Wildcamping: Warum auf Sylt niemand über dieses Problem sprechen möchte
Sylt – das ist Champagner, das sind Porsches, das sind Polo-Hemden. Zumindest will es so das Klischee. Dosenbier, bunte Haare und Piercings passen da eher nicht ins Bild, gehören aber seit Einführung des 9-Euro-Tickets auch dazu. Seit die Punks auf die Insel gekommen sind geht es rund um Westerland etwas rauer zu und das glatte Image der Nordseeinsel hat ein paar Macken abbekommen. Und nun bereitet den Syltern offenbar noch ein weiteres Problem Sorgen: das Wildcamping.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Sylt – das ist Champagner, das sind Porsches, das sind Polo-Hemden. Zumindest will es so das Klischee. Dosenbier, bunte Haare und Piercings passen da eher nicht ins Bild, gehören aber seit Einführung des 9-Euro-Tickets auch dazu. Seit die Punks auf die Insel gekommen sind geht es rund um Westerland etwas rauer zu und das glatte Image der Nordseeinsel hat ein paar Macken abbekommen. Und nun bereitet den Syltern offenbar noch ein weiteres Problem Sorgen.
Das Rauschen des Meeres zum Einschlafen. Der kurze Weg durch den Sand zum Wasser. Frühstücken im Freien. So schön das Wildcampen am Strand auch sein kann: gerne gesehen ist es nicht, es ist sogar an den meisten Orten ausdrücklich verboten. Auch auf Sylt. Doch obwohl auf der Insel derzeit mehr Touristen diese günstige (und illegale) Alternative zum Hotel nutzen und am Strand schlafen, halten die Behörden bisher die Füße still.
Sylts Problem mit dem Wildcamping
Weder die Gemeinde Sylt, noch das Ordnungsamt, noch der „Insel Sylt Tourismus-Service“, an den die Gemeinde die MOPO verwies, wollte sich zu einer Anfrage bezüglich der Situation rund ums Wildcamping auf Sylt äußern. Fragen wie: „Können Sie bestätigen, dass vermehrt im Freien gezelten wird?“ oder „Wie gehen die örtlichen Behörden dagegen vor?“ blieben unbeantwortet. Und das hat offenbar auch einen Grund.
So sollen nach Informationen der MOPO Absprachen getroffen worden sein, das Problem des Wildcampens möglichst nicht medial zu thematisieren. Aus Angst, es könnten sonst noch mehr reiselustige 9-Euro-Ticket-Touris dazu motiviert werden, am Strand zu campen. „Das Problem hält sich derzeit noch in Grenzen, es soll aber auch nicht eskalieren“, so ein anonymer Informant.
Das könnte Sie auch interessieren: Sylter Wirt stinksauer: „Die Punks machen mir das Geschäft kaputt!“
Doch Sylt steht nicht allein mit dem Problem da. „Wildcamping ist generell kein neues Phänomen in Schleswig-Holstein und hat es schon lange vor dem 9-Euro-Ticket gegeben“, sagt Philipp Queiser, Sprecher der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein. „Dabei ging es fast immer um Wohnmobile oder Wohnwagen, die mitten in der Natur und gerne in Strandnähe abgestellt wurden, weniger um Zelte“, so Queiser. Dass aktuell in bestimmten Regionen vermehrt gezeltet werde, sei bisher aber nicht beobachtet worden.
Sylt: Wildcamping ist Problem für Natur und Umwelt
Die rechtliche Lage zum Wildcampen ist in Deutschland nicht ganz einheitlich. Grundsätzlich gilt zwar: Wildes Campen ist verboten, nicht nur in Naturschutzgebieten. Aber Näheres regeln dann die Naturschutz- und Waldgesetze des jeweiligen Bundeslandes – und stößt, wer abseits von Campingplätzen in der freien Natur übernachten will, auf rechtliche Grauzonen. So ist beispielsweise in Hamburg, Bayern oder Hessen das Zelten in freier Landschaft nicht ausdrücklich verboten. In Niedersachsen, Sachsen oder im Saarland dagegen ist das wilde Campieren in freier Landschaft überall ohne Ausnahme verboten.
„Wildcampen schadet dem Schutz von Flora und Fauna und gefährdet den Erhalt von Natur und Artenvielfalt“, sagt dazu Andreas Kübler, Sprecher des Bundesumweltministeriums (BMUV), im Gespräch mit der MOPO. Außerdem störe nächtlicher Lärm nachtaktive Tiere. „Ein weiteres Problem beim Wildcamping ist das Littering, also das Zurücklassen von Müll in der Natur. Solcher Müll beeinträchtigt nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern gefährdet Tiere und Pflanzen und schädigt Gewässer und Böden“, so Kübler. Wer beim Wildcampen erwischt wird, muss deshalb mit saftigen Bußgeldern bis zu zu 5000 Euro rechnen.
Wer erwischt wird, muss saftige Bußgelder zahlen!
Kübler erklärt, wie umweltbewusstes Camping dennoch möglich sein kann. „Es gelten unter anderem Grundsätze wie Rücksicht auf die Natur nehmen, Einhalten von Ver- und Geboten zum Schutz der Umwelt, kein Liegenlassen von Müll und eine umweltverträglichere An- und Abreise ohne eigenes Auto“, sagt er.
Das könnte Sie auch interessieren: Sicherheit an Sylts Stränden: „Dann braucht es ein Alkoholverbot“
Für Sylt könnte sich das Problem mit den Wildcampern allerdings sofort wieder in Luft auflösen, sobald es das 9-Euro-Ticket nicht mehr gibt. Und dann heißt es dort wieder: Porsche, Prolls und Polo-Hemden – auch ganz ohne Punks.