der Sprecher.
Bremen: Verbote bei der Weserpromenade wie beim vergangenen Jahreswechsel
In Bremen soll das seit dem Jahreswechsel 2020/2021 bestehende Böllerverbot im Bereich der Weser-Promenade Schlachte aus ähnlichen Gründen bestehen bleiben, wie das Bremer Innenressort mitteilte. Darüber hinaus gilt in Bremen schon seit längerem ein Feuerwerksverbot im Bereich denkmalgeschützter Bereiche wie dem Marktplatz mit dem Rathaus oder dem Schnoorviertel.
Auch rund um den Zoo am Meer in Bremerhaven, die Häfen sowie in einem Umkreis von 1500 Metern um den Bremer Flughafen gilt nach dem Sprengstoffrecht ein Verbot für Feuerwerk. Bußgelder reichen in Bremen den Angaben nach von 5000 bis 50.000 Euro.
Celle: Feuerwerk-Verbot wegen Reethäusern
Andere Städte wie Braunschweig und Oldenburg verwiesen zudem auf das grundsätzliche Verbot zum Abbrennen von Feuerwerk in und um Kirchen und Krankenhäusern sowie Kinder- und Altenheimen. Auch in der Nähe von brandgefährdeten Gebäuden wie Reet- und Fachwerkhäusern dürfe kein Feuerwerk abgebrannt werden. Aus diesem Grund gilt auch im gesamten sogenannten Inneren Ring der Stadt Celle sowie der historischen Altstadt von Göttingen und den zugehörigen Wallanlagen ein Böllerverbot. Dort stehen zahlreiche Fachwerkhäuser und historische Gebäude. Darüber hinaus seien in den Städten keine weiteren Verbote geplant.
Mecklenburg-Vorpommern: Kein generelles Böller-Verbot an Silvester
Die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern rechnen nicht mit generellen Feuerwerksverboten an Silvester. Sowohl in Rostock, Schwerin, Greifswald, Stralsund, Wismar und Neubrandenburg planen die Verantwortlichen bisher lediglich mit den üblichen Sperrbereichen beispielsweise rund um Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheime sowie weitere feuergefährdete Gebäude.
Gefährdet sind unter anderem mit Reet gedeckte Häuser, was dazu führt, dass in einigen Ostseebädern faktisch kein Feuerwerk erlaubt sein wird. Wie die „Ostseezeitung“ zuletzt berichtete, bildet Dierhagen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst hier eine Ausnahme. Kurdirektor Stephan Fellmann zufolge habe man feste Abbrennplätze installiert und biete zudem ein öffentliches Feuerwerk am Strand an.
Das könnte Sie auch interessieren: Wer hier künftig einen Fleischburger möchte, muss extra zahlen
Polizei-Gewerkschaft: Forderung nach Verbot von privaten Feuerwerken
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für zentral organisierte Feuerwerke an Silvester und ein Verbot privater Böllereien aus. Die Maßnahme sei für viele vielleicht schmerzhaft, aber sinnvoll, teilte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke mit. Argumente dagegen seien unter anderem die Schadstoffproduktion, der anfallende Müll, das hohe Unfallrisiko vor allem unter Alkoholeinfluss, die Böller- und Raketenangriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter und sowie die Sachbeschädigungen.
Feuerwerk belaste zudem viele Menschen und Tiere psychisch wie physisch. Angesichts angespannter Situationen in Krankenhäusern sei es zudem unverantwortlich, die dortigen Mitarbeitenden ohne zwingenden Grund und ohne Not noch höheren Belastungen auszusetzen.
Das könnte Sie auch interessieren: Nach Kellerbrand: Beliebter Grill-Imbiss in Hamburg geschlossen
Der Gewerkschafter forderte die Innenministerkonferenz sowie Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf, sich diesem Thema zeitnah zu widmen. Mit einer Novelle des Sprengstoffgesetzes könnten sicher die Voraussetzungen für ein umfassendes Verbot des Abbrennens privaten Feuerwerks geschaffen werden, so Kopelke.
BUND: „Feuerwerke belasten Mensch, Tier und Umwelt“
Auch der der Umweltschutzverband BUND im Land spricht sich weiter für ein Feuerwerksverbot für Privatpersonen aus. „Feuerwerke belasten Mensch, Tier und Umwelt mit Lärm, Müll und Feinstaub und sollten deshalb auf ein Minimum reduziert werden“, hieß es von Meeresbiologin Pauline Damer. Das Verlagern von Feiern an die Strände – zum Schutz der Reet-Häuser – löse das Problem nicht. Damer wies auch auf die Gefahr von Mikroplastik hin, das auch in unsere Nahrungskette gelangen könne.
Industrie-Verband: Umsatz wird wie vor der Pandemie sein
Die Feuerwerk-Industrie dagegen hofft endlich wieder auf hohe Verkaufszahlen und rechnet bereits mit einem ähnlichen Silvesterumsatz wie vor der Corona-Pandemie. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) geht von Erlösen von rund 120 Millionen Euro aus, wie Geschäftsführer Klaus Gotzen sagte.
Die Verkaufsverbote für Silvesterböller in den vergangenen beiden Jahren seien für die Feuerwerkshersteller eine große Herausforderung gewesen. „Die Corona-Zwangspausen 2020 und 2021 haben die Branche beinahe ausgeknockt“, sagte Gotzen. Mehrere Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien seit 2020 entlassen worden. Außerdem sei der Silvesterumsatz um bis 95 Prozent gesunken. Mit den Corona-Hilfen seien die Umsatzverluste zwar abgemildert worden, ein Ausgleich der Verluste sei aber „in keiner Weise“ erfolgt, sagte Gotzen.
Nun blickt der Verband Gotzen zufolge wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. Während der Pandemie habe die Branche an nachhaltigeren Konzepten gearbeitet. VPI-Vorsitzender Thomas Schreiber: „Ziel ist es, Kunststoff vollständig in unseren Produkten zu ersetzen – alle Produkte sollen biologisch abbaubar werden.“ (dpa/elu)