„Sie verbrennen“: Das massenhafte Sterben im Watt
Eiderstedt –
In Nordfriesland wird derzeit ein Massensterben von Herzmuscheln beobachtet. Laut Experten könnte vor allem die derzeitige Hitze dafür verantwortlich sein. Die Schutzstation Wattenmeer klärt auf.
Wattkenner dürfte der Anblick im Bereich des nordfriesischen Wattenmeers derzeit stutzig machen: „Das normalerweise graubraune Mischwatt ist teilweise weiß von abgestorbenen Herzmuschelfeldern“, schreibt die Schutzstation Wattenmeer zu einem Facebook-Beitrag.
Für Wattkenner ist das ein ungewöhnlicher Anblick: Wo sonst nur graubraunes Mischwatt zu sehen ist, liegen jetzt ganze Felder von toten weißen Herzmuscheln.
Schutzstation Wattenmeer
Rund um die Halbinsel Eiderstedt sind laut der Schutzstation seit etwa zwei Wochen große Flächen mit toten oder sterbenden Tieren bedeckt. Tote Herzmuscheln werden aber auch von Pellworm, Süderoog und aus Friedrichskoog an der Elbmündung gemeldet.
Nordfriesland: Herzmuscheln verbrennen in der Sommerhitze
„Normalerweise leben die Muscheln direkt unter der Wattoberfläche, in ein bis zwei Zentimetern Tiefe, sodass man sie nicht sehen kann. Wenn sie massenweise nach oben kommen und sterben, ist das ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist“, erklärt Christof Goetze von der Schutzstation Wattenmeer.
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Als Grund für das Massensterben vermuten die Experten eine Kombination natürlicher Faktoren. Eine Ursache sehen sie in der anhaltenden Hitze. „Durch die hohen Temperaturen werden die im Wattboden lebenden Herzmuscheln veranlasst, an die Oberfläche zu kommen. Dort verbrennen sie quasi im starken Sonnenschein und sterben.“
Parasitenbefall bei Herzmuscheln im nordfriesischen Watt
So habe sich der Wattboden durch die in den letzten Tagen in den Mittags- und Nachmittagsstunden liegenden Niedrigwassertermine besonders stark erwärmt. „Die These wird dadurch unterstützt, dass auch im extrem heißen Sommer 2018 ein solches Muschelsterben beobachtet werden konnte“, so Goetze.
Als weitere Ursache vermutet man einen Parasitenbefall. „Herzmuscheln werden häufig von Saugwürmern befallen, die im Inneren der Muschel darauf lauern, in einen Vogeldarm zu gelangen, ihren eigentlichen Wohnort. Die Parasiten führen dazu, dass die Herzmuscheln sich nicht mehr eingraben können und dann der Hitze zum Opfer fallen.“
Wattwanderer können ihre Herzmuschelfunde melden
Ob ein solcher Saugwurm-Befall für das Muschelsterben verantwortlich ist, muss nun in Untersuchungen festgestellt werden. Trotz großer Verluste sei der Herzmuschelbestand nicht bedroht. „Sie haben eine enorme Vermehrungsfähigkeit und gleichen das normalerweise schnell wieder aus“, erklärt Christof Goetze.
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Schutzstation-Mitarbeiter dokumentieren im Rahmen der gerade stattfindenden Wattkartierungen den Tierbestand im Boden und nehmen Muschelproben. Wattwanderer können ihre Herzmuschelfunde im Strandfundeportal BeachExplorer.org melden und Fotos hochladen.
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