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Das deutsche Segelschulschiff „Gorch Fock“ vor Warnemünde (Archivbild).
  • Das deutsche Segelschulschiff „Gorch Fock“ vor Warnemünde (Archivbild).
  • Foto: dpa

Skandal um die „Gorch Fock“: Sechs Werft-Leute vor Gericht

Zehn Millionen Euro sollte die Sanierung der „Gorch Fock“ kosten. Es wurden 135 Millionen! In Oldenburg beginnt am Dienstag der Prozess wegen des Skandals um das Marine-Schulschiff.

Der Skandal um die teure Reparatur des Marine-Segelschulschiffs „Gorch Fock“ beschäftigt ab heute das Landgericht Oldenburg. Sechs Angeklagte zwischen 32 und 67 Jahren müssen zu dem Verfahren erscheinen, wie das Gericht vorab mitteilte. Fünf von ihnen werden vereinfacht gesagt der Korruption verdächtigt. Die Angeklagten arbeiteten für die Elsflether Werft oder mit der Werft zusammen. Die kleine Werft bei Bremen war mit der Instandsetzung der „Gorch Fock“ beauftragt worden. 2019 meldete die Werft Insolvenz an und wurde verkauft.

Verteidigungsministerium räumt Fehler ein

Die Arbeiten an der „Gorch Fock“ begannen den Ermittlern zufolge im Januar 2016. In rund vier Monaten sollte der 89 Meter lange Dreimaster ertüchtigt werden. Es dauerte mehr als fünfeinhalb Jahre, bis die Deutsche Marine das Segelschiff zurückbekam. Die Kosten stiegen den Ermittlern zufolge von 9,6 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro. Das damals von Ursula von der Leyen (CDU) geführte Bundesverteidigungsministerium räumte erhebliche Fehler ein. Die Bremer Lürssen-Werft stellte die „Gorch Fock“ letztlich fertig.

In dem Verfahren angeklagt sind zwei Ex-Vorstände, beide 55, eine ehemalige Vorstandsassistentin, 32, ein Kostenprüfer des Marinearsenals, 67, ein Ex-Chef eines Subunternehmens, 53, und eine frühere Angestellte oder ein früherer Angestellter des Subunternehmens, 38. Ein Verfahren gegen einen 35 Jahre alten Mann habe das Gericht abgetrennt, weil er erkrankt sei, sagte eine Sprecherin des Landgerichts.

Korruption? Die Liste der Vorwürfe ist lang

Die Liste der Vorwürfe ist lang: Die Ex-Vorstände sollen unter anderem gemeinschaftlich Betrug in einem besonders schweren Fall begangen haben. Sie seien für falsche Abrechnungen verantwortlich gewesen, heißt es in einer älteren Mitteilung der Ermittler. Das Marinearsenal soll deshalb zu viel Geld bezahlt haben. Das Arsenal mit Sitz in Wilhelmshaven ist zuständig, dass die Schiffe der Marine einsatzbereit sind. 

Auch werfen die Ermittler den Ex-Vorständen und den Vertretern des Subunternehmens Vorteilsgewährung zu, wie die Sprecherin des Gerichts sagte. Der angeklagte Kostenprüfer soll sich dagegen der Vorteilsannahme schuldig gemacht haben. Zwei Darlehen von je 400 000 Euro habe der Mann, der die Kosten der „Gorch Fock“-Reparatur kontrollieren sollte, aus dem Umfeld der Werft erhalten, teilten die Ermittler in der Vergangenheit mit.

Das Gericht untersucht nicht allein den Fall der „Gorch Fock“. Die Ermittler verweisen in einer älteren Mitteilung auf mehrere Instandsetzungsprojekte der Werft, die Teil einer Anklage seien. Mehrheitlich betroffen sind Schiffe der Marine, wie die Sprecherin des Landgerichts sagte.

Oldenburg: Urteil frühestens im Dezember

Das Verfahren ist aufgrund der vielen Beteiligten vom Gericht in die Weser-Ems-Hallen in Oldenburg verlegt worden, wo bereits andere prominente Prozesse stattfanden. Zu den ersten zwei Verhandlungen sind laut Gericht keine Zeugen geladen. Zunächst sollen die Anklagen verlesen werden; drei Verfahren wurden für den Prozess zusammengelegt. Außerdem ist Zeit für etwaige Einlassungen reserviert. Das Gericht hat zunächst Termine bis zum 11. Dezember angesetzt.

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Seit ihrer Indienststellung im Dezember 1958 sammelten auf „Gorch Fock“ etwa 15.000 angehende Offizierinnen und Offiziere Erfahrungen auf See. Das Schiff besuchte in den vergangenen Jahrzehnten rund 390 Häfen in knapp 60 Ländern und legte dabei mehr als 750.000 Seemeilen zurück. Das entspricht 35 Erdumrundungen. (dpa/mp)

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