Waschbären breiten sich im Norden aus – Zahlen haben sich vervielfacht
Waschbären sind in Schleswig-Holstein auf dem Vormarsch. Die Tierart breite sich zunehmend von Süden in den Norden des Bundeslandes aus, erklärt das Landesamt für Umwelt.
Gut erkennbar sei die kontinuierliche Zunahme der Waschbärpopulation anhand der Jagdstrecken der vergangenen Jahre. Laut dem jüngsten Jahresbericht zur biologischen Vielfalt wurden in der Jagdsaison 2023/24 insgesamt 2228 Waschbären geschossen, das bedeutet eine Zunahme um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es erst 88.
Intensive Ausbreitung begann 2005
Waschbären hätten eine hohe Vermehrungsrate und seien in Bezug auf ihr Habitat anspruchslos, erklärt die Sprecherin des Landesamtes für Umwelt, Janine Wergin. Zudem hätten die Tiere eine „generalistische Ernährungsweise“, das bedeutet, sie ernähren sich von allem, was für sie verfügbar ist, hauptsächlich allerdings tierisch. Auch Lebensmittelreste in der Umgebung von Häusern oder im Hausmüll können zu ihren Nahrungsquellen gehören.

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Die intensive Ausbreitung von Waschbären in Schleswig-Holstein begann um das Jahr 2005, erklärt Heiko Schmüser vom Wildtier-Kataster am Ökologie-Zentrum der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel. „Schwerpunkt ist derzeit der Kreis Herzogtum Lauenburg, gefolgt vom Kreis Stormarn“, sagt er. Gestützt werde dies durch Meldungen im Projekt „Tierfund-Kataster“, das die CAU mit dem Landesjagdverband und dem Deutschen Jagdverband entwickelt habe.
„Der Waschbär wird sich sehr rasch weiter nach Nordwesten und nach Ostholstein ausbreiten und an Anzahl zunehmen“, sagt Schmüser voraus. In Europa habe die Tierart kaum natürliche Feinde.
In Schleswig-Holstein komme die Art zwar bereits landesweit vor, die Populationsdichte sei aber sehr unterschiedlich, sagt auch Janine Wergin. Gerade im Norden des Bundeslandes sei mit einer weiteren deutlichen Zunahme an Waschbären zu rechnen.
Waschbär: Bejagung kann Ausbreitung nur verlangsamen
„Die Bejagung kann dabei die Ausbreitung verlangsamen, aufgrund der hohen Reproduktion diese aber nicht verhindern“, sagt Wergin. Der Fokus beim Management liege in Schleswig-Holstein auf speziellen Maßnahmen zum Schutz heimischer Biotope und Arten, da eine flächendeckende Bestandsreduktion der Waschbären aktuell nicht zu erzielen sei.
Waschbären seien clevere Tiere und häufig in besiedelten Gebieten am Rande von Ortschaften anzutreffen, sagt Carsten Pusch vom Landesverband des Naturschutzbundes (Nabu) Deutschland. Sie lebten häufig versteckt und könnten auch gut klettern.
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„Wer sich über Waschbären beschwert, sollte daran denken, dass die Tiere hier nicht freiwillig sind“, sagt Pusch. Menschen hatten die ursprünglich aus Nordamerika stammende Art früher vor allem für die Pelztierzucht nach Europa gebracht. Immer wieder seien Tiere aus den Farmen entkommen und hätten sich dann in freier Wildbahn vermehrt. (dpa/mp)
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