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Blitz-Hochzeit am 22.2.: Stadtpastor Johannes Ahrens (r.) steht zusammen mit dem Brautpaar Manuela (l.) und Thomes Niedorf in der Flensburger St. Nikolai-Kirche.
  • Stadtpastor Johannes Ahrens (r.) steht zusammen mit dem Brautpaar Manuela und Thomes Niedorf in der Flensburger St. Nikolai-Kirche.
  • Foto: dpa/ Frank Molter

Frisch verliebt, spontan getraut: Blitz-Hochzeiten zur Schnapszahl

Ein besonderes Datum fordert besondere Aktionen. Nicht nur die Standesämter, auch Kirchen haben am 22.2.22 Extraschichten eingelegt – und frisch standesamtlich Verheiratete und langjährige Ehepaare dazu eingeladen, sich spontan kirchlich trauen zu lassen. Klappt das?

Hochzeiten sind normalerweise Feste, die mit viel Vorlauf und akribisch geplant werden. Doch vielleicht locken niedrigschwellige Angebote ohne lange Vorgespräche auch Menschen an, zumal an einem besonderen Datum? Kirchen in Schleswig-Holstein, aber auch anderswo, haben am 22.2.22 Spontantrauungen angeboten. Die einzige Voraussetzung: Die Paare müssen zur Kirche die standesamtliche Urkunde mitbringen. Für Musik, Dekoration und alles weitere ist gesorgt. Und sogar an den Sekt für hinterher wird beispielsweise in Flensburg gedacht. Gläser und Piccoloflaschen stehen in der Kirche St. Nikolai parat.

22.2.22: Sonderschichten für Standesämter und Kirchen

Flensburgs Stadtpastor Johannes Ahrens und Pastorin Birgit Lunde von der St.-Petri-Kirche stehen hier bereits am Vormittag bereit, um heiratswillige Paare zu trauen. Im Lübecker Dom und in Basthorst im Kreis Herzogtum Lauenburg sind Spontantrauungen für den Nachmittag und Abend geplant. Das Konzept scheint zu funktionieren. Sowohl in Flensburg als auch in Lübeck haben sich einige Paare gefunden, die das Angebot nutzen wollen.


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In St. Nikolai auf dem Südermarkt in Flensburg sind verschiedene Stationen aufgebaut. Auf einem Tisch liegen rote Herzen aus Karton mit Trausprüchen zum Aussuchen drauf. Auch eine Art Checkliste gibt es, die vor der eigentlichen Trauung abgearbeitet wird: Möchte das Paar Musik, wie will es in die Kirche einziehen, will es Ringe tauschen und sich küssen? Ein kurzes Vorgespräch gibt es ebenfalls, wenn auch nicht so ausführlich. Alles ist knapper gehalten, schlichter, aber nicht unpersönlich. „Den Menschen, die hierherkommen, glaube ich, geht es vor allem um den Moment des Segens“, sagt Ahrens. Das Drumherum rückt in den Hintergrund.

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Das erste Paar, das sich an diesem Vormittag in Flensburg trauen lässt, sind Manuela und Thomas Niedorf aus dem nordfriesischen Neugalmsbüll. Die beiden sind bereits seit 17 Jahren standesamtlich verheiratet. Die kirchliche Trauung wollten sie eigentlich zur Silberhochzeit im Schleswiger Dom nachholen, erzählt Thomas Niedorf. Doch zu dem Jubiläum ist der Zeitsoldat nicht mehr im Dienst. Und seine Frau habe so gerne gewollt, dass er in Uniform heirate, sagt der 47-Jährige.

Als er dann vor zwei Wochen bei Facebook gelesen hat, dass es in Flensburg die Möglichkeit gibt, spontan am 22.2.22 zu heiraten, haben er und seine Frau die Chance ergriffen. Über Ebay-Kleinanzeigen kauften sie ein Hochzeitskleid. Gesprochen haben sie im Vorfeld nicht mit den Pastoren, nur gefragt, ob sie den ersten Termin des Tages reservieren könnten.

Flensburg: Blitz-Hochzeiten im 15-Minuten-Takt

Nach dem kurzen Vorgespräch zieht das Paar hinter Pastor Ahrens zur Musik in die Kirche ein. Etwa eine Viertelstunde später ist die Zeremonie schon vorbei. Die Niedorfs sind glücklich. „Es ist sehr schön. Mehr als erwartet. Ganz, ganz toll“, sagt Thomas Niedorf. Seine Frau nickt zustimmend. Tränen in den Augen. Die kleine Hochzeitsgesellschaft zieht weiter, will noch ein paar Fotos machen und anschließend zu Hause feiern. Die Pastoren und ihr Team warten derweil auf das nächste Paar.

Auch Maiko (l.) und Sabrina Pieruszka haben spontan in Flensburg geheiratet. dpa/ Frank Molter
Auch Maiko (l.) und Sabrina Pieruszka haben spontan in Flensburg geheiratet.
Auch Maiko (l.) und Sabrina Pieruszka haben spontan in Flensburg geheiratet.

„Eigentlich war es gar nicht mit Anmeldung gedacht, sondern wirklich als Spontantrauung“, sagt Ahrens. Dann habe es aber auch Anfragen nach einem festen Termin gegeben, die erfüllt worden seien. „Aber es gibt noch immer die Möglichkeit, sich sozusagen spontan hier einzufinden.“

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Und genau diese nutzt das zweite Paar dieses Vormittags. Maiko und Sabrina Pieruszka haben am Morgen um 5.45 Uhr eine WhatsApp seiner Mutter geschickt bekommen. Inhalt: Ein Zeitungsartikel, der auf die Aktion hinweist. Die beiden sind seit fünf Jahren standesamtlich verheiratet, erwarten ein Kind. Wie und wo sie nach der Trauung weiter feiern, wissen sie noch nicht. Der Tag werde genauso spontan weitergehen, wie er begonnen habe, sagen sie.

Pastorin Lunde ist zufrieden mit der Resonanz. „Ich finde, dass ist für eine relativ spontan geplante Aktion ein relativ gutes Ergebnis“, sagt sie allein mit Blick auf die fünf Paare, die sich zuvor angemeldet haben. Da waren Maiko und und Sabrina Pieruszka noch gar nicht da. „Normalerweise haben wir in St. Petri fünf Hochzeiten im Jahr, und heute haben wir fünf am Tag. Das ist schon ganz gut.“ Und während der Coronazeit habe es in ihrer Kirchengemeinde sogar nur eine einzige Hochzeit gegeben.

Pastoren unterstützten niedrigschwellige Kirchen-Angebote

Lunde und Ahrens finden diese niedrigschwellige Angebote wichtig, nicht nur für Hochzeiten, auch für das Spenden von Segen. Ahrens berichtet davon, wie er vor Corona einmal in einem leerstehenden Geschäft in einem innerstädtischen Einkaufszentrum Passanten die Möglichkeit gegeben habe, sich spontan von ihm segnen zu lassen. Dies sei gut angenommen worden. „Das zeigt für mich, dass wir als Kirche absolut gefragt sind, aber unsere Angebote überprüfen sollten“, meint er. „Sind unsere Schwellen auch wirklich niedrig genug?“

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