Sylt: Wo die Punks campierten, steht jetzt ein riesiger Neptun
Ein muskulöser Neptun, blau, mit Dreizack und Fischschwanz, um ihn herum ein Winkingerboot, ein springender Delphin, ein Fischer mit Netz – 16 maritime Skulpturen nehmen den gesamten Platz vor dem Westerländer Rathaus ein. Im vergangenen Jahr campierten auf der kleinen Grünfläche zahlreiche Punks, verschreckten Touristen und nervten Einheimische. Mit dem 9-Euro-Protestcamp vom vergangenen Jahr soll das frisch aufgebaute Kunstwerk aber gar nichts zu tun haben. Ärger gibt's trotzdem.
Ein muskulöser Neptun, blau, mit Dreizack und Fischschwanz, um ihn herum ein Winkingerboot, ein springender Delphin, ein Fischer mit Netz – 16 maritime Skulpturen nehmen den gesamten Platz vor dem Westerländer Rathaus ein. Im vergangenen Jahr campierten auf der kleinen Grünfläche zahlreiche Punks, verschreckten Touristen und nervten Einheimische. Mit dem 9-Euro-Protestcamp vom vergangenen Jahr soll das frisch aufgebaute Kunstwerk offiziell gar nichts zu tun haben. Ärger gibt’s trotzdem.
Kuppelzelte, Einkaufswagen, Bierkästen: Im kleinen Rathauspark von Westerland herrschte im Sommer 2022 wochenlang Festival-Atmosphäre, fehlten nur die Bands. Wo sich damals rund 100 (immer wechselnde) Punks häuslich eingerichtet hatten, soll es in dieser Saison betont kultiviert zugehen: „Meeresrauschen“ heißt die Lichtinstallation, die für die kommenden Monate dort steht und durch die Sylter Nächte funkeln soll.

Bei Dunkelheit lassen tausende energiesparende LED-Lämpchen die Umrisse der maritimen Figuren erstrahlen, oder, wie es poetisch aus dem Rathaus heißt: „Eine Komposition von leuchtend fantasievollen Skulpturen, die den Betrachtenden in die unendliche Tiefe und Weite der Meere entführt.“ Die Lichtshow wird digital gesteuert, dazu gibt es Walgesänge.
Sylt hat die Skulpturen nur gemietet
Die blinkenden Skulpturen rund um den blauen Meeresgott gehören der österreichischen Firma MK Illumination und haben auch schon Weihnachtsmärkte geschmückt. Nun hat die Gemeinde Sylt die Installation bis Mitte September gemietet, für insgesamt knapp 100.000 Euro – und das sorgt für Ärger. Denn: Ein Gemeinderatsmitglied hat Beschwerde bei der Kommunalaufsicht in Husum eingelegt, weil die Entscheidung über die kostspielige Kunstanmietung in nicht-öffentlicher Sitzung und ohne Ausschreibung fiel. Ob dieses Vorgehen der Gemeinde Sylt überhaupt rechtmäßig war, wird nun in Husum geprüft. „Das Verfahren wird demnächst abgeschlossen“, heißt es dort auf MOPO-Nachfrage.
Bei der Eröffnung des Kunstparks wollte Bürgermeister Nikolas Häckel auf keinen Fall auch nur ein einziges Wort über Punks oder die Zustände im vergangenen Jahr verlieren, hielt sich strikt an vorbereitete Sätze wie „Im ersten Sommer nach der kräftezehrenden Corona-Pandemie wollen wir einen konkreten Anlass bieten zusammenzukommen, Kunst und Natur mit einer Lichtinstallation zu feiern.“

Fest steht: Auf eine Wiederholung der Zustände von 2022 ist in der Sylter Tourismusbranche niemand scharf. Damals hatten sich dank des 9-Euro-Tickets zahlreiche Punks per Bahn auf den Weg an die Nordsee gemacht und vor dem Rathaus der Luxus-Insel eine Art antikapitalistisches Protestcamp aufgeschlagen – sehr zum Missfallen der ansässigen Geschäftsleute, die sich darüber beklagten, dass die Punks die Kunden verschreckten. Im September 2022 räumten die Camper – nachdem sie in zwei Instanzen vor Gericht verloren hatten – freiwillig den Park.
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Dass die Skulpturen in dieser Saison dafür sorgen sollen, dass der Park nur von willkommenen Inselgästen genutzt wird, das will im Rathaus niemand bestätigen.