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Menschen gedenken den Opfern und Verletzten der Messerattacke in Brokstedt.
  • Menschen gedenken den Opfern und Verletzten der Messerattacke in Brokstedt.
  • Foto: dpa

Messerattacke in Brokstedt hat politisches Nachspiel – 500 Menschen bei Trauerfeier

Die Messerattacke in Brokstedt wirft weiter viele Fragen auf. Eine stellte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ganz direkt bei einer Trauerfeier am Freitag: „Warum sind Menschen, die so gewalttätig sind, noch hier in Deutschland?“ Eines scheint derweil sicher: Der Umgang der Behörden aus Nordrhein-Westfalen und Hamburg wird ein politisches Nachspiel haben.

Nur Tage vor der Tat in Brokstedt war Ibrahim A. (33), der mutmaßliche Täter, aus der U-Haft in Hamburg entlassen worden. Ein psychiatrisches Gutachten besagte, dass von ihm keinerlei Gefahr ausgehe. Die Justizbehörde um Anna Gallina (Grüne) gerät dafür vermehrt unter Druck. Der Justizausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft wird sich am kommenden Donnerstag mit dem Fall befassen. Dort will auch Gallina zu den Aspekten der Tat berichten, sagte sie.

Messer-Tat hat politisches Nachspiel – Trauerfeier in Brokstedt

In Düsseldorf will der Rechtsausschuss des hiesigen Landtags zu einer Sondersitzung zusammenkommen. SPD und FDP betonen in ihrem Antrag für die Sitzung am nächsten Dienstag, dass A. „ein justizbekannter Mehrfachstraftäter ist, der insbesondere auch in Nordrhein-Westfalen bereits in erheblichem Maße auffällig geworden ist“. Die Parteien erwarten von der Landesregierung „einen umfassenden schriftlichen Bericht“ zu Vorwürfen und Strafverfahren, die gegen A. aktenkundig geworden sind.

Ibrahim A. war Ende 2014 nach Deutschland gekommen und hat die ersten Jahre seines legalen Aufenthalts – er hat hier einen Asylantrag gestellt – in Euskirchen (NRW) gelebt und die meiste Zeit als Paketbote gearbeitet. Dort war er nur wenige Monate nach seiner Ankunft aber schon strafauffällig geworden.

Seit seiner Einreise sind mindestens elf Ermittlungsverfahren gegen den 33-Jährigen eingeleitet worden, darunter wegen Körperverletzung, sexueller Nötigung, Bedrohung, Diebstahl und Drogendelikten. Viermal wurde er verurteilt, zuletzt im vergangenen Jahr in Hamburg wegen eines Messerangriffs auf einen Obdachlosen.

Er ging in Berufung, das Verfahren ist noch nicht rechtskräftig. Weil er aber bereits annähernd die an ihm verhängte Strafe in U-Haft absaß und man ihm eine offenbar günstige Sozialprognose diagnostizierte, kam er frei.

Ermittler der Spurensicherung in dem Regionalzug in Brokstedt. (Archivbild) dpa
Ermittler der Spurensicherung in dem Regionalzug.
Ermittler der Spurensicherung in dem Regionalzug in Brokstedt.

Zu den Hintergründen der Tat schweigt Ibrahim A. Daher könne man laut Polizei noch keine Rückschlüsse auf sein Motiv ziehen. Einen terrorristischen Hintergrund schließt A.s Anwalt aber aus: „Er trägt sicher kein politisches oder religiöses oder terroristisches Motiv in sich“, so Björn Seelbach. Für möglich halte er hingegen, dass A. bei der Tat wütend und außer sich war. Er könne auch psychisch krank sein oder unter Drogeneinfluss gestanden haben.

Am Freitag fand in der Kirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Brokstedt eine Andacht für die Opfer statt, zu der sich rund 500 Menschen in und vor der Kirche versammelten. Darunter befanden sich auch Schleswig-Holsteins stellvertretende Ministerpräsidentin und Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) und Sozialministerin Aminata Touré (Grüne).

Monika Heinold (Grüne), Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) und Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). dpa
Monika Heinold (Grüne), Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) und Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).
Monika Heinold (Grüne), Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) und Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).

Vorher war Bildungsministerin Karin Prien mit Schülern und Lehrern der Gewerblichen Schule der Stadt Neumünster zusammengekommen, die auch die beiden Todesopfer aus dem Zug, eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger, besucht hatten. Dabei habe sie „ein allgemeines Gefühl der Angst und der Verunsicherung“ wahrgenommen, sagte die CDU-Politikerin.

Kerzen werden in Gedenken an die Opfer angezündet. dpa
Kerzen werden in Gedenken an die Opfer angezündet.
Kerzen werden in Gedenken an die Opfer angezündet.

Ibrahim A. sitzt seit Donnerstag erneut in U-Haft. Der Vorwurf: zweifacher heimtückischer Mord und versuchter Totschlag in vier Fällen. Die Ermittlungen dauern an.

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