Lachmöwen sitzen auf einer Stange. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance / Zoonar | CHRISTIAN DECOUT

Kot, Gestank, Mensa gesperrt: Hunderte Möwen machen Leben an Uni zur Qual

Eine große Lachmöwenkolonie an der Mensa II der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) sorgt aktuell für Ärger. Während 2019 nur wenige Möwen auf dem Dach brüteten, ist die Population seitdem drastisch angestiegen, wie eine Sprecherin des Studentenwerks Schleswig-Holsteins mitteilte. Bereits im vergangenen Jahr habe es große Probleme gegeben und dieses Jahr sei die Anzahl der Möwen noch einmal enorm angestiegen.

Mit dem Anstieg der Population hat den Angaben zufolge auch die Verunreinigung durch die Möwen dramatisch zugenommen. Dies stellt aus Sicht des Studentenwerks ein nicht unerhebliches gesundheitliches Risiko für Beschäftigte und Gäste dar. Der Außenbereich der Mensa sei auf Empfehlung des Gesundheitsamtes der Stadt Kiel gesperrt worden. Zuvor hatten die „Kieler Nachrichten“ berichtet.

30.000 Euro wegen Möwenkot

„Eingangsbereiche, Außenwände, Sitzgelegenheiten vor der Mensa und Fahrzeuge sind durch den Möwenkot stark in Mitleidenschaft gezogen“, sagte die Sprecherin. Eine Fassadenreinigung belaufe sich auf rund 30.000 Euro. „Ein Betrag, der für uns als gemeinnütziges Unternehmen nicht Jahr für Jahr zu stemmen ist, zumal wir uns zu einem Teil aus Studierendengeldern finanzieren.“

Nicht zuletzt fühlten sich Gäste, Mitarbeitende und Lieferantinnen und Lieferanten durch die lauten Tiere, den Kot sowie die damit einhergehenden Gerüche belästigt. Es lägen bereits schriftliche Beschwerden vor.

Der Leiter des Geschäftsbereichs Gebäudemanagement der Uni Kiel, Uwe Pfründer, sagte, „wir leben bereits seit vielen Jahren mit Möwen auf dem Campusgelände und sind immer wieder mit den Herausforderungen im Zusammenleben zwischen Mensch und Tier konfrontiert.“ Seinen Angaben zufolge verbringen Möwen etwa vier Monate im Jahr auf dem Campus, davon etwa zweieinhalb Monate mit dem Brüten und der Aufzucht ihrer Jungen. Aufgrund zunehmender Bebauung der Ostseeküste seien besonders Flachdächer bei den Tieren als Brutplatz beliebt, weil sie dort ungestört sind. Für die restlichen acht Monate im Jahr ziehen die Tiere zu ihren Futterplätzen in der Natur abseits der Stadt Kiel.

Größte Lachmöwenkolonie im Bereich der Ostseeküste

Auf dem Dach der Mensa II ziehen laut Pfründer seit Ende März etwa 780 Lachmöwenpaare ihre Jungtiere auf. „Im Schnitt rechnen wir mit etwa einem Jungtier pro Paar. Das macht die Gesamtzahl der Tiere zur größten Lachmöwenkolonie im Bereich der Ostseeküste und des Binnenlandes Schleswig-Holsteins – sie ist daher besonders schützenswert.“ Auch, weil der Bestand an Lachmöwen im Bereich der Nordseeküste rückläufig sei.

Pfründer betonte, man bedauere die Auswirkungen der großen Zahl an Lachmöwen im Bereich der Mensa II, man sei aber hinsichtlich schneller Lösungen eingeschränkt: „Aufgrund der Besonderheit der Kolonie und dem naturschutzrechtlichen Schutz der Tiere während der Brutzeit können wir sie nicht kurzfristig vom Dach der Mensa II vertreiben.“

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Die Aufzuchtzeit der Kolonie endet in etwa drei Wochen. Dann werden die flugreifen Jungtiere und ihre Eltern das Dach zunehmend verlassen und an ihre Futterplätze ziehen. Danach gehe es darum, für die kommende Brutsaison eine Lösung zu finden. Dazu ist es wichtig eine geeignete Alternativfläche für die Tiere zu identifizieren. „Im Gespräch mit allen Beteiligten wollen wir eine schnelle und gute Lösung finden“, sagte Pfründer. (dpa/mp)

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