x
x
x
Auf einem Smartphone wird ein Corona-Testergebnis angezeigt.
  • In Schleswig-Holstein entfällt künftig die Testpflicht in der Gastronomie (Symbolbild).
  • Foto: (c) dpa

„Situation absolut im Griff“: Der Norden lockert – aber Inzidenz steigt wieder

Größere private Treffen und Veranstaltungen, keine Testpflicht mehr in der Innengastronomie – der Norden geht in der Pandemie weitere Öffnungsschritte. Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) ruft die Bürger:innen außerdem weiter auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

Trotz deutlich steigender Corona-Zahlen bei allerdings noch niedrigen absoluten Werten geht Schleswig-Holstein weitere Öffnungsschritte. Vom nächsten Montag an dürfen sich in privatem Kreis wieder bis zu 25 Menschen treffen, wie Ministerpräsident Günther am Montag in Kiel bekannt gab. Derzeit sind nur zehn Teilnehmer erlaubt. Kinder unter 14 Jahren, Geimpfte und Genesene werden dabei nicht mitgezählt.

Weitere Corona-Lockerungen im Norden

Bei Veranstaltungen wie Feiern und Empfängen wird die Begrenzung der Teilnehmerzahl ganz aufgehoben. Es gelten aber weiter Auflagen wie eine maximale Auslastung von 50 Prozent. Auch für Versammlungen wie Demonstrationen und Gottesdienste entfallen die Teilnehmerbegrenzungen. Die neue Corona-Verordnung soll am Donnerstag beschlossen werden und dann bis zum 22. August gelten.

Das könnte Sie auch interessieren: Wie sinnvoll sind Schnelltests noch?

Wer Restaurants in Innenräumen besucht, muss künftig keinen negativen Test mehr vorlegen. Auch für Veranstaltungen mit Gruppenaktivität entfällt die Testpflicht. Wer im Hotel übernachten will, muss weiterhin einen negativen Test nachweisen, der höchstens 48 Stunden alt ist. Dann wird ab Montag aber kein Folgetest mehr benötigt. Auf Schiffen muss man draußen keine Maske mehr tragen.

Angesichts der niedrigen Infektionszahlen und geringen Belastung von Schleswig-Holsteins Krankenhäusern mit Covid-19-Patienten seien die Erleichterungen zu verantworten, sagte Günther. „Die Situation ist absolut im Griff.“ In den Krankenhäusern lägen derzeit 12 Corona-Patienten, davon vier in Intensivstationen. Anfang Februar seien es 513 beziehungsweise 97 gewesen. „Wir bleiben bei unserem behutsamen Kurs der Öffnung.“

Schleswig-Holstein: Günther ruft weiter zum Impfen auf

Auch beim Impfen komme das Land gut voran. Nahezu jeder zweite Schleswig-Holsteiner ist mittlerweile gegen das Virus voll geimpft. Das Gesundheitsministerium gab die Quote am Montag mit 48,7 Prozent (1,41 Millionen) an. Damit stehe der Norden im Ländervergleich auf Platz 4, sagte Günther. Bei den Erstimpfungen sei es mit 63,5 Prozent (1,84 Millionen) Platz 3.

Das könnte Sie auch interessieren: So will Hamburg die 80 Prozent schaffen

Günther rief die Bürger auf, sich impfen zu lassen und vereinbarte Termine wahrzunehmen. „Es gibt keinen guten Grund, sich nicht impfen zu lassen, aber es gibt viele gute Gründe, es stattdessen zu tun.“ Impfen sei der entscheidende Schlüssel gegen die Pandemie. Im Übrigen könne man auch die ansteckendere Delta-Variante im Griff behalten, wenn man sich an die Regeln halte.

Zuletzt war die Corona-Inzidenz von 8,8 auf 9,4 (Stand: 19.07) gestiegen. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen an. Er lag noch am 6. Juli bei 3,3, wuchs dann aber besonders seit Beginn voriger Woche deutlich. Das betraf gerade auch Ostholstein und Nordfriesland, wo viele Urlauber sind.

Im Norden: Mehr offene Impf-Aktionen geplant

Rechnerisch müssten dem Gesundheitsministerium zufolge noch etwa 500.000 Schleswig-Holsteiner voll geimpft werden, um die Ziele des Robert Koch-Instituts zu erreichen. Hinzu kämen 490.000, die eine Zweitimpfung benötigen. Die Impfzentren und die niedergelassenen Ärzte könnten zurzeit 170.000 Impfungen in der Woche vornehmen. Staatssekretär Matthias Badenhop sagte, bisher seien nur wenige Dosen verfallen, „in keiner nennenswerten Größenordnung“.

Das könnte Sie auch interessieren: Nicht geimpft? Dann bitte nicht jammern!

Unterdessen sind die Registrierungslisten für die 28 Impfzentren seit Freitag fast komplett abgearbeitet. Wer dort registriert wurde, ist schon einmal geimpft oder hat einen Termin. Davon wurden über 240.000 vergeben. Insgesamt machten die Zentren gut 1,5 Millionen Impfungen.

Nun werden sie deutlich mehr offene Aktionen für alle vorhandenen Impfstoffe anbieten. Auch mobile Teams bleiben unterwegs. Gespräche laufen über Impfungen an Bahnhöfen, zum Beispiel von Berufspendlern. Von diesem Mittwoch an wird es in vielen Impfzentren auch wieder möglich, über das Portal www.impfen-sh.de direkt Termine zu buchen. Alternative ist die Hotline 0800 455 6550.

Corona-Krise: Impftempo im Norden verlangsamt

„Das nachlassende Tempo bei der Impfkampagne gibt Anlass zur Sorge“, meinte unterdessen die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Birte Pauls. „Man hätte den Menschen schon viel früher eine flexiblere Terminvergabe ermöglichen können.“ Der Landesregierung fehle hier ein Konzept.

Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Praxis impft Passanten auf der Straße

Grünen-Landeschefin Anna Tranziska forderte mehr Solidarität mit Kindern und Jugendlichen. Sollte die Ständige Impfkommission für sie eine allgemeine Impfempfehlung aussprechen, seien niedrigschwellige Impfangebote wichtig, um die vierte Welle niedrig zu halten und Präsenzunterricht an Schulen zu gewährleisten. „Schulen und Familienzentren sind dafür geeignete und gute Orte.“ (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp