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  • Sophie Backsen (21) von der Insel Pellworm. 
  • Foto: Gordon Welters / Greenpeace

Klimaschutz: Wie Sophie (22) sich mit der Bundesregierung anlegte – und gewann

Pellworm/Karlsruhe –

Wenn Sophie Backsen (22) aus dem Fenster schaut, sieht sie plattes Land und einen Deich, acht Meter hoch. Dieser grüne Wall ist eines Tages vielleicht ihre Lebensversicherung. Sophie Backsen lebt auf der Insel Pellworm. Weil ihr die Klimaschutzgesetze in Deutschland nicht weit genug gehen, hat die Studentin mit acht anderen jungen Menschen beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde eingereicht – mit Erfolg.

„Der steigende Meeresspiegel wird Pellworm irgendwann bedrohen. Man kann den Deich ja nicht unendlich höher bauen“, sagt Sophie Backsen, Studentin der Agrarwissenschaften.

Die Nordsee-Insel liegt zum großen Teil einen Meter unter Normalnull. Bei einem Deichbruch, ausgelöst durch zunehmende Sturmfluten, könnte die Insel volllaufen wie eine Badewanne. 

Klimawandel: Regierung muss Gesetze nachbessern

Die Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung gehen der Tochter zweier Bio-Landwirte nicht weit genug. Gemeinsam mit ihren drei Brüdern (16-21), zwei Landwirten aus dem Alten Land, Klimaaktivistin Luisa Neubauer sowie zwei weiteren jungen Leuten hat sie deshalb eine Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht eingereicht, unterstützt von Greenpeace und weiteren Organisationen. 

Die Richter urteilten am Donnerstag: Das Bundes-Klimaschutzgesetz greift zu kurz. Die Politik muss nun beim Klimaschutz nachbessern, um die Freiheitsrechte der künftigen Generationen zu schützen. Bis Ende 2022 muss der Gesetzgeber die Reduktionsziele für Treibhausgasemmissionen nach 2030 näher regeln. 

Studentin aus Pellworm legt sich mit Regierung an

Sophie Backsen klingt am Telefon sehr zufrieden. „Heute bin ich sehr glücklich über die Entscheidung und bin total überwältigt“, sagt sie. Wirksamer Klimaschutz müsse jetzt umsetzt werden und nicht erst in zehn Jahren, sagt sie.

Familie Backens aus Pellworm

Sophie Backsen mit ihrer Familie: Bruder Hannes (v.l.), Vater Jörg, Mutter Silke, Bruder Jakob und Bruder Paul. 

Foto:

Gordon Welters / Greenpeace

Schon lange engagiert sich Familie Backsen, die auf der Insel einen Bio-Bauernhof mit Rindern, Schafen und Ackerbau betreibt, für mehr Klimaschutz. Denn die Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt, haben sie direkt vor der Tür.

2017 sorgten Dauerregen und ein Sturm dafür, dass ein Drittel der Insel unter Wasser stand. Es folgte 2018 ein Hitzesommer mit weniger Getreide und zu wenig Futter für die Tiere.

Familie aus Pellworm: Klage bereits vor zwei Jahren

Gemeinsam mit anderen Biobauern-Familien und Greenpeace reichte Familie Backsen vor zwei Jahren deshalb Klage gegen die Bundesregierung beim Verwaltungsgericht in Berlin ein – und scheiterte. Ein juristisches Hintertürchen ließen die Richter aber offen. Die Freude darüber, dass der erneute Anlauf jetzt erfolgreich war, ist bei den Backsens riesig. 

Am Esstisch der Familie wurde schon immer viel über den Klimawandel und die Auswirkungen diskutiert. „Nässe in Herbst und Winter folgt Trockenheit im Frühjahr und Sommer. So ist es immer häufiger“, sagt Sophie Backsen. Jetzt im April sei es wieder zu trocken, das Bestellen der Ackerfläche schwierig. 

Der Bauernhof ist seit 1703 in Familienhand. Und so soll es auch bleiben. Alle vier Kinder haben Interesse, den Hof eines Tages zu übernehmen. Mit ihrer erfolgreichen Klage haben Sophie Backsen und ihre Geschwister nun dafür gesorgt, dass ihr Hof eine Zukunft haben kann. Und sie kündigt an: „Wir machen so lange weiter, bis wir vernünftige Klimaschutzgesetze haben.“

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