Hamburgerinnen auf dem Weg ins Impfzentrum in den Messehallen.
  • Hamburgerinnen auf dem Weg ins Impfzentrum in den Messehallen.
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Impfquote: So will Hamburg jetzt 80 Prozent schaffen

Hamburg impft fleißig, einige Lockerungen sind möglich –  doch ein Ende der Anstrengungen ist noch nicht in Sicht. Nach Einschätzung von Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) müssen mehr Menschen erreicht werden, um an der erhofften Impfquote von 80 Prozent zu kratzen. Die Stadt will deshalb jetzt die Impfkampagne ausweiten.

Mit welcher Impfquote kann Hamburg rechnen?

Hamburgs Sozialsenatorin rechnet damit, dass Hamburg „mit viel Anstrengung“ eine Impfquote von etwa 80 Prozent erreichen kann. „Jedes Prozent darüber ist supergut“, so Leonhard. Das Robert-Koch-Institut hält angesichts der ansteckenderen Delta-Variante zur Eindämmung des Virus eine Impfquote von 85 Prozent für ratsam. Bis jetzt haben etwa 60 Prozent der 1,9 Millionen Hamburger:innen mindestens eine Impfung bekommen.

15 Prozent der Bevölkerung können sich nicht impfen lassen, weil sie zu jung sind oder besondere Erkrankungen haben, sagte Leonhard. Es blieben also noch 20 Prozent über, von „denen fünf wahrscheinlich harte Impfverweigerer sind“. Also gebe es ein Potenzial von zehn bis 15 Prozent, die man mit der richtigen Ansprache noch erreichen könne.

Wie sollen die letzten Prozent erreicht werden?

Für Leistunsgempfänger:innen im Jobcenter sollen laut Leonhard am Wochenende nochmal 42.000 Impfeinladungen rausgehen. Billstedt-Horn, Harburg mit Süderelbe, Mitte, Lurup-Altona und Bramfeld seien die ersten fünf. „Am Ende wollen wir das aber in allen Jobcentern anbieten“, so die Senatorin.

Weiterhin seien Impftermine in Bürgerhäusern geplant. Die ersten soll es in Bergedorf, Altona, Lurup und Neuallermöhe geben. Zusätzlich folgen besondere Zielgruppenimpfungen mit Erntehelfer:innen oder Seeleuten. „Bei den Seeleuten weiten wir das Angebot auf die Passagierschiffahrt aus“, so Leonhard.

Sind in Hamburg weitere Lockerungen geplant?

Der Senat berate momentan darüber, was sich noch an Lockerungen anbietet, sagte Leonhard. „Große Schritte“ seien aber nicht zu erwarten, da die Infektionszahlen derzeit steigen. Mögliche Bereiche für weitere Lockerungen seien körpernahe Dienstleistungen oder die Sperrstunden. „Maskenfrei einkaufen oder eine Öffnung der Clubs sehe ich noch nicht. Wenn es irgendwo ein hohes Ansteckungsrisiko gibt, dann ist das leider abends im Club“, so Leonhard.

Wird es in Hamburg auch Impfungen ohne Termin geben?

In den Nachbarländern Niedersachen oder Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit immer mehr Impfungen auch ohne Termin angeboten. In Hamburg sei das „perspektivisch sicher vorstellbar“, sagte Leonhard. Aktuell arbeite die Sozialbehörde an einer „Handwerker-Impfstunde“. „Am frühen Morgen oder späten Abend können sich dann Handwerker ohne Termin impfen lassen, die tagsüber keine Zeit haben“, so die Senatorin.

Wann gibt es für alle Kinder ein Impfangebot?

Aktuell empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung für Kinder von zwölf bis 17 Jahren nur bei bestimmten Vorerkrankungen. Generell dürfen sich Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und Ärzt:innen individuell für eine Impfung entscheiden. Für Kinder unter zwölf gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.

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Der beste Schutz für die Kinder besteht laut Leonhard momentan darin, dass sich möglichst viele Erwachsene impfen lassen. „Die Stiko wartet bis Ende des Sommers damit, ob sie die Empfehlungen für Kinder und Jugendliche nochmal verändert. Dann gibt es Daten über die Wirkung nach angepasster Dosierung. Das halte ich für richtig“, sagte Leonhard.

Kommt bald eine Impfpflicht für bestimmte Berufe?

Der Humangenetiker Wolfram Henn vom Deutschen Ethikrat fordert eine Impfpflicht für das Personal in Kitas und Schulen. Hintergrund ist die Debatte darüber, wie Infektionen bei Minderjährigen und eine Weitergabe des Virus in die Familien eingedämmt werden können. „Eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sehe ich im Moment noch nicht“, sagte Leonhard. Beim Pflege- und Kitapersonal gebe es sehr gute Impfquoten von über 70 Prozent. Es könnte aber in einer Pandemie eine Situation geben, in der eine Impfpflicht wie bei Masern für bestimmte Berufe gesetzlich geregelt werde.

Müssen Impfungen demnächst aufgefrischt werden?

Die Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech hatten mitgeteilt, dass sie von einem Rückgang der Schutzwirkung des Impfstoffs nach einem halben Jahr ausgingen. Innerhalb von sechs bis zwölf Monaten sei daher wahrscheinlich eine dritte Dosis nötig.

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„Man geht davon aus, dass im Herbst eine Auffrischung für diejenigen erforderlich sein könnte, die immunschwach sind oder sehr alt“, sagte die Sozialsenatorin. Bis Ende Juli erwarte sie hierzu Empfehlungen. Als erstes würden dann die Bewohner:innen von Seniorenheimen mit mobilen Impfteams besucht werden. Für ganz junge Menschen sei eine Auffrischung vielleicht nicht nötig, bei allen anderen womöglich einmal pro Jahr, wie bei einer Grippe-Impfung.

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