Felsen „Lange Anna” der Insel Helgoland

Auf der Insel Helgoland sprechen nur noch wenige Menschen Halunder, das Helgoländer Friesisch. Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

So soll KI eine norddeutsche Mundart vor dem Aussterben bewahren

Halunder, das Helgoländer Friesisch, wird nur noch von wenigen Menschen gesprochen. Ein junger Mann von der Insel will die Sprache vor dem Aussterben bewahren – mithilfe moderner Mittel.

Mit modernen Mitteln soll das Helgoländer Friesisch (Halunder) vor dem Aussterben bewahrt und für zukünftige Generationen zugänglich gemacht werden. Dazu hat der junge Insulaner Jakob Martens das Sprachprojekt Halunder.ai auf den Weg gebracht, wie die Stiftung Lange Anna mitteilte. 

KI wird mit Hilfe von Muttersprachlern trainiert

Mithilfe von Hochleistungsrechnern wurde den Angaben zufolge mit mehr als einer Million Wörtern, davon 40.000 „unique“ und gut 130.000 Satzpaaren trainiert, die aus mehr als 60 Jahren authentischer Sprachquellen stammen. Durchgesehen und bewertet wurden sie von Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern. Das Ergebnis sei ein datenschutzkonformer und benutzerfreundlicher Online-Übersetzer für Halunder. 


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Entwickler Martens sagte, technologische Lösungen allein könnten eine Sprache nicht vor dem Aussterben bewahren. „Aber sie können sie neu erlebbar machen für zukünftige Generationen, die ihr kulturelles Erbe zurückgewinnen möchten.“

Nur noch sehr wenige Menschen können Halunder aktiv sprechen

Halunder wird den Angaben zufolge nur noch von weit weniger als hundert Menschen – die meisten davon im fortgeschrittenen Alter – aktiv gesprochen. Die Helgoländerin und Vorstand Stiftung Lange Anna, Lena Dettmer, sagte „Helgoländisch ist eine meiner Muttersprachen und obwohl ich im Alltag inzwischen fast ausschließlich Hochdeutsch spreche, ist die emotionale Verbindung zur Sprache geblieben“. Deshalb freue sie sich sehr über Martens innovativen Ansatz, dem Helgoländisch neues Leben einzuhauchen.

„Er schafft einen Raum, in dem unsere Kinder vielleicht eines Tages alte Tagebücher oder Briefe vom Dachboden lesen und verstehen können“, sagte Dettmer weiter. „Das ist nicht nur ein Geschenk an unsere Geschichte, sondern auch eine Blaupause für den Erhalt bedrohter Sprachen weltweit.“

Weitere Projekte sind in Planung

Neben dem Übersetzungstool sind weitere Projekte zur Rettung der kleinen Sprache in Planung, wie die Stiftung weiter mitteilte. Dazu gehören eine Lernversion für Schulen und Sprachinteressierte sowie eine gesprochene Variante, mit der das Halunder auch klanglich erhalten werden soll. Auch für diese Phasen sollen demnach KI-Modelle in Zusammenarbeit mit Helgoländisch-Sprechern trainiert werden.

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Die Stiftung Lange Anna, die sich seit Jahren für den Schutz von Natur und Kultur auf Helgoland einsetzt, begleitet das Projekt eigenen Angaben zufolge aktiv und fördert die erste Entwicklungsstufe von Halunder.ai. (dpa/mp)

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