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Ein historisches Gebäude auf dem Gut Panker bei Lütjenburg im Kreis Plön.
  • Ein historisches Gebäude auf dem Gut Panker bei Lütjenburg im Kreis Plön.
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Was Touristen für Gutshöfe im Norden so wichtig macht

Schleswig-Holstein ist das Land der Güter. Doch nur mit Raps und Weizen, Rindern und Wald kommen die Betreiber der großen und teils prächtigen Anwesen oft nicht mehr gut über die Runden. Viele Gutshofbesitzer setzen daher auf den Tourismus.

Sie sehen prächtig aus mit ihren Herrenhäusern, Scheunen und Ställen. Doch um die großen Gutshöfe in Schleswig-Holstein zu erhalten, sind starke Wirtschaftsbetriebe nötig. Wo Land- und Forstwirtschaft nicht reichen, setzen die Gutsherren und -frauen auf Weihnachtsmärkte und Veranstaltungen. Einige Gutshöfe haben sich in den vergangenen Jahren außerdem zu Hotels entwickelt oder vermieten Ferienwohnungen und nehmen eine besondere Stellung im schleswig-holsteinischen Tourismus ein.

Schleswig-Holstein: Gutshöfe entwickeln sich zu Hotels

Das Gut Panker (Kreis Plön) im Besitz der Landgrafen von Hessen ist ein eigenes Dorf mit Kapelle und Wohnhäusern, Trakehnerzucht und Geschäften. Im Hotel-Restaurant „Ole-Liese“ stehen Übernachtungsgästen 23 Zimmer zur Verfügung.


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Grundbesitz sei neben guten Mitarbeitern das wertvollste Kapital der Güterverwaltung Hessische Hausstiftung, sagt Verwalter Achaz von Wintzingerode. „Land- und Forstwirtschaft sind seit bald 300 Jahren das Fundament dieses Betriebes, wie von vielen anderen auch.“

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Gut Panker sei vor allem durch das Hotel-Restaurant „Ole Liese“ (ein Michelin-Stern im Restaurant „1797“), das Forsthaus Hessenstein und seine besonderen Läden, Kunstwerkstätten und Galerien ein beliebtes touristisches Ziel. „Alle Gebäude sind lebendig genutzt, und Panker bietet Wohnort und Arbeitsplatz für viele Menschen zugleich“, sagt von Wintzingerode.

Für den Tourismus des Landes sind Gutshöfe nach Einschätzung der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein vor allem wegen ihrer Veranstaltungen, des kulinarischen Angebots und der Übernachtungsmöglichkeiten interessant. „So haben sich beispielsweise saisonale Märkte, insbesondere die Weihnachtsmärkte, auf vielen Gutshöfen zu Besuchermagneten entwickelt und eine Strahlkraft über das Land hinaus gewonnen“, sagt Sprecherin Manuela Schütze.

Gut Immenhof: Einst Film-Kulisse, heute Hotel

Kulturveranstaltungen wie Konzerte des Schleswig-Holstein Musikfestivals, Gartenmessen und vieles mehr seien besonders für Tagestouristen interessant. „Gutshöfe sind Teil der Geschichte des Landes und mit ihrer Öffnung und ihrem Angebot für Gäste tragen sie zum Image der Destination Schleswig-Holstein bei“, sagt Schütze.

Thilo Mühl, Hoteldirektor Gut Immenhof, steht vor dem Eingang zum Herrenhaus. Christian Charisius/dpa
Thilo Mühl, Hoteldirektor Gut Immenhof, steht vor dem Eingang zum Herrenhaus.
Thilo Mühl, Hoteldirektor Gut Immenhof, steht vor dem Eingang zum Herrenhaus.

Eines der bekanntesten Güter des Landes ist der aus Heimatfilmen der 50er Jahre bekannte Immenhof im ostholsteinischen Malente. Nach langer Restaurierung eröffnete im vergangenen Herbst ein Hotel mit 50 Zimmern, sechs Ferienwohnungen, zwei Restaurants und Reitanlage direkt am Kellersee. Einen eigentlichen Gutsbetrieb gibt es nicht mehr.

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Die Startbedingungen seien wegen Corona nicht einfach gewesen, sagt Hoteldirektor Thilo Mühl, Hotel und Restaurants würden aber sehr gut angenommen. Die Gäste kommen hauptsächlich aus dem Hamburger und Berliner Raum, aus Niedersachsen, aber auch aus Nordrhein-Westfalen. Der Immenhof ist frei zugänglich und soll auch Ostholstein-Urlaubern und Einheimischen als Ausflugsziel dienen. „Das Thema Immenhof ist emotional besetzt“, sagt Pressesprecherin Julia Brinckman.

Restaurierungsarbeiten und Planungen seien aufwendig gewesen, sagt Mühl. Die Anlage stehe unter Denkmal- und Ensembleschutz. Aber das Ergebnis kann sich laut dem Hoteldirektor sehen lassen. „Alle Zimmer sind individuell gestaltet“, sagt Mühl. Aus den Fenstern haben die Gäste Ausblicke auf den Kellersee, die Gutsanlage mit Reitplatz oder in die hügelige und waldreiche Landschaft. Die beiden Restaurants legen Wert auf Regionalität und Saisonalität. „Alles kommt von Höfen aus der Umgebung – soweit verfügbar“, sagt Mühl.

Tourismus hilft, alte Gebäude zu erhalten

Ganz anders ist die Situation des Guts Nehmten am Großen Plöner See. Christoph Freiherr von Fürstenberg-Plessen betreibt zusammen mit seiner Frau neben Land-, Forst- und Energiewirtschaft momentan drei Ferienwohnungen. „Wir müssen uns sehr breit aufstellen, da gehört Tourismus in unserer Lage auch dazu“, sagt er. Immerhin rund zehn Prozent trage der Tourismus zum Geschäft bei.

Caspar Graf zu Rantzau betreibt auf dem Gut Pronstorf am Wardersee im Kreis Segeberg noch umfangreich Acker- und Forstwirtschaft. Der Weihnachtsmarkt und andere Veranstaltungen ziehen viele Besucher an. Im großen Torhaus können Gäste übernachten. „Das Hotel ist entstanden, weil wir das Gebäude erhalten wollten“, sagt er.

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Nach einigen Jahren in Eigenregie sei das Hotel mit 21 Zimmern seit 2019 verpachtet. Es wird hauptsächlich für Hochzeiten und Tagungen genutzt und sei kein touristisches Unternehmen. Es leiste einen wirtschaftlichen Beitrag, „aber es ist keine Cash-Cow“.

Die absolute Spitze des Gutshoftourismus in Schleswig-Holstein bildet das Luxusressort Weissenhaus in Wangels (Kreis Ostholstein). Küchenchef Christian Scharrer erkochte mit seinem Team im Gourmetrestaurant „Courtier“ zwei Michelin-Sterne. In Weissenhaus wird im Mai die internationale Politik Station machen: Die Außenminister der sieben großen westlichen Industrienationen (G7) treffen sich in dem Resort.

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